„Die Produktionsplanungen sind aus dem Takt“ – Marketingleiter über Engpässe

Wer seine Kunden nicht mit regionalen Ressourcen versorgt, hat es heutzutage nicht leicht. Engpässe und Lieferkettenprobleme bestimmen den Alltag der Unternehmen.
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Fabian Meiberg, Leiter Business Development und Marketing der Kuchenmeister GmbH in Soest.Foto: Kuchenmeister GmbH
Von 23. April 2022

Erst Nudeln und Toilettenpapier, jetzt Sonnenblumenöl und Weizenmehl. Seit über zwei Jahren gibt es immer wieder Lieferengpässe. Warnungen vor Hamsterkäufen machen die Sache nicht besser. „Wenn man denkt, etwas ist selten, dann ist es wertvoller“, sagte die Psychologin Anja Kluge gegenüber der „Abendzeitung München“.

Allein die Warnung vor Knappheit könnte diese auslösen, ohne dass tatsächlich ein Mangel vorliegt, gibt Kluge zu bedenken. Denn die meisten Menschen würden sich nicht die Mühe machen, zu recherchieren, ob die Schlagzeilen wirklich stimmen.

Massive Preiserhöhung bei Futtermitteln schlägt sich auf Kunden nieder

Epoch Times erkundigte sich bei Kuchenmeister GmbH nach der Lage. Das Unternehmen ist mit etwa 1.000 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber im Kreis Soest und eine der größten deutschen Bäckereien. Hier werden Kuchen- und Gebäckspezialitäten hergestellt; ein Sortiment für Groß und Klein, heißt es auf der Website, wozu auch die aus der Werbung bekannten YES Torty oder Koalabären gehören.

Nach Auskunft von Fabian Meiberg, Leiter Business Development und Marketing, haben alle Branchen aktuell mit Lieferengpässen verschiedenster Art zu kämpfen. Auch im Bäckereihandwerk seien Engpässe zu erwarten oder teilweise bereits Realität. „Durch Verschiebungen von Lieferterminen oder kurzfristige Verfügbarkeitsausfälle werden schon jetzt Produktionsplanungen aus dem Takt gebracht“, so Meiberg.

Aktuell wirken sich nach seinen Angaben die Lieferengpässe vor allem in Form von Preissteigerungen aus. „Wir als Bäckerei sind vor allem von börsennotierten Preisen für Getreide direkt betroffen.“ Aber auch Futtermittel für Hühner, deren Eier man für Kuchen benötige, seien von den massiv gestiegenen Preisen betroffen.

„Andere Produkte, wie zum Beispiel Sonnenblumenöl, sind aktuell gar nicht mehr zu bekommen“, weiß der Marketingleiter. Viele Hersteller weichen deshalb auf andere Öle aus, was wiederum zu Preissteigerungen für diese Produkte führe. „Letztendlich muss hier dann auch unser Kuchen für den Endverbraucher teurer werden.“

Lieferkettenprobleme seit Corona-Krise deutlich

Schon während der Corona-Krise wurden erste Schwachpunkte „in den sehr knapp aufeinander abgestimmten weltweiten Lieferketten deutlich“, erinnert sich Meiberg. Nun käme der Krieg in der Ukraine hinzu – das Land wird auch „Kornkammer Europas“ genannt, da dort ein großer Teil des europäischen Weizens produziert wird.

Derzeit liege die Infrastruktur in der Ukraine für den Export von noch vorhandenen Rohstoffen brach. Außerdem könnten aktuell keine Ernten eingefahren oder neue Saat ausgebracht werden. „Diese Folgen werden wir dann vor allem im nächsten Jahr weiterhin spüren“, prophezeit Meiberg.

Nicht zu unterschätzen seien auch die steigenden Energiepreise, die Industrie und Verbraucher stark treffen. Das Unternehmen, das schon seit Langem auf Nachhaltigkeit setzt, hat schon vor mehreren Jahren in puncto Energie umgestellt. In diesem Jahr werden 17 Diesel-LKW gegen Flüssiggas-LKW ausgetauscht.

Zudem verfüge Kuchenmeister GmbH über „ein sehr gutes und vorausschauendes Beschaffungsteam“. Zum Teil habe man sich bereits mit Rohstoffen und Kontrakten eingedeckt, wobei vor allem langjährige Partnerschaften mit zuverlässigen Lieferanten in der aktuellen Situation von Vorteil seien.

Ende des Hamstern, aber Lieferprobleme

Nach Auskunft des Handelsverband Deutschland (HDE) sind die Vorratskäufe vorerst beendet. „Das Kundenverhalten hat sich jetzt ein bisschen normalisiert“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Für ihn sei das Hamstern ein „offensichtlich deutsches Phänomen“, denn in Italien und Spanien beispielsweise seien die Regale voll.

Allerdings gebe es weitere Lieferschwierigkeiten. „88 Prozent der Unternehmen haben Probleme bei der Beschaffung von Waren“, so Genth. Neben dem Lebensmittelhandel seien besonders der Bau- und Heimwerkermarkt und die Möbelbranche betroffen.

Dies sei durch den Corona-Lockdown in China und die damit verbundene Schließung von Häfen begründet. Lieferzeiten könnten sich um sechs bis acht Wochen verlängern, was sich bis September hineinziehen werde. Damit wäre dann auch die Wintermode betroffen, die nicht nur aus China, sondern auch in Bangladesch, Myanmar oder Afrika hergestellt wird.

Kleines Land mit regionalem Markt

Nach Aussage des Geschäftsführers des Fachverbands des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer Österreich, Christoph Tamandl, ist sein Land von Engpässen wie Mehl und Speiseöl – anders als Deutschland – nicht betroffen. Nach wie vor könne man hier die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Getränken „jederzeit vollumfänglich und in gewohnter Qualität“ sicherstellen, berichtete er gegenüber Epoch Times. Preiserhöhungen ließen sich jedoch aufgrund der aktuellen Lage auch hier nicht vermeiden.

Ein Blick auf die maximalen Abgabemengen, die im Internet beispielsweise für METRO in Österreich veröffentlicht wurden, zeigt auch hier, dass es manche Produkte nicht unbegrenzt gibt – das gilt nicht nur für Speiseöl, Frittierfett und Mehl, sondern auch für Müllbeutel und Alufolie. Gehamstert wird jedoch nicht.

„Österreich ist ein viel kleinerer Markt und wir beziehen viele unserer Waren aus anderen, regionalen Kanälen“, schilderte Daniela Ebeert, Pressesprecherin der REWE International AG. Das Unternehmen gehört zur REWE Group und steuert neben den Geschäften in Österreich auch BILLA in Bulgarien, Slowakei, Tschechien, IKI in Litauen sowie Penny in Italien, Rumänien, Tschechien und Ungarn.

Was die Warenversorgung angeht, könne Ebeert aber nur für Österreich sprechen, denn die Länder ließen sich nicht gut vergleichen. Sowohl beim Selbstversorgungsgrad als auch in Beschaffungsstruktur und so weiter seien die Gegebenheiten sehr unterschiedlich. In Österreich beziehe man beispielsweise Öle zu 86 Prozent von inländischen Produzenten.

Wie wichtig zuverlässige Lieferketten sind, zeigt auch ein Beispiel aus Mecklenburg-Vorpommern. Am Osterwochenende verbreitete sich in den Medien die Nachricht, dass die Skipperin Tiemke Nijboer 540 Tonnen Bio-Roggen von Demmin nach Leeuwarden in die Niederlande transportierte. Dort soll das Getreide zu Mehl verarbeitet und an verschiedene Bäckereien geliefert werden. Sie freue sich über ihre Ladung, die sie der guten Versorgungslage in Deutschland verdanke. „Hier herrscht kein Mangel“, so die Skipperin.



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