Die Folgen der EZB-Entscheidung fürs Sparen und Geldleihen

Die Inflation im Euroraum flacht ab. Das könnte die Europäische Zentralbank (EZB) zur Leitzinssenkung verleiten. Ein Überblick über die Auswirkungen der Zinspolitik der EZB.
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) entscheidet nun über den weiteren geldpolitischen Kurs.
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) entscheidet über den weiteren geldpolitischen Kurs.Foto: Boris Roessler/dpa
Epoch Times3. Juni 2024

Trotz des Anstiegs der Inflation in der Eurozone im Mai rechnen Beobachter mit einer ersten Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag. Wie es danach weitergeht, ist allerdings unklar. Auswirkungen hat die Entscheidung der Notenbank auf die Verbraucher in Deutschland schon jetzt.

Worüber die EZB entscheidet

Das wichtigste Anliegen der europäischen Notenbank ist die Preisstabilität. Alle sechs Wochen berät sie darüber, was zu tun ist, um die Inflation auf dem Niveau von zwei Prozent zu halten oder dahin zurückzubringen. Hauptinstrument sind die Leitzinsen.

Davon setzt die EZB gleich drei fest: den für Sparer wichtigen Einlagenzins, den Hauptrefinanzierungssatz, zu dem Geschäftsbanken sich Geld bei der EZB leihen können, und den Spitzenrefinanzierungssatz zur kurzfristigen Beschaffung von Geld.

Bei der Sitzung am 6. Juni wird eine Zinssenkung erwartet, obwohl die Inflation im Euroraum zuletzt stärker war als prognostiziert – sie lag im Mai bei 2,6 Prozent.

Sparer bekommen weniger Zinsen

Wer sein Geld auf einem Tages- oder Festgeldkonto angelegt hat, konnte sich über hohe Zinsen freuen. Denn einige Banken hatten den hohen Einlagenzins von 4,0 Prozent an ihre Kunden weitergegeben.

Zwar gab es diese Angebote auch zuletzt noch, allerdings zunehmend mit nur kurzer oder gar keiner Zinsgarantie. Senkt die EZB ihre Leitzinsen, passen auch die Geschäftsbanken ihre Sparzinsen weiter an.

Diese Bewegung ist bereits im Gange: „Die EZB hat diesen Schritt mehrere Monate im Voraus vorbereitet, insofern konnten sich die Marktakteure sowie Wirtschaft und Öffentlichkeit auf die Zinswende vorbereiten“, sagt Elmar Völker von der Bank LBBW. Viele Bankinstitute hätten den Zinssenkungen vorgegriffen.

Der Mittelwert beim Tagesgeld von 136 Kreditinstituten lag laut der Finanzberatung FMH Ende Mai bei 2,13 Prozent. Bei den Sparkassen und regionalen Genossenschaftsbanken gab es häufig deutlich weniger.

Beim Festgeld bekamen die Kunden den FMH-Angaben zufolge im Schnitt 2,85 Prozent bei einer Laufzeit von einem Jahr; je nach Anbieter waren bis zu 3,6 Prozent möglich. Ende vergangenen Jahres lagen die Durchschnittswerte hier noch deutlich über drei Prozent.

Bauzinsen und Kredite

Mit dem Hauptrefinanzierungssatz der EZB können sich Geschäftsbanken Geld bei der Zentralbank leihen. Diese Kosten werden dann wiederum an die Kunden weitergegeben.

Nach Angaben des Darlehensvermittlers Dr. Klein ist die anstehende Zinssenkung auch in die aktuellen Bauzinsen eingepreist: Im Oktober 2023 lagen die Bauzinsen noch deutlich über vier Prozent, zum Jahresende sanken sie, bewegten sich seitwärts und gingen zuletzt wieder leicht nach oben.

Derzeit liegt der effektive Jahrestopzins bei einer Zinsbindung von zehn Jahren nach Angaben von Dr. Klein bei 3,45 Prozent. Der Mittelwert bei FMH lag Ende Mai bei 3,65 Prozent und damit etwas über der Zahl von Anfang Mai.

Gute Nachrichten für verschuldete Staaten

Wie bei den Haushalten sind auch die Staaten und ihre Finanzen eng mit der Politik der EZB verbunden. Auch hier haben die Märkte die Entscheidung der Währungshüter bereits vorweggenommen.

Ende des vergangenen Jahres bereits fielen die Renditen für Staatsanleihen. „Seit Jahresstart 2024 gab es allerdings wieder eine Gegenbewegung, weil die anfänglich ausgebrochene Zinssenkungseuphorie doch etwas überzogen war“, sagt Völker. Trotzdem dürften Zinssenkungen die Kreditbedingungen für Staatsanleihen lockern.

Weitere Zinsschritte

Die erste Zinssenkung im Juni gilt als ausgemacht. Auf einen weiteren Senkungspfad wollten sich die Notenbanker der EZB aber nicht festlegen lassen und verwiesen dabei wiederholt auf den datenbasierten Ansatz der Entscheidungen.

Für weitere Lockerungen wird die EZB „vor allem ein Abklingen des hohen Preisdrucks bei den Dienstleistungen sehen wollen“, vermutet die Chefvolkswirtin der staatlichen Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib. (afp)

 



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