Die EZB feiert am 1. Juni ihr 20-Jähriges Bestehen

Die Europäische Zentralbank wird 20 – ein Blick in die Geschichte. 2008 brach sie ein Tabu: Kritiker werfen der Bank vor, die Staaten mit der Notenpresse zu finanzieren. Das oberste Ziel der EZB ist es, die Inflationsrate stabil bei zwei Prozent zu halten.
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Das Gebäude der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main, 15. Mai 2018.Foto: YANN SCHREIBER/AFP/Getty Images
Epoch Times30. Mai 2018

Am Freitag wird die Europäische Zentralbank (EZB) 20 Jahre alt. Die Notenbank blickt auf eine Geschichte voller Krisen und Konflikte zurück.

Von den ersten Plänen für eine gemeinsame europäische Währung bis zum Start dauerte es knapp 30 Jahre. Am 1. Juni 1998 nahm die EZB offiziell ihre Arbeit auf.

Ein Niederländer, Wim Duisenberg, wurde der erste Präsident und übernahm von den nationalen Zentralbanken die Kontrolle über die gemeinsame Währungspolitik. Sein oberstes Ziel: Vertrauen in den Euro schaffen, der seit 1999 als Buchgeld neben den nationalen Währungen fungierte.

2002 gab es den ersten Euroschein

Nach der Einführung ging der Euro-Wert zunächst auf Talfahrt und erreichte 2000 mit 0,83 US-Dollar seinen historischen Tiefstand. So musste die EZB den Euro gleich zu Beginn stützen, indem sie den Leitzins senkte (von 4,75 auf 2,0 Prozent).

Den Startproblemen zum Trotz durfte Duisenberg 2002 den ersten Euroschein als einheitliches Zahlungsmittel für zunächst zwölf Staaten unterschreiben.

Danach ging es mit dem Euro bergauf, gestützt durch ein starkes Wirtschaftswachstum. Die Finanzkrise 2007/2008 in den USA markierte auch den Höchststand des Euro: 1,60 Dollar war er damals wert.

Tabu gebrochen: Aufkauf von Staatsanleihen ab 2010

Der zehnte Geburtstag 2008 wurde zur Zeitenwende für die EZB. Hatte EZB-Chef Jean-Claude Trichet im Juli den Leitzins noch auf 4,25 Prozent erhöht, musste er ihn Ende des Jahres bis auf 1,0 Prozent absenken, um so die Konjunktur zu stützen.

Gleichzeitig gerieten die Banken in zahlreichen Euroländern in Schieflage – und die dortigen Staatsfinanzen gleich mit.

Weil Investoren sich von Staatsanleihen der Krisenstaaten wie Griechenland, Spanien, Italien und Irland trennten, aber niemand sie haben wollte, kaufte die EZB ab Mai 2010 selbst Anleihen der betroffenen Länder.

Damit brach sie ein vermeintliches Tabu: Kritiker warfen der EZB vor, die Staaten mit der Notenpresse zu finanzieren. Die Käufe beruhigten zwar vorerst die Märkte, innerhalb der EZB taten sich aber Gräben auf.

Alles tun um die Währungsunion zu erhalten

Als sich die Staatsschuldenkrise 2012 verschärfte, kündigte der neue EZB-Chef Mario Draghi im Juli in einer vielbeachteten Rede an, die EZB werde innerhalb ihres Mandats alles tun („Whatever it takes“), um die Währungsunion zu erhalten.

Kurz darauf legte die EZB ein neues Programm zum Kauf von Staatsanleihen auf.

Bundesbank-Chef Jens Weidmann wurde zum schärfsten Kritiker, konnte sich aber nicht durchsetzen. In Deutschland zogen zahlreiche Kläger vor das Bundesverfassungsgericht, das letztlich allerdings entschied, dass die EZB ihr Mandat nicht verletzt hatte.

Oberstes Ziel: Inflationsrate soll auf 2 Prozent gehalten werden

Das oberste Ziel der EZB ist es, die Inflationsrate stabil bei zwei Prozent zu halten. Die Teuerungsrate ging mit den Krisenmaßnahmen der EZB allerdings auf Talfahrt. Draghi reagierte mit drastischen Mitteln.

Im Juli 2014 führte er Strafzinsen für Banken ein, die ihr Geld bei der Zentralbank parken.

Im November übernahm er die oberste Aufsicht für die größten Banken. Im Januar 2015 beschloss die EZB ein umfangreiches Programm zum Ankauf von Firmen- und Staatsanleihen, das seitdem dutzende Milliarden Euro jeden Monat in den Markt pumpt. Im März 2016 sank der Leitzins schließlich auf 0,0 Prozent.

Seit 2009 hat die EZB rund 2,5 Billionen Euro ins System gepumpt.

Keine Feier für die Öffentlichkeit

Die Krise ging auch nicht spurlos an der EZB selbst vorüber. Als sie Anfang 2015 ihr neues Gebäude im Osten von Frankfurt am Main eröffnete, erschütterten Krawalle die Bankenmetropole.

Kurz darauf gelang es einer Aktivistin, Draghi bei einer Pressekonferenz mit Konfetti zu bewerfen. Zum Jubiläum am Freitag wird wohl kein Konfetti fliegen: Zumindest für die Öffentlichkeit ist keine Feier geplant.

(afp)



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