DHL kaufte unpassendes Computersystem: IT ist kein Selbstzweck
Ein Fehlgriff beim neuen Computersystem droht die Deutsche Post im Frachtgeschäft um Jahre zurückzuwerfen. Bis eine neue Lösung komplett läuft, kann es „ein paar Jahre dauern“, sagte Finanzchef Larry Rosen in einer Telefonkonferenz.
Zuvor hatte das Unternehmen seine Gewinnziele durch einmalige Abschreibungen auf eine Größenordnung von 2,4 Milliarden Euro reduziert.
Die Börse reagierte enttäuscht. Die Post-Aktie sackte zum Handelsauftakt um mehr als 3 Prozent auf 26,8 Euro ab. Für das laufende Jahr rechnet das Post-Management mit gut einer halben Milliarde Euro weniger Gewinn als zuletzt. Die ursprüngliche Prognose hatte Appel wegen der wochenlangen Streiks bereits im August kassiert.
Mit der nun getroffenen Maßnahme wolle die Post vorbeugen für spätere Belastungen, hieß es. Für 2016 geht der Vorstand aber weiterhin von einem operativen Ergebnis in einer Bandbreite von 3,4 Milliarden bis 3,7 Milliarden Euro aus. „Nächstes Jahr werden sich einige Sondereffekte nicht wiederholen“, begründete Rosen den Optimismus. Dabei nannte er etwa die Auswirkungen der wochenlangen Streiks.
Für die Umstellung der DHL-Frachtsparte auf neue Computersysteme und Geschäftsabläufe muss sich die Konzernspitze voraussichtlich etwas Neues überlegen. Die bisherigen Pläne haben nach Ansicht des Managements kaum Aussicht auf Erfolg. „Das grundlegende Ziel ist nicht, die IT zu verbessern, sondern die Verbesserung unserer Profitabilität“, sagte Rosen. Die neuen Systeme seien kein Selbstzweck.
Dem Finanzvorstand zufolge verspricht das bisher vorgesehene System mit dem Namen NFE kaum positive Ergebniseffekte. Daher denkt die Post-Spitze nun über eine „flexible IT-Architektur“ nach, die bestehende Systeme verbessert und zusammenführt. Sie soll auch bereits verfügbare Systeme integrieren, die sich in der Speditionsbranche bewährt hätten. (dpa)
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