Deutsche shoppen bei Temu und Shein – mit großen Bedenken
Bei Verbrauchern in Deutschland erfreuen sich Shopping-Portale wie Shein und Temu großen Zulaufs. Wie ist ihre Beliebtheit zu erklären? Antworten darauf gibt eine Konsumenten-Befragung des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH. Die Bekanntheit und Nutzung der asiatischen Plattformen ist im Jahresvergleich stark gestiegen.
91 Prozent kennen sie einer Umfrage zufolge, 43 Prozent nutzen sie. Die Werte liegen damit jeweils mehr als zehn Prozentpunkte höher als vor einem Jahr. Shein ist es demnach sogar gelungen, die Bestellhäufigkeit im Vergleich mit 2023 mehr als zu verdoppeln. 22 Prozent kaufen dort mindestens einmal im Monat ein.
Niedrige Preise ziehen an
„Immer mehr Menschen greifen auf Temu und Shein zurück. Das liegt vor allem an den niedrigen Preisen“, sagte IFH-Geschäftsführer Kai Hudetz der dpa.
Er hat noch eine weitere Erklärung: Die Onlineplattformen bieten Produkte an, die woanders häufig nicht zu finden sind, wie etwa Wohn-Accessoires. Der Erfolg von Temu und Shein ist demnach aber stark preisgetrieben.
Zwei Drittel suchen dort gezielt nach Schnäppchen. Jeder Zweite gibt an, dort Produkte zu kaufen, die er oder sie sich sonst nicht leisten kann. „Die Menschen in Deutschland sind sehr auf Preise fokussiert. Ohne die Inflation und die Verunsicherung wären Temu und Shein hierzulande nicht so schnell gewachsen“, so Hudetz.
Dennoch gibt es im Hinblick auf die Shopping-Portale der Umfrage zufolge erhebliche Bedenken. 90 Prozent nennen gute Qualität als wichtigstes Kaufkriterium. 62 Prozent sehen allerdings ein großes Risiko, dass die bei Temu und Shein bestellten Artikel von minderwertiger Qualität sind.
Zwei Drittel können sich nicht vorstellen, bei dieser Art von Anbietern zu kaufen. 83 Prozent geben die mangelnde Qualität der Produkte als Grund an, 60 Prozent haben Angst vor Produktfälschungen. Bis zu 50 Prozent haben bei Temu und Shein das Gefühl, manipuliert zu werden. Nur jeder Vierte kauft ohne Bedenken dort ein.
Betrug beim Zoll
Die Flut an Paketen aus China ist laut dem Handelsverbands Deutschland ein europaweites Problem, für das es eine europäische Lösung geben muss. Viele Pakete kämen zum Beispiel im Logistikzentrum des Brüsseler Flughafens an.
Ein Problem dabei ist, dass der Zoll umgangen wird. Bis zu einem Sachwert von 150 Euro ist die Einfuhr zollfrei, es fällt nur Einfuhrumsatzsteuer an. Temu lässt seine Sendungen in China verpacken, sodass die Einzelpakete unter 150 Euro bleiben. Größere Sendungen werden aufgeteilt, damit kein Zoll gezahlt werden muss.
Im Gegensatz dazu führen Händler wie Amazon größere Mengen per Container ein und unterhalten in Europa Logistikzentren, sie zahlen Zoll. Hingegen kann der Zoll bei der Flut der zehntausenden Temu-Pakete, die täglich per Flugzeug ankommen, nur Stichproben nehmen.
Experte: Dürfte schwer werden, den Hype aufrechtzuerhalten
Handelsexperte Hudetz erwartet deshalb nicht, dass die Plattformen in Deutschland weiter an Bedeutung gewinnen und ihre Reichweiten steigern. „Die Wachstumsbremsen sind stark. Das Vertrauen in die Portale ist zu gering. Deshalb dürfte es schwer werden, den Hype aufrechtzuerhalten.“
Die Stellung etablierter Onlinehändler wie Amazon sei zu stark. „Da muss schon ein anderes Angebot kommen, dass die Menschen erwägen, ihre Einkäufe woanders zu tätigen.“
Laut dem kürzlich veröffentlichten Online-Monitor vom IFH Köln und Handelsverband Deutschland ist der Online-Boom zwar vorbei, das Einkaufen im Internet für viele Menschen aber erste Wahl.
Amazon hat dabei immer noch klar die Nase vorn. Der Online-Riese kam im Februar 2024 in Deutschland auf 310 Millionen Seitenbesuche, deutlich vor Otto (42,2 Millionen), Temu (29,1) und Zalando (23,8). Shein lag mit 3,4 Millionen auf Platz 15. Bei Temu war die Zahl der Besucher im Vergleich zum Sommer 2023 sogar rückläufig. (dpa/red)
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