Deutsche Post profitiert von China-Deal
Der Verkauf einer China-Tochter hat der Deutschen Post im ersten Quartal einen Gewinnsprung beschert. Doch im deutschen Brief- und Paketgeschäft zehrten höhere Personalkosten am Ergebnis, die geplante Portoerhöhung lässt noch bis zum Sommer auf sich warten.
Post-Chef Frank Appel sieht den Konzern dennoch auf Kurs, in diesem Jahr einen operativen Gewinn von 3,9 bis 4,3 Milliarden Euro einzufahren. Im Jahr 2020 soll er auf mehr als 5 Milliarden Euro steigen – auch wenn Analysten nicht daran glauben.
An der Börse wurden die Nachrichten am Freitag unentschieden aufgenommen. Der Kurs der Post-Aktie drehte nach einem kurzen Sprung ins Plus in die Verlustzone, erholte sich dann aber wieder. Trotz kräftiger Kursgewinne seit dem Jahreswechsel ist sie damit immer noch rund 15 Prozent weniger wert als vor einem Jahr.
Unter dem Strich verdiente die Post im ersten Quartal 746 Millionen Euro und damit 24 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie der Konzern in Bonn mitteilte. Der operative Gewinn (Ebit) legte um 28 Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro zu und traf so die Erwartungen von Analysten. Allerdings gab es eine Reihe positiver und negativer Sondereffekte. Ohne die Sonderposten sei der operative Gewinn sogar etwas geringer ausgefallen als ein Jahr zuvor, rechnete Branchenexperte Damian Brewer vom Analysehaus RBC vor.
So trieb die Neuaufstellung der Lieferketten-Logistik in China den operativen Gewinn um 426 Millionen Euro nach oben. Die Deutschen hatten ihr Geschäft in dem Bereich an den Konkurrenten S.F. Holding verkauft und arbeiten mit den Chinesen in einem Bündnis zusammen.
Briefporto steigt
Ihren Umsatz hat die Post im ersten Quartal in allen Geschäftsbereichen erhöht. Getrieben von den DHL-Sparten Express, Fracht und Lieferketten-Logistik sowie dem starken US-Dollar zogen die Erlöse um vier Prozent auf 15,35 Milliarden Euro an. Im neu geschaffenen Bereich Post & Paket Deutschland legten sie um nicht einmal ein Prozent zu.
Dort machten dem Konzern die seit Jahren schrumpfenden Briefmengen zu schaffen. Im ersten Quartal ging die Zahl von normalen Briefen und Werbesendungen im Jahresvergleich um 3,1 Prozent zurück. Dagegen zog die Zahl der Pakete um 7,7 Prozent an, und der Umsatz zog dort sogar um 9,5 Prozent an. Das sei „insgesamt eine sehr, sehr erfreuliche Entwicklung“, sagte Finanzchefin Melanie Kreis.
Wegen der sinkenden Briefmengen und steigender Gehälter für die Zusteller sehnt der Vorstand allerdings die geplante Erhöhung des Briefportos herbei. Ende Mai soll die Bundesnetzagentur als Aufsichtsbehörde endgültig über den Rahmen entscheiden, den sie der Post für Portoerhöhungen zubilligt. Mitte April hat sie dafür einen Spielraum von 10,6 Prozent vorgeschlagen. Die Erhöhung soll nach dem Plan der Post zum 1. Juli greifen.
Analysten zweifeln, ob Post ihre Gewinne steigern kann
Die Mehreinnahmen beim Porto, das eingeleitete Sparprogramm und effizientere Zustellprozesse sollen der Post helfen, ihren Gewinn in diesem und im kommenden Jahr kräftig zu steigern. Neben dem Bereich Post & Paket Deutschland sieht Finanzchefin Kreis auch die länger schwächelnden DHL-Sparten Fracht und Lieferkettenlogistik auf gutem Weg, ihre Ziele zu erreichen. Als Gewinnmaschine hat sich bisher vor allem der Bereich DHL Express erwiesen, der mit seinen zeitkritischen internationalen Sendungen viel Geld verdient.
Analysten zweifeln allerdings schon seit Langem daran, dass die Post ihr Gewinnziel für 2020 erreicht. Für 2019 erwarten Experten im Schnitt einen operativen Gewinn von 4,1 Milliarden Euro und liegen damit in der Mitte der Spanne, die der Vorstand als Ziel ausgegeben hat. Bis zu den vom Vorstand versprochenen 5 Milliarden fehlt da noch ein gutes Stück, merkte Analyst Daniel Roeska vom Analysehaus Bernstein an.
Post-Managerin Kreis betonte jedoch, dass sich der Vorstand mit seinen Zielen weiterhin wohlfühle. Und sie versicherte: Um den operativen Gewinn im kommenden Jahr wie versprochen über die 5-Milliarden-Marke zu treiben, müsse die Post nicht wieder so ein lukratives Einmalgeschäft wie den China-Deal mit S.F. Holding abschließen. (dpa)
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