Deutsche nicht mehr in Kauflaune: GfK-Konsumklima im Sinkflug

Die Bereitschaft der Menschen für größere Käufe lässt nach, ein pessimistischer Blick auf Konjunktur und die eigenen Finanzen spiegelt sich in den aktuellen Prognosen der GfK. Die Konsumforscher sagen für September einen weiteren Rückgang voraus.
Inflation
Weniger Konsum.Foto: istock.
Von 2. September 2023

Keine Kauflaune bei den Deutschen: Konjunkturflaute und hohe Inflation lasten auf der Stimmung der Verbraucher. Die Konsumforscher von Deutschlands größtem Marktforschungsinstitut GfK prognostizieren für den laufenden Monat einen Rückgang ihres Barometers um 0,9 auf minus 25,5 Punkte. Laut der GfK-Konsumklimastudie gaben sowohl die Indikatoren für die Einkommensaussichten und die Konjunkturerwartung als auch die für die Anschaffungsneigung nach.

Konsumverdruss statt Kauflaune

„Anhaltend hohe Inflationsraten, vor allem für Lebensmittel und Energie, sorgen dafür, dass das Konsumklima derzeit nicht vorankommt“, schätzt GfK-Experte Rolf Bürkl die aktuelle Lage ein. Er prophezeit, dass die Chancen, dass sich die Konsumstimmung noch in diesem Jahr nachhaltig erholen kann, damit auch schwinden.

Bürkl rechnet damit, dass sich das Konsumklima auch in den kommenden Monaten auf niedrigem Niveau einpendeln dürfte. Neben stark steigenden Preisen dürfte dabei laut GfK auch die zunehmende Sorge vor dem Verlust des Arbeitsplatzes wieder eine wichtigere Rolle spielen. „Konsumbremse Nummer eins in Deutschland ist immer noch die Inflation“, sagte Bürkl im vergangenen Monat der „WirtschaftsWoche“.

Sinkender Konsum befördert Konjunkturflaute

Obwohl sich das Barometer acht Monate in Folge leicht verbessert habe, trübe es sich seit Juli wieder ein. Es gebe derzeit keinen klaren Trend, „weder nach unten noch nach oben“, erläuterte Bürkl. Das Konsumklima hat sich also auf einem niedrigen Niveau eingependelt. Somit werde der private Konsum in diesem Jahr keinen positiven Beitrag zur Konjunktur leisten und eher „eine Belastung für die Wachstumsaussichten in Deutschland sein.“

Nach dem Konsumverzicht während der Corona-Zeit hatten Experten auf eine starke Erholung gesetzt. Dieser erhoffte Nachholbedarf als eine Art Garant für einen Aufschwung ist so nicht eingetreten. Die hohen Lebenshaltungskosten verunsichern laut GfK die deutschen Verbraucher, die dadurch weiter zurückhaltend beim Konsumieren und bei ihren Anschaffungen bleiben.

Sparen war gestern: Altersvorsorge aufgelöst

Wesentliche Einflussfaktoren des GfK-Konsumklimaindex sind die Konjunktur- und Einkommenserwartungen sowie die Anschaffungs- und die Sparneigung.

Auch das Sparverhalten wird durch die Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung beeinflusst: Allein das Volumen auf Tagesgeldkonten nahm innerhalb eines Jahres um 50 Milliarden Euro ab. Statt also Geld auf die hohe Kante zu legen, lösen immer mehr Deutsche ihre Altersvorsorge oder Teile davon auf, weil sie das Geld für andere Zwecke brauchen. Epoch Times berichtete.

Dabei sind die Konsumenten in gewisser Weise als das Ende der Nahrungskette zu betrachten und spiegeln mit ihrem Kaufverhalten das gesamte Wirtschaftsklima wider.

Neue deutsche Wirtschaftsschwäche

Deutschland wird laut IWF im Jahr 2023 als einziges unter den Industrieländern ein Minuswachstum verzeichnen. In diesem Jahr schrumpft es um 0,3 Prozent, während sich die Weltwirtschaft etwas erholt.

Entsprechend auch die Zahlen über die aktuelle Geschäftslage in Deutschland: Der ifo-Geschäftsklimaindex sank im August das vierte Mal in Folge – nach 87,4 Punkten im Juli auf 85,7 Punkte im August.

Damit stellt dieser Pulsmesser der bundesweiten Stimmung von Firmen fest, dass die aktuelle Geschäftslage auf dem niedrigsten Stand seit 2020 liegt. Das ifo Institut fasst zusammen, was man durchaus als Talfahrt beschreiben könnte: „Die Durststrecke der Deutschen Wirtschaft verlängert sich.“



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