Deutsche Firmen drosseln Produktion weiter – Inflation und hohe Zinsen fordern Tribut
Gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“ hatten Ökonomen nach dem Minus im Oktober von 0,3 Prozent für November 2023 mit einer Erholung der Industrieproduktion gerechnet. Die Rede war von – ohnehin wenig spektakulären – 0,2 Prozent. Stattdessen ging es um weitere 0,7 Prozent abwärts, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag, 9. Januar, mitteilte. Auch Bau und Energieversorger befinden sich weiterhin in der Abwärtsbewegung. Das bedeutet eine Negativentwicklung im sechsten Monat in Folge.
Industrie weit von Wendepunkt entfernt
Von September bis November 2023 war die Neugeschäftsentwicklung gegenüber den drei vorangegangenen Monaten um weitere 4,5 Prozent rückläufig. Wie das „Handelsblatt“ schreibt, ging die Produktion von Investitionsgütern um 0,7 Prozent zurück – das betrifft unter anderem Maschinen und Fahrzeuge.
Aber auch bei der exportabhängigen Industrie schrumpfte die Produktion im November um 0,5 Prozent. In gleichem Ausmaß ging es abwärts bei den Vorleistungsgütern, aber auch bei Konsumgütern ging es um 0,1 Prozent abwärts.
Ein Sorgenkind bleibt auch die Baubranche. Der saisonbedingte Stillstand setzt üblicherweise erst in den Monaten ab Dezember ein. Doch bereits im Monat zuvor schrumpfte die Produktion dort um 2,9 Prozent. Die Kernprobleme sind nicht wesentlich anders als im Umfeld der Benko-Pleite: Die Inflation verteuert die Baumaterialien, die hohen Zinsen die Kredite. Dazu kommen in Deutschland noch hausgemachte Faktoren wie Regulierung, Sanierungsvorschriften und hohe Energiekosten.
Höhere Bestellungseingänge im November
Selbst das Bundeswirtschaftsministerium rechnet nicht mit einer schnellen Trendwende in der Industriekonjunktur. Aktuelle Frühindikatoren wie Auftragseingänge und Geschäftsklima würden nicht für eine solche Entwicklung sprechen, heißt es aus dem Habeck-Ressort.
Allerdings gebe es immerhin auch einige kleinere Anlässe zur Zuversicht. So wuchs die Energieerzeugung im November um 3,9 Prozent. Auch in der Binnennachfrage und in der Exportentwicklung sei Licht am Ende des Tunnels zu erkennen.
Wie die „Tagesschau“ berichtet, seien im November in den meisten Wirtschaftszweigen mehr Bestellungen als im Monat zuvor zu verzeichnen gewesen. Dies betreffe den Maschinenbau ebenso wie elektrische Ausrüstungen, chemische Erzeugnisse oder sogar Kraftfahrzeuge. Demgegenüber entwickele sich der sonstige Fahrzeugbau wieder rückläufig.
Erwartungen hinsichtlich Industrie und Export bleiben vorsichtig
Auch die Inlandsbestellungen aus dem Bereich der Industrie entwickelten sich im November um 1,4 Prozent nach oben. Im Gegenzug sank jedoch die Auslandsnachfrage bei den Neuaufträgen um 0,4 Prozent – und mit 1,9 Prozent im Euroraum besonders stark.
Die ausgelieferten Bestellungen stiegen im November jedoch so stark wie seit anderthalb Jahren nicht mehr an. Vor allem die stärkere Nachfrage aus der EU und China sorgte für ein Gesamtplus von 3,7 Prozent. Der Gegenwert der Exporte summierte sich auf 131,2 Milliarden Euro. Allerdings waren die Exporte in die USA rückläufig.
Dem ifo Institut zufolge hat das Barometer für die Geschäftserwartungen der Exportwirtschaft im Dezember um 2,6 auf minus 6,7 Punkte nachgegeben. Die Forscher hatten ihre traditionelle Unternehmensumfrage zum Jahresende durchgeführt. Das Fazit von Umfrageleiter Klaus Wohlrabe war dabei wenig ermutigend:
„Die Unternehmen sehen für den Jahresbeginn wenig positive Perspektiven.“
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion