Vorwürfe gegen Deutsche Bahn: Blockierung europäischer Buchungsplattformen
„Kein anderer Zugbetreiber leistet so viel Widerstand auf nationaler und europäischer Ebene gegen unabhängige Buchungsplattformen wie die Deutsche Bahn“, zitierte die „Welt am Sonntag“ Alexander Ernert vom Portal Trainline. Hintergrund sind Bemühungen der EU, Zugreisen durch Europa einfacher zu machen.
Ein Sprecher der Deutschen Bahn wies die Vorwürfe demnach zurück. Das Unternehmen messe der Zusammenarbeit mit Dienstleistern wie Trainline große Bedeutung bei, sagte ein Sprecher der Zeitung. Die Deutsche Bahn kooperiere auf der Grundlage „fairer Bedingungen“ und stelle „alle erforderlichen Informationen“ zur Verfügung.
Ernert forderte jedoch die EU-Kommission zum Einschreiten auf. „Brüssel muss die Sache endlich angehen“, sagte er der „WamS“. Er wies darauf hin, dass sich mehrere nationale Bahngesellschaften, vor allem aber die Deutsche Bahn, weigerten, Daten herauszugeben und Provisionen für verkaufte Tickets zu zahlen. Trainline verkauft nach eigenen Angaben Fahrkarten von 270 Bahn- und Busgesellschaften in 45 europäischen Staaten.
„Paneuropäische Buchungsplattformen“ müssten gestärkt werden, sagte dazu die Grünen-Europaabgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg der „WamS“. Sie kritisierte, wer derzeit online Züge ins Ausland buchen wolle, müsse oft „die Seiten der einzelnen Bahngesellschaften aufrufen und sich alles zusammensuchen, meist in einer fremden Sprache“.
Airlines teilen schon lange ihre Daten mit Plattformen wie Skyscanner und Opodo. Kunden können dort Preise vergleichen und Tickets zu Zielen in verschiedenen Ländern kaufen. Für den Zugverkehr bieten neben Trainline unter anderem auch Omio und Rail Europe solche Dienstleistungen an, allerdings bilden die dort verfügbaren Angebote oft nicht den vollständigen Zugverkehr ab.
Mehrere europäische Bahngesellschaften wollten nicht mit den Plattformen zusammenarbeiten und hielten Daten zu Preisen, Verspätungen, Zugausfällen oder Gleiswechseln zurück, kritisierte auch Deparnay-Grunenberg. „Sie fürchten, Marktanteile zu verlieren und nicht mehr so frei wie bisher über Sonderangebote verfügen zu können“, sagte sie der „WamS“. Die EU-Kommission wollte sich dem Blatt zufolge nicht zu der Angelegenheit äußern.(afp)
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