Der schwindende E-Boom: Deutsche Autobauer kämpfen mit sinkender Nachfrage

Deutsche Autohersteller waren lange erfolgsverwöhnt. Doch beim Thema E-Mobilität müssen sie ranklotzen, um nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden. Obendrauf verliert der Markt gerade an Schwung.
Mit dem neuen ID.7 ergänzt Volkswagen seine elektrische Flotte mit einem Passat-Format.
Mit dem neuen ID.7 ergänzt Volkswagen seine elektrische Flotte mit einem Passat-Format.Foto: Lars Penning/dpa
Epoch Times21. August 2023

Zum Produktionsstart von Volkswagens neuer Elektrolimousine ID.7 ruckelt es im Emder Werk noch etwas: Als Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil auf dem Beifahrersitz eines neuen ID.7 zusammen mit VW-Kernmarkenchef Thomas Schäfer und Betriebsratschefin Daniela Cavallo auf der Rückbank zur Endkontrolle des Neuwagens rollten, streikte die Technik.

An einem Prüfstand, der sogenannten Rüttelrolle, sollte getestet werden, wie sich der Neuwagen auf verschiedenen Fahrbahnbelägen verhält – doch die Rüttelrolle sprang nicht an. Erst beim zweiten Anlauf klappte es.

Doch Panne hin oder her: VW setzt große Hoffnung auf das neue Elektro-Topmodell, das für die Marke die wichtigste Neuheit des Jahres markiert. Mit bis zu 700 Kilometern Reichweite will VW endlich auf Augenhöhe mit Tesla kommen und in Bereiche vorstoßen, die E-Autos auch für Langstrecken- und Vielfahrer attraktiv machen – ob in Europa, China oder den USA.

Mehr Schwung bei der E-Mobilität hat VW bitter nötig, und auch andere deutsche Autobauer bekommen zu spüren, dass der Elektro-Boom zuletzt deutlich an Schwung verloren hat. Die zum Jahreswechsel gesenkte E-Auto-Förderung in Deutschland, die Reichweitenangst vieler Kunden und die weiter hohen Preise vieler E-Modelle drücken auf die Nachfrage. Noch zehren alle Hersteller vom Auftragsstau, den der Teilemangel der vergangenen Jahre hinterlassen hat. Doch der werde bald abgearbeitet sein, warnen Experten.

Wegen der schwachen Nachfrage nach E-Autos musste VW in Emden die Produktion seiner Elektromodelle bereits drosseln und schickte 300 der bisher 1.500 Leiharbeiter nach Hause. „Wir sehen, dass die Elektro-Mobilität leider nicht so angenommen wird, wie wir uns das alle – die Politik inklusive – vorgestellt haben“, sagte kürzlich Betriebsratschefin Cavallo der „Braunschweiger Zeitung“.

BMW hat im Vergleich den höchsten Absatz bei E-Autos

Zwar konnte die Wolfsburger Kernmarke den Absatz ihrer reinen Elektrofahrzeuge im ersten Halbjahr um gut 42 Prozent steigern. Mit knapp 165.000 Fahrzeugen lag der Anteil am Gesamtabsatz aber nur bei 7,4 Prozent. Vom Ziel, 2033 zumindest in Europa zur reinen E-Marke zu werden, ist VW noch weit entfernt. Bei der Tochter Audi sah es mit 8,3 Prozent Elektro-Anteil kaum besser aus. Mercedes-Benz kam im ersten Halbjahr auf 10 Prozent, BMW immerhin auf 12,6 Prozent.

Gegenüber der Konkurrenz von Tesla und neuen Anbietern aus China drohten die deutschen Hersteller ins Hintertreffen zu geraten, warnt Frank Schwope, Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands Hannover. Im ersten Drittel dieses Jahres verzeichnete China laut „Elektroauto-News“ ein Volumen von mehr als 1,5 Millionen E-Autos und ist damit weltweit führend.

Nach der Zulassung verrotten lassen

Mehrere aktuelle Videos über chinesische E-Autos deuten allerdings darauf hin, dass hier ein falscher Eindruck eines gut laufenden Marktes für Elektrofahrzeuge erzeugt wird. Dort sind riesige Parkflächen mit Tausenden oder gar Zehntausenden brandneuen E-Autos zu sehen.

Bei einigen dieser geparkten Modelle (im Video BYD) ist sogar noch die Folie über den Sitzen und die Laufleistung beträgt lediglich rund 50 Kilometer. Es handelt sich also offenbar um unverkaufte Neuwagen.

Chinesische, neue E-Autos. Foto: Bildschirmfoto
serpentza

Was passiert hier? Der Videoblogger Winston Sterzel – alias SerpentZA – sagt in dem Video, dass „China das Land der Abkürzungen und der Fassade ist“.

Die hohen Zulassungszahlen würden tatsächlich stimmen. Auf manchen Aufnahmen ist zu erkennen, dass diese Autos Nummernschilder, also eine Zulassung, haben. Somit erhöhen diese Fahrzeuge die offizielle Zulassungszahl für E-Autos, obwohl sie womöglich nie einen echten Käufer sehen werden.

Frisiert China die Statistik?

Die riesigen Abstellplätze sind laut „t-online“ das Ergebnis von Scheinverkäufen und Statistiktricks der Automobilindustrie. Um die Vorgaben der Regierung zu erfüllen, würden Autos zugelassen und entsprechend in den Büchern verzeichnet.

Es handelt sich aber in Wirklichkeit um Fahrzeuge, die nicht verkauft wurden. Durch diese Scheinverkäufe und der somit frisierten Statistik könne China immer weiter steigende Produktions- und Absatzzahlen melden.

(dpa/mf/dl)



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