Das deutsche BIP sinkt weiterhin: Aktuelle Daten zur Wirtschaft

Während in den USA und einigen EU-Ländern die Wirtschaftsleistung steigt, liegt Deutschland deutlich unterhalb der Entwicklung in der EU. Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland sank im vierten Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent.
Die deutsche Wirtschaft schwächelt - auch die Exporte stehen unter Druck (Archivbild).
Die deutsche Wirtschaft schwächelt - auch die Exporte stehen unter Druck (Archivbild).Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Epoch Times25. Februar 2025

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland ist im vierten Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent gesunken. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, bestätigte sich damit das Ergebnis einer ersten Schätzung vom 30. Januar.

Für das gesamte Jahr 2024 haben die neuesten Berechnungen den Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent zum Vorjahr (kalenderbereinigt ebenfalls -0,2 Prozent) bestätigt.

Weniger Exporte als im 3. Quartal

Im vierten Quartal 2024 wurden preis-, saison- und kalenderbereinigt deutlich weniger Waren und Dienstleistungen exportiert als im dritten Quartal (-2,2 Prozent). Einen stärkeren Rückgang hatten die Ausfuhren zuletzt im zweiten Quartal 2020 verzeichnet.

Insbesondere die Warenexporte nahmen mit -3,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal stark ab. Demgegenüber stiegen die Einfuhren von Waren und Dienstleistungen um 0,5 Prozent. Sinkenden Warenimporten (-1,0 Prozent) stand dabei ein deutlicher Anstieg der Dienstleistungsimporte um 4,2 Prozent gegenüber.

Investitionen im vierten Quartal 2024

In Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – wurde preis-, saison- und kalenderbereinigt 0,3 Prozent weniger investiert als im Vorquartal. Dies war bereits der fünfte Rückgang in Folge.

Dagegen stiegen die Bauinvestitionen um 1,0 Prozent gegenüber dem dritten Quartal an, begünstigt durch die milde Witterung.

Die Bruttoanlageinvestitionen insgesamt waren 0,4 Prozent höher als im dritten Quartal. Einen Zuwachs verzeichneten mit +0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal auch die Konsumausgaben. Der Staatsverbrauch nahm dabei mit +0,4 Prozent stärker zu als die privaten Konsumausgaben (+0,1 Prozent).

Wertschöpfung im Maschinenbau geringer

Im vierten Quartal 2024 nahm die preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttowertschöpfung um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal ab. Im Verarbeitenden Gewerbe sank die Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent, und damit im siebten Quartal in Folge.

Insbesondere der Maschinenbau und die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen hatten starke Produktionsrückgänge zu verzeichnen. Beides gehört zu den wichtigsten Standbeinen der deutschen Industrie.

Die Produktion von Metallerzeugnissen sowie von elektrischen Ausrüstungen stieg dagegen im Vorquartalsvergleich an. Auch im Baugewerbe ging die Wirtschaftsleistung erneut zurück, sie sank um 0,9 Prozent. Vor allem das weniger witterungsabhängige Ausbaugewerbe verzeichnete einen Rückgang.

Außerhalb des Produzierenden Gewerbes war die Bruttowertschöpfung der Finanz- und Versicherungsdienstleister deutlich niedriger als im Vorquartal (-2,1 Prozent). Unternehmensdienstleister und sonstige Dienstleister erwirtschafteten ebenfalls weniger als im Quartal zuvor (jeweils -0,3 Prozent).

Demgegenüber standen Zugänge der preis-, saison- und kalenderbereinigten Wertschöpfung in den zusammengefassten Bereichen Handel, Verkehr, Gastgewerbe (+0,5 Prozent) sowie Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (+0,3 Prozent).

Vier Faktoren belasten Deutschland

„Vier Faktoren erklären derzeit die anhaltende Wachstumsschwäche“, erläuterte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien.

Erstens komme Deutschland zunehmend durch eine veränderte geopolitische Situation unter Druck. „China und zunehmend auch die USA schützen und fördern ihre eigene Industrie auf Kosten anderer Länder.“

Zweitens wirkten immer noch die Folgen des Energiepreisschocks durch die russische Ukraine-Invasion nach, Erdgas und Strom sind demnach mehr als doppelt so teuer wie vor der Corona-Pandemie.

Drittens belasteten die hohen Zinsen der Europäischen Zentralbank den Wohnungsbau. Und viertens bremse eine restriktive Finanzpolitik das Wachstum. Die künftige Bundesregierung müsse schnell neue Impulse setzen, um diese Wachstumsschwäche zu überwinden, erklärte Dullien.

Vergleich mit dem 4. Quartal 2023

Im Vorjahresvergleich war das BIP im vierten Quartal 2024 preisbereinigt um 0,4 Prozent niedriger als im vierten Quartal 2023. Preis- und kalenderbereinigt war der Rückgang geringer (-0,2 Prozent), da ein Arbeitstag weniger zur Verfügung stand als im Vorjahreszeitraum.

Die Investitionen sanken im vierten Quartal 2024 preisbereinigt um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Bereits in den ersten drei Quartalen hatte das Investitionsvolumen jeweils unter dem Vorjahreswert gelegen. Die Ausrüstungsinvestitionen gingen preisbereinigt besonders kräftig um 6,4 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2023 zurück. In Bauten wurde ebenfalls weniger investiert als im Vorjahreszeitraum, der Rückgang war jedoch mit -1,9 Prozent weniger stark.

Einen Anstieg zum Vorjahresquartal verzeichneten dagegen die privaten Konsumausgaben, die preisbereinigt um 0,3 Prozent zunahmen. Ursache hierfür waren unter anderem höhere Ausgaben für Gesundheitsleistungen sowie Verbrauchsgüter. Hierzu zählen beispielsweise Nahrungsmittel, Gas und Kraftstoffe.

Auch der Staat erhöhte im vierten Quartal 2024 seine Konsumausgaben, sie stiegen deutlich um 4,0 Prozent. Der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war insbesondere auf höhere soziale Sachleistungen zurückzuführen, etwa für Krankenhausbehandlungen, Medikamente und Pflege. Hinzu kamen höhere Ausgaben im Bereich der Jugend-, Eingliederungs- und Sozialhilfe.

Außenhandel: Exporte gesunken, Importe gestiegen

Die Entwicklungen im Außenhandel waren zweigeteilt: Die Exporte sanken preisbereinigt um 3,2 Prozent zum Vorjahresquartal, vor allem weil die Ausfuhr von Waren deutlich zurückging (-5,2 Prozent). Ursächlich waren unter anderem geringere Ausfuhren von Maschinen, Kraftwagen und Kraftwagenteilen sowie von elektrischen Ausrüstungen.

Die Importe nahmen dagegen um 2,8 Prozent zu. Sowohl die Einfuhr von Waren (+1,2 Prozent) als auch von Dienstleistungen (+6,5 Prozent) wuchsen dabei gegenüber dem Vorjahresquartal. Die positive Entwicklung der Dienstleistungsimporte war insbesondere auf einen Anstieg von Telekommunikations- und Informationsdienstleistungen sowie sonstigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen zurückzuführen.

Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung ging im vierten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal insgesamt um 1,6 Prozent zurück. Dabei verlief die Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich sehr unterschiedlich.

Während die Dienstleistungsbereiche insgesamt einen Zuwachs verzeichnen konnten (+0,4 Prozent), sank die Wirtschaftsleistung im Verarbeitenden Gewerbe mit -3,5 Prozent deutlich. Im Baugewerbe war der Rückgang mit -3,9 Prozent sogar noch etwas deutlicher. Anhaltend starken Rückgängen im Hochbau und dem Ausbaugewerbe stand dabei eine deutliche Zunahme im Tiefbau entgegen.

Innerhalb der Dienstleistungsbereiche erwirtschaftete im vierten Quartal 2024 vor allem der zusammengefasste Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit mit +2,5 Prozent deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch im Bereich Information und Kommunikation (+1,9 Prozent) sowie bei den sonstigen Dienstleistern (+0,3 Prozent) legte die preisbereinigte Wertschöpfung zu.

Demgegenüber standen Rückgänge der Finanz- und Versicherungsdienstleister (-2,5 Prozent) sowie der Unternehmensdienstleister (-1,1 Prozent). Im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe sank die Wirtschaftsleistung leicht um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, nach zuletzt zwei Anstiegen in Folge.

46,3 Millionen Erwerbstätige, mehr Arbeitsstunden

Die Wirtschaftsleistung wurde im vierten Quartal 2024 von rund 46,3 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Damit blieb die Erwerbstätigenanzahl in etwa auf dem Niveau des Vorjahresquartals (-8.000 Personen; 0,0 Prozent). Anstiege in den Dienstleistungsbereichen kompensierten dabei die Rückgänge im Produzierenden Gewerbe und im Baugewerbe.

Im Durchschnitt wurden je erwerbstätiger Person mehr Arbeitsstunden geleistet als im vierten Quartal 2023 (+0,8 Prozent), so das Budnesamt. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also das Produkt aus der Erwerbstätigenzahl und den gestiegenen geleisteten Stunden je erwerbstätiger Person – erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 0,7 Prozent. Das ergaben vorläufige Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit.

Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität – gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde – nahm gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,1 Prozent ab. Je Erwerbstätigen gerechnet war sie nur um 0,4 Prozent niedriger als vor einem Jahr.

Volkseinkommen wächst langsamer als BIP

In jeweiligen Preisen gerechnet waren das BIP im vierten Quartal 2024 um 2,1 Prozent und das Bruttonationaleinkommen um 2,7 Prozent höher als ein Jahr zuvor, so das Bundesamt weiter.

Das Volkseinkommen war nur um 1,3 Prozent höher als im vierten Quartal 2023. Der vergleichsweise geringere Anstieg beim Volkseinkommen ist vor allem auf einen Basiseffekt aufgrund des Wegfalls der Energiepreisbremsen für Strom und Gas zum Jahresende 2023 zurückzuführen.

Nach vorläufigen Berechnungen stiegen das Arbeitnehmerentgelt wie auch die Bruttolöhne und -gehälter insgesamt um 4,6 Prozent, während die Unternehmens- und Vermögenseinkommen um 8,3 Prozent abnahmen.

Da sich die Zahl der Arbeitnehmer geringfügig erhöhte, verzeichneten die durchschnittlichen Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer im vierten Quartal 2024 ein Plus von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Netto fiel der Anstieg mit +4,1 Prozent geringer aus. Ursache hierfür ist ein Basiseffekt auf Grund der Zahlung von abgabenfreien Inflationsausgleichsprämien am Jahresende 2023.

Die Zuwachsrate zum Vorjahresquartal bei den privaten Konsumausgaben in jeweiligen Preisen war mit +2,7 Prozent im vierten Quartal 2024 ähnlich schwach wie in den Vorquartalen. Da das verfügbare Einkommen mit +3,6 Prozent im Vorjahresvergleich etwas stärker anstieg, lag die Sparquote zum Jahresende 2024 mit 10,6 Prozent über dem Vorjahreswert von 9,9 Prozent.

Wie sieht es in anderen EU-Staaten aus?

Auch in den anderen großen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) sowie in der EU insgesamt kühlte sich die Wirtschaft zum Jahresende ab.

Während Spanien (+0,8 Prozent) und auch die EU insgesamt (+0,2 Prozent) Anstiege im Vergleich zum dritten Quartal 2024 verzeichneten, stagnierte das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP in Italien (0,0 Prozent).

In Frankreich sank die Wirtschaftsleistung mit -0,1 Prozent in ähnlichem Umfang wie in Deutschland (-0,2 Prozent).

Die Wirtschaftsleistung in den USA nahm mit +0,6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal und +2,5 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2023 stärker zu als in vielen europäischen Staaten.

Deutschland liegt im Vorjahresvergleich mit preis-, saison- und kalenderbereinigt -0,2 Prozent deutlich unterhalb der Entwicklung in der EU insgesamt (+1,1 Prozent). (dts/red)



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