Dänen übernehmen DB Schenker: Bis 1.100 Jobs fallen zusätzlich weg

Schenker plante schon vor der Übernahme Stellen zu streichen. Nun kommen 700 bis 1.100 hinzu. Jens Lund, Chef des dänischen Logistikkonzerns DSV, rechnet auch weiterhin mit Zusammenschlüssen in der Transport- und Logistikbranche.
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Die Deutsche Bahn sollte sich aus Sicht von Koalitionspolitikern auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und den internationalen Logistiker DB Schenker verkaufen. Das hat sie nun getan.Foto: Trygve Finkelsen/iStock
Epoch Times26. September 2024

Die Übernahme von DB Schenker durch den dänischen Logistikkonzern DSV führt wohl dazu, dass in der Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn bis zu 1.100 Stellen mehr gestrichen werden als bislang von Schenker selbst geplant. Das sagte DSV-Chef Jens Lund der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

„Sie müssen bedenken, dass Schenker schon vorher plante, 800 bis 900 Vollzeitstellen zu streichen“, sagte Lund. Durch den Einstieg von DSV kämen „lediglich 700 bis 1.100“ zusätzlich dazu, rechnete der Konzernchef vor. Bislang hatten die Dänen in ihren Integrationsplänen von insgesamt 1.600 bis 1.900 wegfallenden Arbeitsplätzen gesprochen.

Ein eigentlicher Produktion fallen „nur sehr wenige Jobs“ weg

In Deutschland beschäftigt Schenker derzeit rund 15.000 Mitarbeiter, DSV etwa 5.000. Lund vertrat die Einschätzung, dass es in fünf Jahren, wenn die Integration Schenkers abgeschlossen sein soll, mehr als die kombinierten 20.000 sein sollen. Es werde zwar Entlassungen geben, „aber nicht in großem Umfang“.

Vieles werde „von normaler Fluktuation oder in Rente gehenden Mitarbeitern aufgefangen“. Vor allem im Bereich der eigentlichen Produktion fielen „nur sehr wenige Jobs“ weg. „Wir brauchen diese Leute, wir möchten sie und ihre Kompetenz behalten“, sagte Lund.

Unter anderem die Frage der wegfallenden Stellen als Folge der Übernahme hatte die Gewerkschaft Verdi den Bieterkonkurrenten von DSV, den Finanzinvestor CVC, bevorzugen lassen.

Die Bahn entschied sich jedoch für DSV, weil die Dänen offenbar das wirtschaftlich beste Angebot vorgelegt hätten. Nun steht die Frage im Raum, ob die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat der Bahn die Entscheidung boykottiert.

Die Marke Schenker endet

„Natürlich gibt es Diskussionen“, so Lund. Das Verfahren habe lange gedauert, und auch kulturell sei es eine große Sache, solch ein Unternehmen zu verkaufen. „Die Aufsichtsräte werden sich äußern, und vielleicht hätten einige auch eine andere Lösung vorgezogen“, sagte Lund. „Aber es war ein professioneller Prozess, und alle Bieter wurden dabei evaluiert“, fügte er hinzu.

Zum geplanten Ende der traditionsreichen Marke Schenker sagte Lund, man habe es bei Übernahmen in der Vergangenheit mit Doppelmarken versucht.

„Unsere Erfahrung: Das funktioniert nicht. Die Kunden haben es nicht überall angenommen. Und es betrifft auch die Mitarbeiter: Wir möchten ja, dass wir eine Firma sind, mit einer gemeinsamen Firmenkultur.“

Stärken beider Unternehmen kombinieren

Bei der Integration von Zukäufen versuche man immer, auf die Stärken beider Unternehmen zu bauen. Schenker werde also einen wichtigen Einfluss auf das neue und kombinierte Unternehmen haben, gerade in dem wichtigen Markt Deutschland.

„Das Wichtigste bei der Kultur ist der Gedanke: Wir gewinnen nur, wenn wir zusammen gewinnen. Und wir kaufen Schenker nicht, um Schenker zu zerstören.“

Lund rechnet auch weiterhin mit Zusammenschlüssen in der Transport- und Logistikbranche. Sie sei noch immer sehr fragmentiert, und die künftige Nummer eins kommt den Angaben zufolge gerade auf einen Marktanteil von sechs Prozent.

Für die Zukunft gelte: „Mehr Konsolidierung, mehr Digitalisierung, das sind die beiden Megatrends.“ Und dann komme auch die Nachhaltigkeit als dritter Aspekt hinzu. (dts/red)



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