Erste negative Auswirkungen des Coronavirus: Gestörte Lieferketten, Börse im Sinkflug

Die Virus-Krise erfasst immer mehr Unternehmen: Ob gestrichene Gewinnziele, Einstellungsstopps oder Schutzausrüstung für Mitarbeiter. Viele Firmen sind nun gezwungen, Konsequenzen zu ziehen.
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Containerschiffe im Hafen von Qingdao: Deutsche und andere europäische Unternehmen in China leiden schwer unter der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus.Foto: Yu Fangping/SIPA Asia via ZUMA Wire/dpa/dpa
Epoch Times27. Februar 2020

Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zwingt Unternehmen weltweit zum Handeln. Die Epidemie wirkt sich schon jetzt auf Geschäfte aus. Eine Übersicht aktueller Branchennachrichten rund um die Ansteckungswelle – Stand 27. Februar:

LAGE IN CHINA: Deutsche und andere europäische Unternehmen in der Volksrepublik bekommen die Folgen der Coronavirus-Epidemie zu spüren. „Die Auswirkungen sind insgesamt schlimm“, erklärte die deutsche und die europäische Handelskammer in China nach einer Umfrage unter ihren Mitgliedsfirmen. Fast 90 Prozent berichteten von „mittelschweren bis starken Auswirkungen“ durch die Lungenkrankheit. Wegen der Krise erwarte fast jedes zweite Unternehmen einen zweistelligen prozentualen Einbruch der Einnahmen in der ersten Hälfte des Jahres – ein Viertel rechne sogar mit mehr als 20 Prozent Rückgang. Ein gutes Drittel hat demnach schon Probleme mit seinen Finanzströmen.

AUTOINDUSTRIE: Das neuartige Coronavirus macht sich für die Autobauer in China bemerkbar. „Wir sehen erste negative Auswirkungen im Markt aufgrund von Covid-19“, sagte Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), am Donnerstag. In China sei der Markt im Januar verglichen mit dem Vorjahresmonat um 20 Prozent geschrumpft. Das liege aber auch daran, dass es wegen des Neujahrsfestes weniger Verkaufstage gab. Für dieses Jahr war der Verband von einem Minus von zwei Prozent ausgegangen. Nun werde wegen des Virus ein Szenario mit Minus sieben Prozent durchgerechnet.

KONJUNKTURSORGEN IN DER INDUSTRIE: Die deutsche Industrie sieht das Coronavirus als „Stresstest“ für die Wirtschaft und fürchtet Folgen für die Konjunktur. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) forderte die Bundesregierung zu einem koordinierten wirtschaftspolitischen Vorgehen auf. „Neben dem Gesundheitsschutz muss die Politik ab sofort auch das wirtschaftliche Krisenmanagement in den Fokus nehmen“, sagte Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. Einige Lieferketten mit starkem China-Fokus würden den Stresstest derzeit nicht bestehen. Die mehr als 5000 deutschen Firmen in China seien in Beschaffung, Produktion und Absatz stark eingeschränkt.

KLEINE UND MITTLERE UNTERNEHMEN IN DEUTSCHLAND: Bereits rund 25 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland spüren die Auswirkungen des neuartigen Coronavirus. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft, wie Mittelstandspräsident Mario Ohoven dem „Spiegel“ sagte. „Das ergibt sich schon aus den weltweiten wirtschaftlichen Lieferverflechtungen. So beträgt das Handelsvolumen allein mit der Lombardei, die zu den vom Coronavirus besonders betroffenen Regionen in Europa gehört, rund 44 Milliarden Euro, das entspricht in etwa dem Japan-Geschäft.“

TOURISMUS: Die deutsche Reisebranche stellt sich angesichts des Coronavirus auf ein schwieriges Jahr ein. Zwar seien die Bundesbürger in Urlaubslaune. „Aber wir stellen eine zunehmende Verunsicherung bei Kunden fest“, sagte Norbert Fiebig, Präsident des Branchenverbandes DRV. Gerade bei Trips nach Asien gebe es eine Buchungszurückhaltung. Die Branche hofft, dass die Reservierungen später mit einem starken Last-Minute-Geschäft nachgeholt werden. „Je länger die Krise anhält, desto stärker wird die Reisebranche aber betroffen sein“, sagte Fiebig. Bislang lief das Geschäft nur zögerlich an.

MESSEN: Mindestens 230 Messeveranstaltungen sind weltweit bislang wegen der Coronavirus-Krise verschoben oder abgesagt worden. Das berichtet die DFV-Mediengruppe, die zahlreiche Fachzeitschriften herausgibt. In Deutschland gehören zu den betroffenen Veranstaltungen bislang die „Asia Apparel Expo“ in Berlin, eine Sourcing-Messe für Bekleidung, die „Light + Building“ in Frankfurt am Main, eine Messe für Licht und Gebäudetechnik, und die Internationale Eisenwarenmesse in Köln.

CONTINENTAL: Der Autozulieferer Continental erhöht seine Vorsichtsmaßnahmen und schränkt Geschäftsreisen von und nach China sowie Südkorea und in Teile Italiens ein. Außerdem verstärkt der Dax-Konzern den Gesundheitsschutz für die Belegschaft: Man unterstütze die einzelnen Standorte „mit der Lieferung von geeigneter persönlicher Schutzausrüstung“. Ein weiterer Schwerpunkt sei es, die Lieferfähigkeit des Unternehmens aufrechtzuerhalten. Conti hat Fabriken und Niederlassungen auf allen Kontinenten und betreibt auch in der Nähe des Infektionsherds in Norditalien Standorte.

FLUGHAFEN FRANKFURT: Nach der Lufthansa geht auch der Frankfurter Flughafen wegen der Corona-Krise auf Sparkurs. Das Fracht- und Passagieraufkommen im China-Verkehr ist eingebrochen, sodass der Betreiber Fraport zu viel Personal an Bord hat. Konkret sollen Neueinstellungen nur noch in Ausnahmen möglich sein. Dem Personal werden unbezahlter Urlaub und reduzierte Arbeitszeiten nahe gelegt. Die Dauer und der Umfang der Flugstreichungen wegen des Coronavirus ließen sich derzeit nicht verlässlich prognostizieren, so Fraport.

GENFER UHRENMESSE: Die Schweizer Stiftung für Uhrmacherkunst hat die Genfer Uhrenmesse „Watches and Wonders“ (geplant 25. bis 29. April) wegen der Coronaviruskrise abgesagt. Der nächste geplante Termin ist somit erst im Frühjahr 2021. Die abgesagte Veranstaltung wäre die erste unter dem neuen Namen gewesen. Damit wollte die Stiftung ihrem traditionellen Uhrensalon SIHH neuen Schwung geben. Im vergangenen Jahr waren mehr als 23.000 Besucher dafür nach Genf gekommen.

MICROSOFT: Der Computer-Riese hat wegen des neuartigen Coronavirus das Umsatzziel für seine PC-Sparte gestrichen. Wegen Belastungen der Lieferkette dürfte die Prognose im laufenden Geschäftsquartal nicht erreicht werden, warnte Microsoft. Die PC-Sparte von Microsoft umfasst etwa Windows-Betriebssysteme und Hardware-Produkte wie Surface-Laptops und -Tablets sowie die Spielekonsole Xbox. Das Unternehmen betonte, die Windows-Nachfrage sei weiter hoch.

STANDARD CHARTERED: Die britische Bank muss wegen des Coronavirus ihr Renditeziel verschieben. Zusammen mit anderen Problemen wie den niedrigen Zinsen, den Protesten in Hongkong und einer weltweiten Konjunkturschwäche werden die Virusfolgen dazu führen, dass die Gewinne mittelfristig weniger stark wachsen, so die Bank, die den Großteil ihres Geschäfts in Asien macht. Standard Chartered geht aber davon aus, dass die Effekte des Virus vorübergehend sind.

AB INBEV: Der weltgrößte Bierbrauer rechnet wegen des Coronavirus mit einem Gewinneinbruch. Der operative Gewinn (Ebitda) in den ersten drei Monaten werde um rund zehn Prozent sinken, so der Brauer von Marken wie Beck’s, Budweiser, Corona und Stella Artois. Allein in den ersten beiden Monaten drückten die Folgen des neuartigen Virus demnach das Ergebnis um 170 Millionen Dollar.

QIAGEN: Die rasche Ausbreitung der Lungenkrankheit lässt die Börsen abstürzen. Die Biotech-Firma Qiagen gehört aber zu den wenigen Profiteuren. Der Diagnostikspezialist beginnt mit der Auslieferung von Testkits für das Coronavirus. Der Aktienmarkt ließ das Qiagen-Papier am Donnerstag kräftig steigen.

EBM-PAST: Der Hersteller von Ventilatoren und Motoren mit Sitz im baden-württembergischen Mulfingen hat seine China-Taskforce um Italien und Südkorea erweitert. Sie analysiert die Lage etwa bei den Lieferketten. Aktuell sei die Belieferung mit kritischen Teilen für die Produktionen der nächsten vier Wochen gesichert. Dienstreisen in die vom Coronavirus betroffenen Regionen wurden untersagt. EBM-PAST bezieht aus Südkorea vor allem Elektronikbauteile, aus Italien mechanische Zukaufteile und aus China etwa Magnete.

DAX: Die Börse in Frankfurt hat am Donnerstagmittag kräftige Kursverluste verzeichnet. Gegen 12:30 Uhr wurde der DAX mit rund 12.495 Punkten berechnet. Das entspricht einem Minus von 2,2 Prozent im Vergleich zum Handelsschluss am Vortag.

Anleger macht immer noch die weitere Ausbreitung des Coronavirus in Europa nervös. An der Spitze der Kursliste stehen die Papiere von RWE, Vonovia und Eon. Die Aktien der Deutschen Lufthansa befinden sich mit einem kräftigen Kurseinbruch am Ende der Liste, hinter Infineon und Fresenius mit jeweils starken Verlusten. Der Nikkei-Index hatte zuletzt kräftig nachgelassen und mit einem Stand von 21.948,23 Punkten geschlossen (-2,13 Prozent). Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Donnerstagmittag stärker. Ein Euro kostete 1,0942 US-Dollar (+0,55 Prozent). (dpa/dts)

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