Corona-Krise: Euler Hermes erwartet Pleitewelle
Der Kreditversicherer Euler Hermes rechnet infolge der Corona-Krise spätestens vom Herbst an mit einer Welle von Firmenpleiten rund um den Globus.
Für Deutschland sagen die Experten einen Anstieg der Insolvenzen in den Jahren 2020 und 2021 um insgesamt 12 Prozent im Vergleich zu 2019 voraus – auf dann etwa 21.000 Fälle, wie aus Daten von Euler Hermes hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Der Löwenanteil dürfte mit 8 Prozent auf 2021 entfallen. Für dieses Jahr wird ein Zuwachs um 4 Prozent erwartet.
„Unternehmen in Schieflage müssen dies aktuell erst im Herbst bei einem Insolvenzgericht anzeigen“, erläuterte Ron van het Hof, Chef von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Deshalb gebe es aktuell noch relativ wenige Fälle in Deutschland. „Aber der Schein trügt, und im Herbst schlägt für viele die Stunde der Wahrheit.“
Trotz der ausgesetzten Antragsfrist habe es im ersten Halbjahr bereits mehrere Insolvenzen größerer Firmen gegeben. So suchten beispielsweise im April Galeria Karstadt Kaufhof und das Modeunternehmen Hallhuber Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Die Damenmode-Kette Appelrath Cüpper beantragte eine Insolvenz in Eigenverwaltung.
Im weltweiten Vergleich kommt Deutschland der Prognose zufolge allerdings mit einem „blauen Auge davon“. „Gründe dafür sind neben der besseren Ausgangssituation und dem kürzeren, weniger strikten Lockdown vor allem die schnellen und sehr umfangreichen Sofortmaßnahmen der Regierung“, argumentierte Van het Hof.
Global erwarten die Experten aktuell für 2020 und 2021 einen kumulierten Anstieg der Insolvenzen um insgesamt 35 Prozent. „Wenn die jeweiligen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen zu früh beendet werden, dürfte der Anstieg sogar noch um 5 bis 10 Prozentpunkte höher ausfallen“, befürchtet Maxime Lemerle, Chef der Insolvenz- und Branchenanalysen bei der Euler Hermes Gruppe.
Einen dramatischen Anstieg der Unternehmenspleiten erwartet der Kreditversicherer in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr unter den größeren Ländern vor allem in den USA (plus 47 Prozent). Daneben wird mit einer Insolvenzwelle in Brasilien (plus 32 Prozent) und China (plus 21 Prozent) gerechnet. Massiv betroffen seien auch viele europäische Staaten wie beispielsweise Portugal (plus 30 Prozent), die Niederlande (plus 29 Prozent), Spanien (plus 20 Prozent) oder Italien (plus 18 Prozent). (dpa)
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