Corona-Bilanz: Deutsche Wirtschaft ist einer der größten Verlierer
Schweden kam wirtschaftlich besser durch die Corona-Zeit als Deutschland, ebenso wie Dänemark und Südkorea. Dieses Fazit kann man einer neuen Analyse vom Institut der Deutschen Wirtschaft entnehmen.
Im Vergleich von 19 weit entwickelten OECD-Staaten, welche die Ökonomen analysierten, landet Deutschland insgesamt auf Platz 16 – hinter Griechenland, Polen und Italien. Grundlage der Untersuchung waren die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts, der Arbeitslosenrate, der Preisstabilität, der Haushaltseinkommen, der Investitionen, des Schuldenstands und der Aktienkurse.
Nur ein Beispiel: In Dänemark und Schweden stieg die Staatsverschuldung um 3,8 beziehungsweise 3,2 Prozentpunkte – in Deutschland um 10,4 Prozent, gemessen am BIP. Untersucht wurde die Zeit zwischen dem 4. Quartal 2019 und dem 4. Quartal 2021.
350 Milliarden Euro
In Deutschland wurde die Wirtschaft durch harte Maßnahmen schwer geschädigt, die Bildung und das Sozialverhalten der Kinder, die gesamte Gesellschaft. Seit 2020 sammelten sich – verglichen mit Szenarien ohne Covid-19 – etwa 350 Milliarden Euro Wertschätzungsverluste an. Im Jahr 2020 wurden 125 Milliarden Euro weniger für den privaten Konsum ausgegeben, 2021 waren es 145 Milliarden Euro, bilanziert das Institut der deutschen Wirtschaft.
Die deutschen Unternehmen hielten sich mit Investitionen in neue Ausrüstungen und Maschinen zurück, was auf die zukünftige Entwicklung wie eine Bremse wirkt. Mittlerweile haben Betriebe und Firmen zwar volle Auftragsbücher, können aber zum Teil gar nicht produzieren, da Vorprodukte fehlen.
Lieferschwierigkeiten oder gerissene Lieferketten gibt es allerdings ebenso in Unternehmen anderer Staaten. Die hiesige Wirtschaft litt daher vermutlich eher unter den ständigen Lockdowns und Maßnahmen, die es in Dänemark und Schweden nicht gab. Hinzu kommt in Deutschland die staatlich erwünschte Verteuerung der Abgaben und Steuern der Energiepreise, die Unternehmen massiv belasten.
In der Analyse des IW zeigt sich, dass in Griechenland die Investitionstätigkeit um 19 Prozent, in Dänemark um 10,8 Prozent und in Schweden 9,2 Prozent im Vergleich zu Vor-Corona gestiegen ist. In Deutschland liegen sie 1,9 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau. Schlechter schnitten nur noch die Schweiz (-2,0), Spanien (-2,3) und Japan (-4,8) ab.
BIP: Deutschland abgesackt, Dänemark vorn
Dänemarks Wirtschaft wuchs in der Corona-Zeit um 5,2 Prozent. Norwegens Bruttoinlandsprodukt stieg um 3,4 Prozent, Polens um 3,2, das der Niederlande um 2,8. Schweden konnte seine Wirtschaftsleistung um 2,1 Prozent steigern.
In Deutschland sank das reale BIP hingegen um 1,5 Prozent. Nur in Spanien ist das BIP noch stärker gefallen, das südeuropäische Land liegt – wohl aufgrund massiver Verluste im Tourismussektor – 4 Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau.
Der Welthandel lag im November 2020 bereits wieder über dem Vor-Krisen-Niveau. Die USA erholten sich im Frühjahr 2021, der Euroraum immerhin Ende 2021. Und Deutschland liegt noch immer darunter.
Wie haben sich die Haushaltseinkommen entwickelt?
Auch beim Haushaltseinkommen liegt Deutschland im OECD-Vergleich im Minus. Spitzenwerte erreichten die Haushaltseinkommen in Kanada: Sie stiegen um 7,5 Prozent. Eine Steigerung gab es auch in Polen (6,7 Prozent), Dänemark liegt bei 2,8 und Schweden bei 2,0 Prozent.
Deutschland zeigt den entgegengesetzten Trend, das reale Haushaltseinkommen sank um 0,7 Prozent. Und das – bezogen auf Deutschland – trotz Kurzarbeitergeld, Steuersenkungen und Überbrückungshilfen. Die Deutschen gaben zudem kaum Geld für Gastronomie und Reisen aus. Die Analyse erfolgte real, also bereinigt um die geringere Kaufkraft infolge des jüngsten Inflationsanstiegs.
Staatliche Unterstützung könnte das Problem verschlimmern
Die deutsche Wirtschaft befindet sich – unabhängig von der Entwicklung in Russland und der Ukraine – in einer labilen Verfassung, so die Ökonomen. Sie warnen davor, durch staatliche Unterstützung die Inflation noch weiter zu befeuern.
Über die steigende Inflation wurde bereits viel geschrieben. Laut den analysierten Daten erhöhte sich diese im besagten Zeitraum für Deutschland um 2,4 Prozent. In Schweden und Dänemark waren es 1,8 Prozent, in Frankreich 1,4 Prozent, in der Schweiz 0,4 Prozent. In Japan fiel die Inflation auf minus 0,2 Prozent.
„Wir sehen jetzt, dass unser gesamtes Steuer- und Transfersystem schlecht auf Inflation vorbereitet ist“, erklärt der Vize-Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Stefan Kooths. Leistungen wie die Grundsicherung, Wohngeld oder die steuerlichen Freibeträge werden alle zwei Jahre angepasst. Dadurch werde der Staat zum Inflationsgewinner, kritisiert Kooths.
Der Vize-Präsident des IW mahnt ein Ende der ausgabenintensiven Finanzpolitik an. Da die Schuldenbremse erneut ausgesetzt wurde, werde die Regierung immer neue Gründe fürs Geldausgeben finden. „Und diese Finanzpolitik befeuert die Inflation“, warnt der Konjunkturexperte.
Ein Blick noch auf die Aktienkurse
In Dänemark und Schweden rangieren die Aktienkurse rund 60 Prozent und 52 Prozent über dem Vor-Krisen-Niveau. In Deutschland sind sie um 15,8 Prozent gestiegen. Nur drei Länder sind schlechter: Griechenland (2 Prozent), gefallen sind sie gar im Vereinigten Königreich (-1,3 Prozent) und in Spanien (-7,3 Prozent).
„Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die im Umgang mit der Corona-Krise eher liberalen und gut organisierten Staaten wirtschaftlich besser abgeschnitten haben“, schreiben die Autoren der Analyse, Thomas Obst und Dan Schläger, im IW-Kurzbericht vom 27. Februar 2022.
Was hat es gebracht?
Dänemark kam nicht nur wirtschaftlich besser durch die Corona-Zeit als Deutschland. Zwischen dem 14. November 2021 und dem 14. Februar 2022 musste das Land 561 Corona-Tote pro eine Million Einwohner hinnehmen.
In Deutschland starben nach RKI-Angaben mit den vergleichsweise viel härteren Maßnahmen wie Lockdowns 1.341 Menschen an Corona pro eine Million Menschen. Für Schweden werden 1.509 Corona-Tote angegeben. Diese Daten stammen vom deutschen RKI und dem internationalen COVID-19-Portal „Worldometers.info“.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion