CEO von JPMorgan warnt vor „höchst tückischen“ Zeiten
Der CEO von JPMorgan wies daraufhin hin, dass Anleger Risiken übersehen könnten, während sie sich in einer komplexen und gefährlichen Welt bewegen. Die Abwärtsrisiken könnten die Erwartungen des Marktes an eine „sanfte Landung“ zunichtemachen, schrieb Jamie Dimon in seinem jährlichen Brief an die Aktionäre vom 8. April.
Die wirtschaftlichen Risiken könnten die schlimmsten in über 70 Jahren sein. „Wir treten möglicherweise in eine der tückischsten geopolitischen Epochen seit dem Zweiten Weltkrieg ein“, schrieb Dimon und warnte, dass die Auswirkungen bedeutender wirtschaftlicher und geopolitischer Kräfte – von hoher Verschuldung und Konjunkturprogrammen bis zu den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten – den Märkten böse Überraschungen bereiten könnten.
Er sei besorgt über die anhaltenden defizitären Ausgaben der Biden-Regierung, die unbekannten Auswirkungen der quantitativen Straffung (der Abbau des Wertpapierbestandes einer Zentralbank), die Aussicht auf eine länger anhaltende Inflation und die Kräfte der Deglobalisierung.
„Die Auswirkungen dieser geopolitischen und wirtschaftlichen Kräfte sind groß und in gewisser Weise beispiellos“, warnte Dimon. „Sie werden möglicherweise erst dann vollständig verstanden, wenn sie sich über mehrere Jahre hinweg voll entfaltet haben.“
Inflation und Rezessionsängste
Auch wenn viele Wirtschaftsindikatoren gut aussehen und sich sogar verbessern, einschließlich der Inflationsdaten, könnte sich dies als Fata Morgana herausstellen.
„Es scheint eine große Menge an anhaltendem Inflationsdruck zu geben, der sich wahrscheinlich fortsetzen wird“, schrieb Dimon.
Die Inflation werde weiterhin durch Faktoren wie anhaltende fiskalische Anreize, Verwerfungen in der Versorgungskette im Zuge der Umstrukturierung des Welthandels, die Remilitarisierung der Welt und den Kapitalbedarf der neuen grünen Wirtschaft angeheizt, sagte er.
Die heutigen Defizite stellten die vergangenen in den Schatten und der Unterschied bestehe darin, dass die Konjunkturprogramme in einer Phase des Wirtschaftswachstums erfolgten und nicht, um das Land aus einer Rezession zu holen.
„Ich bin nach wie vor besorgter als die meisten anderen über die quantitative Lockerung und ihre Umkehrung[, die quantitative Straffung], die in diesem Umfang noch nie durchgeführt wurde“, sagte er und warnte vor den unklaren Auswirkungen der starken Ausweitung der Geldmenge in den vergangenen Jahren.
Die „Mini-Bankenkrise“ des Jahres 2023 sei vorbei, aber es bestehe das Risiko, dass höhere und langfristigere Zinssätze erforderlich sein werden, um die anhaltende Inflation zu bekämpfen. Dies könnte eine der rosigen Markterwartungen ins Wanken bringen: dass die anhaltende Periode hoher Zinssätze die Wirtschaft gerade genug abkühlen wird, um die Inflation zu senken, aber nicht genug, um eine Rezession zu verursachen.
„Die Märkte scheinen eine 70- bis 80-prozentige Chance auf eine weiche Landung, ein bescheidenes Wachstum, sinkende Inflation und Zinssätze einzupreisen“, schrieb Dimon. „Ich glaube, dass die Chancen viel geringer sind als das.“
Der JPMorgan-Chef sagte, dass die Instabilität im Kontext der Ereignisse des vergangenen Jahres – einschließlich größerer Kriege, hoher Inflation, wirtschaftlicher Ungewissheit, zunehmender terroristischer Aktivitäten und wachsender geopolitischer Spannungen mit dem kommunistischen China – schwerwiegende Auswirkungen gehabt hätten und sich weiterhin negativ auf Amerika und die Welt auswirkten.
Dimon warnte vor einer „potenziellen Umstrukturierung der Weltordnung“, da die globale Führungsrolle Amerikas von außen durch andere Nationen und von innen durch eine polarisierte Wählerschaft herausgefordert werde, und sagte, die Anleger sollten sich der Abwärtsrisiken bewusst sein.
„Die andauernden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten haben weiterhin das Potenzial, die Energie- und Lebensmittelmärkte, die Migration und die militärischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu stören, zusätzlich zu den schrecklichen menschlichen Kosten“, sagte er.
„Diese bedeutenden und in gewisser Weise noch nie dagewesenen Kräfte veranlassen uns, vorsichtig zu bleiben.“
Was ist zu tun?
Dimon warnte davor, sich auf Wirtschaftsprognosen zu verlassen, und betonte die Notwendigkeit, eine Vielzahl möglicher Folgen abzuwägen – und sich vorzubereiten.
Ein Teil des Problems bestehe darin, dass viele geopolitische und wirtschaftliche Fragen im Spiel seien und es unklar sei, wie sie zusammenwirken könnten und in welchem Zeitrahmen.
„Die geopolitische Lage könnte sich kaum auf die Weltwirtschaft auswirken oder sie könnte ein entscheidender Faktor sein“, sagte er.
Unternehmen sollten sich auf eine „sehr breite“ Spanne möglicher Zinssätze einstellen, die von zwei Prozent bis zu acht Prozent oder sogar noch höher reichen könne.
Investoren sollten auch für eine weiche Landung vorsorgen – ebenso wie für eine Situation, in der die Inflation hoch bleibt, aber eine Rezession eintritt, auch als „Stagflation“ bekannt.
„Wirtschaftlich gesehen wäre das schlimmste Szenario eine Stagflation, die nicht nur mit höheren Zinssätzen, sondern auch mit höheren Kreditverlusten, niedrigeren Geschäftsvolumina und schwierigeren Märkten einhergehen würde“, schrieb er.
Dimons Besorgnis über eine länger anhaltende Inflation wird von einigen seiner Kollegen an der Wall Street geteilt.
So prognostizierte etwa der CEO von BlackRock, Larry Fink, kürzlich, dass der Preisdruck länger anhalten werde, als die meisten Menschen glauben, obwohl er darauf hinwies, dass Angestellte davon profitieren werden, da das Lohnwachstum ab dem vierten Quartal 2023 die Inflation übersteigen werde.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Jamie Dimon Warns of ‘Most Treacherous’ Time Ahead That Might Eclipse Anything Seen Since World War II“. (deutsche Bearbeitung jw)
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