Bundesbankpräsident Nagel will schnelle Einführung des digitalen Euro

Während Bundesbankpräsident Joachim Nagel aktuell eine zügige Einführung des digitalen Euros prognostiziert, zeigen Umfragen eine eher zurückhaltende Haltung der deutschen Bevölkerung. Nagel beschwichtigt, niemand müsse den gläsernen Kunden fürchten.
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Durchsichtige Angelegenheit: Der digitale Euro kommt.Foto: iStock
Von 30. März 2024

Bundesbankpräsident Joachim Nagel kündigt eine schnelle Einführung des digitalen Euro an und stellt dabei die Vorteile wie niedrigere Kosten und verbesserte Sicherheit in den Vordergrund. Im vergangenen Herbst hatte die Europäische Zentralbank (EZB) grünes Licht für eine Vorbereitungsphase für den digitalen Euro gegeben.

„Ich bin zuversichtlich, dass wir den digitalen Euro in vier bis fünf Jahren haben“, so Nagel gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Der digitale Euro bringe alle Voraussetzungen mit, um ein Erfolg zu werden. Für wen?

Hier stellt Nagel den Handel nach vorn: Transaktionen seien dann für den Handel kostengünstiger als bei den bisher gängigen elektronischen Zahlungsmitteln und auch sicherer, so Nagel.

Die EU will den Euro digitalisieren

Nagel wies auf Vorteile beim Schutz vor Cyberangriffen hin. „Beim digitalen Euro können wir selbst mehr Sicherheitsmaßnahmen ergreifen als bei vielen anderen Projekten.“ Denn die technische Infrastruktur werde in Europa stehen. Eine hundertprozentige Sicherheit werde es aber nicht geben.

Bargeld werde aber nicht verschwinden, auch ihm gebe es Sicherheit, beschwichtigt Nagel. Denn wenn er es bei sich habe, fühle auch er sich unabhängig von elektronischen Zahlungssystemen, „die auch mal ausfallen können“. Bargeld werde aber weiterhin eine Rolle spielen, so Nagel, wir werden auch künftig bar zahlen können.

Umfrage: Drei Viertel der Deutschen wollen gar keinen digitalen Euro

Eine Umfrage im Auftrag des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) vom Frühjahr 2023 hatte zum Ergebnis, dass die Mehrheit der Deutschen die Einführung eines digitalen Euro skeptisch sieht. Über drei Viertel der Befragten (76 Prozent) befanden demnach einen digitalen Euro für nicht notwendig, weil die vorhandenen Zahlungsmöglichkeiten vollkommen ausreichten. Nur ein geringer Prozentsatz, mit 29 Prozent weniger als ein Drittel, hatte überhaupt eine Vorstellung davon, wie ein digitaler Euro aussehen könnte, was seine Vorteile sein sollen und wofür er genutzt werden könnte.

Ein Drittel (33 Prozent) hat nach eigenen Angaben bisher nicht einmal etwas über einen digitalen Euro gehört, so das Ergebnis einer (anderen) YouGov-Umfrage vom Herbst 2023.

Diejenigen, die mit der geplanten Einführung des digitalen Euro vertraut sind, scheinen auch Vorstellungen über die Marschrichtung zu haben: In der Umfrage äußerten aber 13 Prozent der Befragten in Deutschland die Einschätzung, dass der digitale Euro innerhalb der ersten fünf Jahre nach seiner Einführung das Bargeld ersetzen werde.

„Bares ist Wahres“ oder „Bares ist Rares“?

Ist der Abbau Tausender Geldautomaten und die Schließung von Bankfilialen in den vergangenen Jahren ein Hinweis darauf? Nein, sagt die Bundesbank, die Versorgung der Menschen in Deutschland mit Bargeld sei gesichert. Stand Januar 2024 gab es gut 55.000 Geldautomaten, 2018 waren es noch 59.000. Die Anzahl der Bankfilialen ging im selben Zeitraum von knapp 30.000 auf etwa 23.000, also um circa ein Viertel zurück. Im Vergleich zum Jahr 2006 haben sich Bankfilialen sogar halbiert. Kurz: Bares ist Rares, an Bargeld zu kommen, wird schon jetzt zunehmend schwieriger.

Dabei werden in Deutschland aktuell immer noch 30 Prozent aller Zahlungen mit Scheinen und Münzen beglichen, ganz nach dem Motto: „Nur Bares ist Wahres.“

Kein gläserner Mensch in Sicht – ein Lippenbekenntnis?

Bundesbankchef Nagel nimmt Einwände gegen das Vorhaben vorweg mit der Zusicherung, dass beim digitalen Euro die Privatsphäre höchstmöglichen Schutz erhalte: „Wegen des digitalen Euro muss niemand den gläsernen Kunden fürchten.“

Kritiker warnen vor möglicher Machtkonzentration, Überwachung und Datenschutzproblemen. Da der digitale Euro Transaktionen digital verfolgbar machen würde, hat dieser das Potenzial, dass Behörden und Finanzinstitute detaillierte Einblicke in die finanziellen Aktivitäten der Bürger erhalten. Das Ausmaß der Überwachung durch staatliche Stellen könnte zunehmen, aber auch Missbrauch dieser Daten durch staatliche oder überstaatliche Stellen oder Konzerne, zum Beispiel für Verhaltenslenkung, Kontrolle oder Zensur besteht.

Unterschied zwischen digitalem Euro und Kryptowährungen

Nicht zuletzt wegen der technischen Möglichkeiten bestehen Bedenken hinsichtlich der Einschränkung von persönlichen Freiheiten: Die Einprogrammierung eines Verfallsdatums beim digitalen Geld oder die Koppelung an ein Social Credit System nach chinesischem Vorbild sind dann nur zwei mögliche Kontrolloptionen, zu denen Experten wie der Wirtschaftsjournalist Ernst Wolff informieren und gleichsam vor einer Art digitalem Gefängnis warnen.

Das Vorhaben der Einführung des digitalen Euro wird als Antwort auf die zunehmende Konkurrenz im digitalen Zahlungsverkehr sowie den Aufstieg von Kryptowährungen wie Bitcoin betrachtet.

Der Hauptunterschied zwischen dem digitalen Euro und Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum liegt in ihrer Ausgabe und Kontrolle. Der digitale Euro wird von der Europäischen Zentralbank herausgegeben und kontrolliert, während Kryptowährungen von dezentralen Netzwerken betrieben werden, ohne eine zentrale Autorität zu haben, und potenziell mehr Anonymität und Unabhängigkeit von zentralen Behörden bieten.



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