Bundesbank: Nach tiefer Rezession Aussicht auf Erholung im kommenden Jahr
Die deutsche Wirtschaft wird sich nach Einschätzung der Bundesbank bereits im kommenden Jahr vom herben Einbruch infolge der Corona-Pandemie erholen.
Der konjunkturelle Ausblick falle auch dank der massiven staatlichen Hilfsmaßnahmen nun spürbar günstiger aus, erklärte die Notenbank am Freitag.
Für das laufende Jahr sei allerdings mit einer tiefen Rezession zu rechnen: Die Notenbank hält in ihrer aktuellen Prognose einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 7,1 Prozent im Jahr 2020 für wahrscheinlich. In der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 war das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5,7 Prozent gesunken.
Für 2021 rechnen die Volkswirte der Notenbank dann mit 3,2 Prozent Wachstum, 2022 dürfte das reale BIP demnach um 3,8 Prozent zulegen.
Unterstellt wird dabei, dass Mitte kommenden Jahres eine wirksame medizinische Lösung zur Bekämpfung von COVID-19 verfügbar sein wird, was der wirtschaftlichen Erholung einen Schub geben sollte. „Über die weitere Entwicklung besteht aber eine sehr hohe Unsicherheit“, betonte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann.
Die Bundesbank wies darauf hin, dass das Konjunkturpaket der Bundesregierung erst nach Abschluss der Prognose vereinbart wurde. „Ein weiterer Stimulus ist in der aktuellen Lage auch angemessen, und ich bewerte das Konjunkturprogramm positiv“, sagte Weidmann.
Konjunkturpaket als Motor
Das Konjunkturpaket der schwarz-roten Koalition soll für 2020 und 2021 einen Umfang von 130 Milliarden Euro haben. Die Mehrwertsteuer wird vorübergehend gesenkt, zudem gibt es unter anderem Finanzspritzen für Familien und Kommunen sowie eine höhere Kaufprämie für Elektroautos.
Union und SPD wollen so die von der Corona-Pandemie ausgebremste Wirtschaft und den Konsum der Bürger wieder ankurbeln.
Im ersten Quartal 2020 war das Bruttoinlandsprodukt nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zum Vorquartal um 2,2 Prozent geschrumpft.
Damit stürzte Europas größte Volkswirtschaft in die Rezession – obwohl von den Einschränkungen zur Bekämpfung des Virus im ersten Vierteljahr im Grunde nur der März betroffen war.
Und die Erwartungen für das zweite Quartal sind düster – auch wenn mittlerweile etliche Einschränkungen wieder gelockert wurden.
Die Auftragseingänge in der deutschen Industrie brachen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im April im Monatsvergleich um 25,8 Prozent ein. Dies sei der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe 1991. Im Jahresvergleich sackten die Aufträge gar um 36,6 Prozent ab.
Einbruch im zweiten Quartal noch drastischer
Die Bundesbank stellt in einem vorab veröffentlichten Aufsatz aus ihrem Monatsbericht Juni mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung fest: „Für das zweite Quartal ist ein weiterer, insgesamt sogar noch massiverer Rückgang vorgezeichnet.“
Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Erholung nach der Rezession hingen „entscheidend vom künftigen Verlauf der wirtschaftlichen Beeinträchtigungen ab, die von der Pandemie und den zu ihrer Bekämpfung ergriffenen Maßnahmen ausgehen“.
Vor einem halben Jahr – bevor das Coronavirus Volkswirtschaften und Gesellschaften rund um den Globus ausbremste – hatte die Bundesbank der deutschen Wirtschaft 2020 ein Wachstum von 0,6 Prozent zugetraut. Für 2021 und 2022 hatten die Ökonomen der Notenbank seinerzeit jeweils 1,4 Prozent Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts veranschlagt.
Auch die „Wirtschaftsweisen“ kündigten an, ihre im März aufgestellte Konjunkturprognose für Deutschland nach unten zu korrigieren. „Der Lockdown hat länger gedauert, und die Außenwirtschaft wird härter getroffen als erwartet.
Vor allem im Hinblick auf die USA waren wir deutlich zu optimistisch“, sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Lars Feld, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
„Wir haben in diesem Jahr einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts zu erwarten, der voraussichtlich zwischen minus sechs Prozent und minus sieben Prozent liegen wird“, sagte der Freiburger Wirtschaftsprofessor. (dpa)
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