Bundesbank: Mit digitalem Euro Europa unabhängiger machen
Bundesbankvorstand Burkhard Balz hält die Einführung des digitalen Euro und eines europäischen Zahlungssystems für ein wichtiges strategisches Projekt, um Europa im Zahlungsverkehr von den USA und China unabhängig zu machen.
Es gehe um „Autonomie, Resilienz und Effizienz. Wir sollten uns künftig weniger auf US-Anbieter wie PayPal und Mastercard verlassen“, sagte Balz der „Süddeutschen Zeitung“.
Auch wenn die USA ein Europa freundlich gesinnter Staat seien, hat Europa aber „immer noch das Restrisiko, dass die Daten in den USA liegen. Die Entscheidung, ob man als Ultima Ratio ein solches Zahlungssystem abklemmt, liegt außerhalb Europas. Da brauchen wir uns auch nichts vorzumachen“, sagte Balz, der auch China als Konkurrenten sieht.
Fußball-EM: Nur Alipay oder bar auf einigen Fanmeilen
„Ein Beispiel haben wir hier während der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland gesehen. Auf einigen Fanmeilen – zum Beispiel in Frankfurt – konnte man nur mit Alipay oder in bar bezahlen“, sagte Balz.
„Der Umgang mit den USA und China wird rau werden. Wir müssen uns gut festschnallen“, sagte Balz, der im Vorstand der Bundesbank für das Projekt Digitaler Euro verantwortlich ist.
Bis Ende des Jahres möchten die EZB und die EU die grundlegenden Fragen zum digitalen Euro geklärt haben, mit der Einführung wird bis 2030 gerechnet. Damit einher geht der Aufbau eines europäischen Zahlungssystems.
Kein Ende des Bargeldes
Die Befürchtung in Teilen der Bevölkerung, das Projekt besiegele das Ende des Bargelds, weist Balz zurück: „Das Bargeld wollen wir in keiner Weise abschaffen. Wir sind gerade dabei, die dritte Banknoten-Serie voranzubringen, die 2029 eingeführt wird. Das würde man nicht tun, wenn man irgendwelche Pläne zur Abschaffung des Bargelds hätte“, sagte Balz.
„Wir stehen zum Bargeld, wir wollen Bargeld auch weiterhin voranbringen und Wahlfreiheit bieten. Wann immer Menschen mit Bargeld bezahlen möchten, soll das möglich sein.“
Der frühere EU-Parlamentarier beziffert die Kosten für das Projekt auf rund 1,2 Milliarden Euro. „Dies wird aber nur ein Teil der Kosten sein, hinzu kommen Kosten für die Infrastruktur für die Abwicklung der Zahlungen mit dem digitalen Euro, die sich derzeit noch nicht beziffern lassen.“
Kryptowerte hält Balz für ungeeignet, den Massenzahlungsverkehr abzuwickeln. „Im Bitcoin-Netzwerk werden heute weltweit rund 500.000 Transaktionen abgewickelt. Allein in Deutschland haben wir am Tag durchschnittlich knapp 80 Millionen unbare Zahlungen. Ich denke, das sagt alles“, so der Bundesbankvorstand.
Kritiker befürchten, dass der digitale Euro das Bargeld verdrängen und als überwachungsfreundlicher Ersatz dienen könnte. (dts/red)
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