Börsen und Krypto stürzen ab – Sorgen um mögliche Kettenreaktionen

Infolge des drastischen Einbruchs an den Börsen in Ostasien geben auch die übrigen großen Indizes nach – wenn auch nicht im gleichen Ausmaß. Der Absturz bringt mehrere Unsicherheitsfaktoren zum Ausdruck. Unklar ist, wie dauerhaft die schlechte Stimmung bleibt.
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Der freie Fall des Nikkei setzt andere Weltmärkte unter Druck.Foto: Tomohiro Ohsumi/Getty Images
Von 5. August 2024

Der Absturz an den Aktienmärkten, der sich am Montag, 5. August, von Japan aus über die übrigen großen Börsen ausbreitete, schürt die Angst vor Kettenreaktionen. Besonders heftig fiel der Crash in Japan aus. Nachdem der Nikkei bereits am Freitag um mehr als fünf Prozent nachgegeben hatte, fiel er nun gleich um weitere 12,4 Prozent auf 31.458,42. Seit dem 11. Juli beträgt der Wertverlust sogar 25,9 Prozent. Allerdings markierten die damaligen 42.426 Punkte auch ein Rekordhoch.

Massiv unter die Räder kamen auch der umfassende Topix-Index mit einem Minus von 12,48 Prozent sowie die Leitindizes Kospi in Seoul (minus 8,8 Prozent) und Taiex in Taipeh (minus 8,4 Prozent). Besonders stark betroffen waren unter anderem auch Tech-Titel wie Nvidia, wo jüngst „Designmängel“ als Grund für die Verschiebung des Starts neuer KI-Chips zitiert wurden.

Kurssturz in Asien mit Wellen an Börsen in Europa und den USA

Indizes wie DAX oder Dow Jones, die aufgrund der Zeitverschiebung später öffnen, erlebten – bedingt durch die Entwicklung in Asien – drastische Kursstürze zum Handelsbeginn. In einigen Fällen gab es in den darauffolgenden Stunden eine leichte Erholung. Am Nachmittag verlor der DAX jedoch wieder an Terrain und notierte wenige Stunden vor Börsenschluss bei minus 3,4 Prozent.

Auch der FTSE und der EURO STOXX 50 lagen zu diesem Zeitpunkt um mehr als drei Prozent im Minus. Der Dow Jones hatte bereits vorbörslich ein Minus von 2,83 Prozent zu verzeichnen. Gleichzeitig legte der CBOE Volatilitätsindex um 161,39 Prozent auf 61,14 zu. Einen Anstieg in dieser Größenordnung hatte er zuvor nur in der Zeit der Weltfinanzkrise 2008 und zu Beginn der Corona-Krise erlebt.

Als Ausgangspunkt der Entwicklung gelten die am Freitag präsentierten Arbeitsmarktdaten der USA. Diese fielen schlechter als erwartet aus. Es entstand um ein gutes Drittel weniger Jobs als prognostiziert. Die Arbeitslosenquote kletterte von 4,1 auf 4,3 Prozent.

Schnelle Erholung nicht in Sicht

Außerdem war bereits am Mittwoch das erhoffte Zinssignal vonseiten der Notenbank ausgeblieben. Der Leitzins blieb bei 5,5 Prozent. In den USA befürchtet man nun eine Rezession. Bedeutende Unternehmen wie Onlinehandelsriese Amazon und Chiphersteller Intel enttäuschten mit ihren Bilanzzahlen. Ihre Gewinne waren deutlich geringer als erhofft.

Shanti Kelemen, Chief Investment Officer bei M&G Wealth, rechnet gegenüber BBC nicht mit einer schnellen Erholung. Stattdessen stünden die Zeichen auf eine längere Seitwärtsbewegung:

„Es gibt einfach einige Anzeichen dafür, dass der Markt möglicherweise etwas langsamer wird.“

Dass Japan dermaßen heftig auf die Situation reagiere, habe auch auf den europäischen und US-amerikanischen Märkten Spuren hinterlassen. Auch der Bitcoin erlebte einen drastischen Absturz, konnte sich aber zuletzt noch oberhalb von 50.000 US-Dollar halten.

Gold wurde am Montag um 0,74 Prozent höher gehandelt und hat allein in den vergangenen drei Monaten um 7,7 Prozent zugelegt.

Anlageverhalten von Warren Buffett setzt Finanztitel und Tech-Aktien unter Druck

Als ein psychologischer Faktor, der zu der derzeitigen Unsicherheit beigetragen hat, gilt auch das Verhalten bedeutender Börsenakteure. So hatte sich der Berkshire-Hathaway-Fonds von Warren Buffett zuletzt an zwölf Börsentagen von mehr als 90 Millionen Aktien der Bank of America im Gesamtwert von 3,82 Milliarden US-Dollar getrennt. Das entsprach neun Prozent seiner dortigen Bestände.

Zudem hat sich Buffett von mehr als 116 Millionen Apple-Aktien getrennt. Diese Entscheidung stand im Zusammenhang mit der im Vorjahr von ihm geäußerten Erwartung, dass in den USA perspektivisch die Unternehmenssteuersätze steigen werden. Die Wirkung auf die anderen Tech-Aktien blieb nicht aus.

Dass der Einfluss Warren Buffetts auf das Börsenverhalten anderer Akteure so groß ist, hängt mit seiner Anlagephilosophie zusammen. Er gilt als besonders beständiger Investor, der Titel langfristig hält und von Trends unbeeinflusst bleibt. Entschließt er sich zur Veräußerung von Aktien in größerem Stil, bleibt dies nicht unbemerkt.

Absturz des Bitcoins findet ebenfalls nicht im luftleeren Raum statt

Beim traditionell volatilen Bitcoin hatte eine gewisse Korrektur bereits in der Luft gelegen. Die Kryptowährung hatte eine solche bislang jedes Mal nach einer gewissen Zeit erlebt, sobald der Kurs die 50.000er-Marke überschritten hatte.

Zuletzt hatte sich der Relative Strength Index (RSI) des Bitcoins erneut über den Schwellenwert von 70 bewegt. Dieser Index misst die Stärke und Geschwindigkeit von Preisbewegungen. Ein besonders hoher Wert deutet auf eine sogenannte Überkauftheit hin, die ein Indiz für eine Marktüberhitzung ist und Korrekturen nach sich ziehen kann.

Nachdem der Bitcoin im März ein neues Rekordhoch erreicht hatte, gab es massive Abflüsse aus Bitcoin Spot Exchange Traded Funds (ETFs). Diese Abverkäufe und Gewinnmitnahmen nach langer Aufwärtsbewegung könnten – neben der kurzfristigen Börsenpsychologie – ebenfalls zum derzeitigen Crash beigetragen haben.

Konjunkturelle und geopolitische Risiken werden Börsen auch weiterhin belasten

Inwieweit der Absturz an den Börsen einen längerfristigen Bärenmarkt einleiten wird, ist schwer abzuschätzen. Häufig machten kurzfristige Korrekturen in den vergangenen Jahren doch wieder stetigen Aufwärtsbewegungen Platz, weil negative Faktoren eingepreist oder Übertreibungen als solche erkannt worden waren.

Dennoch bleibt eine Reihe von Unsicherheitsfaktoren bestehen, die nicht nur die gesamtwirtschaftlichen Aussichten eintrüben, sondern auch die Stimmung an der Börse belasten. Neben der Zinspolitik der US-Notenbank und den wenig inspirierenden Arbeitsmarktdaten bleiben geopolitische Risiken ein weiterer Hemmschuh für Dynamik. Eine Eskalation des Kriegsgeschehens im Nahen Osten wäre etwa eine Entwicklung, die auch an den Börsen nicht spurlos vorübergehen würde.

Die Nachfrage nach Yen und Schweizer Franken sowie Gold, die in Reaktion auf den Kurssturz kurzfristig deutlich gestiegen war, dürfte auch perspektivisch nicht signifikant nachlassen.



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