Milliardenwette: Hedgefonds Qube setzt auf Niedergang deutscher Aktienwerte

Die deutsche Wirtschaft ist im Laufe des Vorjahres geschrumpft. Der Börsen-Leitindex DAX hat hingegen um mehr als 20 Prozent zugelegt. Der Londoner Hedgefonds Qube geht nicht davon aus, dass dies auf Dauer so bleiben wird.
Aktienhändler verfolgen die Kursentwicklung auf ihren Monitoren im Handelssaal der Deutschen Börse. Deutschlands Börsenschwergewichte bekommen die weltweite Konjunkturschwäche und die hohen Energiepreise in Deutschland zunehmend zu spüren.
Der Hedgefonds Qube rechnet mit Verlusten für zahlreiche DAX-Konzerne.Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Von 30. Januar 2024

Obwohl die deutsche Wirtschaftsentwicklung insgesamt bereits seit längerer Zeit beunruhigende Tendenzen zeigt, hat sich der Börsen-Leitindex DAX auch 2023 behauptet. Das Bruttoinlandsprodukt ist, wie das Statistische Bundesamt mitteilte, über den Zeitraum des Vorjahres um 0,3 Prozent gesunken. Demgegenüber hat der DAX parallel dazu um nicht weniger als 20,3 Prozent zugelegt. Der Londoner Hedgefonds Qube Research & Technologies geht nicht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt – und geht auf Short.

Qube geht auf Short – was bedeutet das?

Wie „Bloomberg“ berichtet, hat Qube eine solche Position im Wert von nicht weniger als knapp einer Milliarde Euro gegen den deutschen Markt aufgebaut. Dies geht mithilfe sogenannter Short-Positionen oder Leerverkäufen.

Technisch gehen diese wie folgt vonstatten: Der Leerverkäufer leiht gegen eine bestimmte Gebühr Aktien von Großinvestoren wie Versicherungen oder Fonds und verkauft diese zu den derzeitigen hohen Kursen. Gleichzeitig verpflichtet er sich, dem Verleiher zu einem bestimmten Termin die identische Anzahl an Aktien wieder zurückzugeben. Dazu muss er diese zum genannten Zeitpunkt wieder ankaufen.

Haben die Aktien in der Zwischenzeit mehr an Wert verloren als der Differenz zwischen dem Gesamtwert der zuvor verkauften Aktien und der Leihgebühr entspricht, hat der Leerverkäufer mithilfe der gefallenen Kurse Gewinn gemacht. Geht seine Wette nicht auf, drohen ihm Verluste in erheblicher Höhe, denn er muss die vereinbarte Anzahl an Aktien zu jedem Kurs kaufen.

Hedgefonds setzt auf Kursverluste von mindestens der Hälfte der DAX-Konzerne

Qube geht von ausreichend deutlichen Kursverlusten in der Wertentwicklung der 40 nach Marktkapitalisierung größten und umsatzstärksten deutschen Aktien aus. Diese sind es nämlich, die der DAX abbildet. „Bloomberg“ hat seine Informationen dem Bundesanzeiger entnommen. Dort müssen Leerverkäufer alle Short-Positionen melden, die höher sind als 0,5 Prozent der ausstehenden Aktien betroffener Unternehmen.

Insgesamt geht der Hedgefonds von deutlichen Kursverlusten bei 21 deutschen Aktien aus. Unter diesen befindet sich unter anderem der Rüstungskonzern Rheinmetall, bei dem Qube eine Short-Position von 0,94 Prozent der Unternehmensanteile gesetzt hat. Zudem hat Qube 0,56 Prozent der VW und 0,5 Prozent der Aktien der Deutschen Bank verkauft, die er zuvor entliehen hatte.

Auch Siemens und Vonovia sind unter jenen Titeln, bei denen der 2018 von Credit Suisse ausgegliederte Hedgefonds auf deutliche Kursverluste setzt. Europaweit ist die Rede von 61 Short-Positionen, die Qube gesetzt hat.

Qube glaubt nicht an dauerhafte Schere zwischen Entwicklung von BIP und DAX

Mit 13.923,59 Punkten war der DAX ins Vorjahr gestartet. Bis zum Ende des letzten Börsentages hatte er auf 16.751,64 zugelegt. Über die vergangenen fünf Jahre hatte er sogar um 50,17 Prozent zugelegt. Seit seinem Debüt 1988 waren es sogar 1.585,42 Prozent. Erst Mitte Dezember hatte der Index mit dem Überschreiten der 17.000er-Marke einen neuen Rekord geknackt.

Grundsätzlich geht es bei der Investition in Aktien um die Beteiligung an Wirtschaftsunternehmen. Im Regelfall setzen Investoren darauf, dass deren individuelle Zukunftsaussichten intakt sind – unabhängig von der Entwicklung der Wirtschaft insgesamt. Aus diesem Grund können Börsenkurse sich auch in einer deutlich von diesen abweichenden Weise entwickeln. Wer Aktien kauft, setzt auf künftige Entwicklungen – Wirtschaftsdaten bilden Vergangenheit und Gegenwart ab.

Qube geht jedoch davon aus, dass die Entwicklung des DAX und die Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft nicht auf Dauer so stark auseinanderlaufen können. In die Kursgewinne der deutschen Top-Konzerne seien umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen inklusive Abbau von Personal und Kürzung von Investitionen bereits eingepreist. Wenn auch die erhoffte Zinssenkung der EZB auf sich warten lassen sollte, könnte das Unternehmenswachstum der größten Konzerne auch infrage stehen.



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