Nach VW nun auch Probleme bei BMW: Autobauer ruft 1,5 Millionen Fahrzeuge zurück
Maßnahmen in hoher dreistelliger Millionenhöhe
Die Jahresprognose für das Geschäftsjahr 2024 musste der Konzern im Zusammenhang mit den anstehenden Auslieferungssperren und Rückrufen kappen. Die Auslieferungssperren für noch nicht in Kundenhand befindliche Fahrzeuge führen demnach weltweit zu negativen Absatzeffekten im zweiten Halbjahr.
Insgesamt betreffen die technischen Maßnahmen zum IBS laut BMW über 1,5 Millionen Fahrzeuge und lösen dadurch im dritten Quartal zusätzliche Gewährleistungskosten in „hoher dreistelliger Millionenhöhe“ aus.
Zusätzlich wirke sich die weiterhin gedämpfte Nachfrage in China auf die dortigen Verkaufszahlen aus, fuhr der Automobilhersteller fort. „Trotz der Stützungsmaßnahmen der Regierung hält die Kaufzurückhaltung weiter an.“
Beide Faktoren veranlassten BMW zu einer Korrektur seiner Jahresprognose für das Geschäftsjahr 2024. Statt eines leichten Rückgangs werde nun erwartet, dass das Ergebnis vor Steuern „nunmehr deutlich zurückgehen“ wird, teilte das Unternehmen mit. Außerdem erwartet BMW statt eines leichten Anstiegs nun einen leichten Rückgang an Auslieferungen im Jahresvergleich.
Auch bei den Motorrädern bestehe eine „angespannte Markt- und Wettbewerbssituation“, unter anderem in den USA und in China. Daher würden dort nun Auslieferungen „auf Vorjahresniveau erwartet“ – zuvor war BMW von einem leichten Anstieg ausgegangen.
Der Kurs der BMW-Aktie rutschte nach der Ankündigung am Nachmittag über sieben Prozent ab. Auch die anderen Autowerte im Dax wurden von den negativen Nachrichten mitgerissen und gaben allesamt deutlich nach.
Im vergangenen Jahr hatte BMW 2,55 Millionen Autos verkauft, im Kerngeschäft eine Ebitmarge von 9,8 Prozent erzielt und 17,1 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern erwirtschaftet.
Zulieferer Continental bildet Rückstellung
Der Zulieferer Continental teilte mit, dass er für BMW das integrierte Bremssystem fertigt, das teilweise ausgetauscht wird. Die Funktion eines elektronisches Bauteils sei möglicherweise beeinträchtigt.
Die Bremsleistung liege aber immer über den gesetzlich geforderten Standards. „Wir haben Rückstellungen im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich gebildet und gehen davon aus, dass dies für den Garantiefall ausreichen wird“, teilte Continental mit.
Autohersteller in Deutschland
Die Produktionsstätten der Autohersteller in Deutschland verteilen sich über das ganze Land. VW hat unter anderem Werke in Wolfsburg, Zwickau und Emden, Mercedes baut Autos in Bremen, Rastatt und Sindelfingen. Hinzu kommen Werke von BMW, Ford, Opel, Audi und Porsche beispielsweise in Köln, Stuttgart und Leipzig. Seit 2022 fertigt zudem Tesla im brandenburgischen Grünheide E-Autos.
Allein an 22 Produktionsstätten in Deutschland werden Komplettfahrzeuge hergestellt, dazu kommen Werke für Motoren, Antriebseinheiten und Komponenten sowie Fabriken für Nutzfahrzeuge.
Beschäftigte und Löhne
Im Juni dieses Jahres waren nach Angaben des Statistischen Bundesamts in der gesamten Automobilindustrie direkt gut 773.000 Menschen beschäftigt. Das sind deutlich weniger als zum Zeitpunkt des Beschäftigungsrekords 2018, als fast 834.000 Beschäftigte in der Branche tätig waren, und auch etwas weniger als im Durchschnitt der beiden Vorjahre.
Die Verdienstchancen in der Branche sind wegen der geltenden Tarifverträge vergleichsweise gut. Berufseinsteiger verdienen laut Statistikamt nach der dreijährigen Ausbildung je nach Bundesland zwischen 3126 und 3522 Euro. Dazu kommen Leistungszulagen – laut Gewerkschaft IG Metall in Höhe von rund zehn Prozent – sowie Sonderzahlungen, Urlaubsgeld und weitere Zulagen.
Das Anfangsgehalt eines Helfers in der Blechbearbeitung liegt im Beispielbundesland Hessen nach Angaben des dortigen IG-Metall-Bezirksverbandes bei 2626 Euro zuzüglich Urlaubsgeld und Co. Angestellte mit Fach- und Führungsverantwortung bekommen laut Statistikamt in der höchsten Tarifstufe je nach Tarifgebiet zwischen 5783 und 6977 Euro.
Die Zahlen beziehen sich auf den Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie, nach dem auch viele Auto-Zulieferer und Hersteller bezahlen. Der Tarifvertrag ist noch bis Ende September dieses Jahres gültig.
„Bedeutendster“ Industriezweig
Gemessen am Umsatz ist die Automobilindustrie nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums „der mit Abstand bedeutendste Industriezweig“ in Deutschland. Der Umsatz des vergangenen Jahres lag demnach bei 564 Milliarden Euro.
Mehr als drei Viertel davon erwirtschafteten die Autohersteller, für 92,1 Milliarden Euro waren die Zulieferer verantwortlich und 14,5 Milliarden steuerten Hersteller von Aufbauten und Anhängern bei. Zwei Drittel des Gesamtumsatzes erzielten die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie im Ausland.
Exporte weiterhin wichtig
Der Großteil der in Deutschland gebauten Autos wird exportiert. Die Ausfuhren lagen im vergangenen Jahr laut Bundeswirtschaftsministerium bei gut 3,1 Millionen Fahrzeugen. Auch im ersten Halbjahr des laufenden Jahres bleibt der Automarkt wichtig für das deutsche Exportgeschäft.
Kraftfahrtzeuge und Kraftfahrzeugteile erreichten laut Statistik im ersten Halbjahr einen Wert von etwa 135 Milliarden Euro, insgesamt betrugen Deutschlands Exporte rund 802 Milliarden Euro. Am Autoexport hängen laut VDA 70 Prozent der Arbeitsplätze in der Branche.
Produktion von vier Millionen Autos
Die Hersteller bauten vergangenes Jahr im Inland rund 4,1 Millionen Pkw und damit etwa 18 Prozent mehr als 2022. Nochmal fast zehn Millionen Fahrzeuge liefen bei deutschen Autobauern im Ausland vom Band.
„Damit liegt die heimische Fertigung jedoch immer noch zwölf Prozent oder über eine halbe Million Fahrzeuge unterhalb des Niveaus vom Vorkrisenjahr 2019“, erklärte der VDA. Ein Grund dafür waren anhaltende Lieferengpässe, ein weiterer die „starke Ausrichtung auf Premiumprodukte“, mit denen die Autobauer mehr Geld verdienen konnten. (dts/afp/red)
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