„Blackout-War“: In Trainingsanlage schulen Strombetreiber ihr Personal gegen Hackerangriffe
Die Energiebranche reagiert auf die wachsende Gefahr von Hackerangriffen auf die Stromversorgung in Deutschland. Heute eröffnet der größte deutsche Stromnetzbetreiber Innogy in Essen ein Trainingszentrum, in dem die Abwehr digitaler Attacken geübt wird.
Der Stromkonzern will in der „Cyberrange-e“ genannten Trainingsanlage nicht nur die eigenen Mitarbeiter für den Kampf gegen unsichtbare Gegner schulen.
Trainingsanlage auch für andere Netzbetreiber offen
Auch andere Energieversorger und Netzbetreiber sollen in Essen testen können, ob ihre Sicherheitsvorkehrungen gegen Eindringlinge funktionieren. Das Trainingszentrum ist nach Angaben von Innogy das erste dieser Art im deutschsprachigen Raum.
Mit zunehmender Digitalisierung und dem Zusammenwachsen von Stromnetzen und Internet öffnen sich immer mehr Einfallstore für Cyberattacken. Ein Blackout in ganzen Landstrichen könnte im schlimmsten Fall die Folge sei.
So wie 2015 in der Ukraine, als Hacker mehrere Umspannwerke übernahmen und hunderttausende Haushalte stundenlang ohne Strom waren.
Hackerangriffe in Deutschland nur eine Frage der Zeit
Dass es Angreifer auch in Deutschland bis in zentrale Bereiche der Stromversorgung schaffen könnten, sei „womöglich nur eine Frage der Zeit“, hatte der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, bereits vor einem Jahr gewarnt.
Auch Norbert Pohlmann, Direktor des Instituts für Internetsicherheit an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, ist überzeugt: „Cyberangriffe werden in Zukunft eine größere Rolle spielen.“
Stromnetze seien wegen ihrer zentralen Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft ein besonders attraktiver Angriffspunkt für fremde Staaten oder Terroristen. „Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie attackiert werden.“
Rot gegen Blau
Was passiert, wenn sich Hacker in die Steuerzentralen von Versorgern oder Netzbetreibern einschleichen und dort Abläufe manipulieren, wird künftig in einem Bürogebäude in der Nähe der Essener Innogy-Zentrale simuliert.
„War Gaming“ nennt der Energiekonzern martialisch das Live-Rollenspiel, für das die Steuerungsanlagen einer Netzleitstelle des teilnehmenden Unternehmens nachgebaut werden.
Wie bei einem Militärmanöver treten dann Rot gegen Blau an. Das blaue Team, echte Mitarbeiter der Energiefirmen, muss die Attacken des roten Teams aus professionellen Hackern, das in einem anderen Raum untergebracht ist, abwehren.
„Die anonyme Bedrohung eines Cyberangriffs wird dadurch für Sie real erlebbar“, wirbt Innogy für das Trainingsangebot. Dabei wird der Stressfaktor für die Teilnehmer nach und nach erhöht.
Angreifer können Heizung im Raum hochdrehen
Was mit simplen Phishing-Mails beginnt, kann mit der kompletten Übernahme der Systeme durch die Hacker enden. Und um die Bedrohung auch körperlich spürbar zu machen, können die Angreifer auch die Heizung im Raum der Verteidiger hochdrehen.
Innogy hat das Konzept für das Trainingszentrum mit einer von israelischen Sicherheitsexperten gegründeten Firma erarbeitet, die schon länger solche „CyberGyms“ betreibt.
Bislang haben die Dämme der Stromkonzerne und Stadtwerke gehalten. „Die Betreiber haben ihre IT in den letzten Jahren besser abgesichert und sich organisatorisch auf die Gefährdungslage eingestellt“, lobt das BSI.
Im internationalen Vergleich sei die deutsche Energiebranche gut aufgestellt. Ganz unbeschadet ist sie bei Angriffen nicht davongekommen.
Ausgerechnet die Innogy-Mutter RWE wurde während der Auseinandersetzungen um den Hambacher Forst im vergangenen Herbst Opfer einer Cyber-Attacke. Überlastangriffe legten die Konzernwebseite des Braunkohle-Verstromers über Stunden lahm. (dpa)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion