Black Friday: Illegale Schadstoffe im Angebot?
Nicht nur am Black Friday oder in der Black Week ist Temu der Liebling der Schnäppchenjäger. Die chinesische App hat den deutschen Shopping-Markt aufgerollt:
Von Mode bis zu Wohnaccessoires, Beauty- und Kosmetikartikel, Elektronik, Küchenutensilien bis hin zu Möbeln: Unter dem Motto „Shoppe wie ein Milliardär“ („Shop like a Billionaire“) ist hier alles zu billigsten Sonderangebotspreisen erhältlich.
Wie auch bei der Billig-App Shein gibt es am Black Friday und in der aktuellen Black Week auf die Schnäppchenpreise noch einmal saftige Rabatte. Hinzu kommt Gratisversand: Das Verschicken aus China ist kostenlos. Rücksendungen ebenfalls.
Obwohl Temu in Deutschland erst seit April 2023 aktiv ist, zählt die Plattform bereits zu den größten Onlinehändlern in Deutschland. Für den gesamten Onlinehandel betrug der Umsatz im Jahr 2023 in Deutschland rund 85 Milliarden Euro – Tendenz steigend.
Verbraucherzentralen mahnen Temu ab
Wegen mehrerer Regelverstöße hat die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) im März 2024 den Betreiber der Onlineplattform Temu abgemahnt. In der Folge hatte das Unternehmen eine Unterlassungserklärung abgegeben, mit der sich Temu verpflichtet hatte, alle vom vzbv monierten Verstöße zu unterlassen.
Dazu gehört zum Beispiel das Nutzen von sogenannten „Dark Patterns“ während des Bestellens, wie zum Beispiel der Hinweis: „Beeile dich! Über xxx Personen haben diesen Artikel bereits in ihrem Warenkorb“. Auch durchgestrichene Preise ohne weitere Erklärung dürfen nicht mehr angezeigt werden.
Nicht nur in Deutschland, gleich in 17 europäischen Ländern haben Verbraucherschützer Beschwerde gegen den chinesischen Onlinehändler Temu eingereicht. Meist geht es dabei um Manipulation oder um Irreführung der Verbraucher.
Verstoß gegen EU-Vorschriften
Aber nicht nur die Verbraucherzentralen haben die Chinesische Shopping-App auf dem Plan, auch die EU ist gegen Temu vorgegangen. Temu wurde am 31. Mai 2024 gemäß dem Gesetz über digitale Dienste (DSA) von der EU als sehr große Onlineplattform eingestuft und muss seitdem strengeren Verpflichtungen nachkommen, die für sehr große Onlineplattformen gelten.
Temu und auch die Fashion-App Shein stehen im Verdacht, Produkte zu vertreiben, die gegen viele EU-Vorschriften verstoßen. Die EU-Kommission macht Druck auf den Onlinehändler Temu, sich an die europäischen Verbraucherschutzregeln zu halten.
Die Kommission rief Temu zum zweiten Mal binnen einigen Monaten auf, Informationen und Dokumente zum Umgang mit gefälschten oder potenziell gefährlichen Produkten auf der Plattform zu übermitteln. Mit dem Digital Services Act, der seit Anfang dieses Jahr in Kraft ist, sind Plattformen wie Temu dazu verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, um den Verkauf von illegalen Produkten zu verhindern. Zu diesen Maßnahmen zählt beispielsweise ein „Meldebutton“, über den Kunden illegale Produkte direkt melden können.
Darüber hinaus verlangte die Behörde Details über die Empfehlungssysteme bei Temu und den Schutz von Nutzerdaten. Die Kommission und das Netzwerk für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz haben dem Unternehmen nun eine Frist von einem Monat gesetzt, um Probleme zu beheben und Stellung zu nehmen.
Sollte die Kommission mit den Antworten des Onlinehändlers nicht zufrieden sein, droht Temu ein förmliches Verfahren unter dem EU-Gesetz für digitale Dienste (DSA). Die Kommission könnte dann hohe Bußgelder verhängen.
Formaldehyd, Blei und Phthalate in Temu-Produkten
Zudem werden bei chinesischen Billigplattformen wie Temu und Shein oft illegale Chemikalien eingesetzt.
„Bezahlt wird mit der Gesundheit.“ Schreibt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf seiner Website. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) habe in einer stichprobenartigen Untersuchung im Jahr 2021 festgestellt, dass die Mehrheit der Onlineprodukte gegen das EU-Chemikalienrecht verstoße.
Von 2018 bis 2022 erhöhte sich der Anteil an Produkten mit verbotenen Chemikalien um ein Drittel. Darin erfasst seien nur die offiziell festgestellten illegalen Produkte. Der tatsächliche Umfang liege vermutlich deutlich höher, denn die Masse an Produkten lässt sich gar nicht kontrollieren und Informationen über schädliche Chemikalien stehen meist nicht in der Produktbeschreibung. Hinzukommt, dass es für die Käufer oft selbst nicht möglich ist, festzustellen, ob sich giftige Chemikalien in den Produkten befinden, die sie eingekauft haben.
Zu den gefundenen Substanzen gehören unter anderem Formaldehyd, Blei und verschiedene Phthalate. Diese können Krebs verursachen, das Nervensystem schädigen und Fortpflanzungsfunktionen beeinträchtigen – bei hohen Konzentrationen sogar bis zur Unfruchtbarkeit.
Billigklamotten mit hoher CO₂-Bilanz
Neben der Schadstoffbelastung gibt es, so BUND, auch noch ein anderes Problem mit den Produkten von Temu, Shein und Co: Sie halten nicht lange. Das Hauptproblem aber sei nicht die oft mindere Qualität, sondern der ökologische Fußabdruck: Denn wenn das Temu-T-Shirt endlich im Briefkasten landet, ist es zumeist vorher um die halbe Welt geflogen. Dabei verursache es „zehn- bis zwanzigmal mehr Treibhausgase als bei Handelswegen übers Wasser und Land. Das belastet unser Klima und die Umwelt enorm.“
Das scheint dem Erfolg der Shopping-Plattform keinen Abbruch zu tun. Steigend ist nicht nur der Temu-Umsatz in Deutschland, auch die Gewinne des Mutterkonzerns in China sind deutlich am Wachsen. Die PDD Holding mit Sitz in Shanghai konnte im zweiten Quartal 2024 einen Anstieg der Gewinne um 144 Prozent verzeichnen. Der Nettoquartalsgewinn beläuft sich auf rund vier Milliarden Euro. Den Umsatz konnte der Konzern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 86 Prozent steigern.
Der Gründer von PDD, Colin Huang, ein ehemaliger Angestellter von Google in China, ist mittlerweile der reichste Mann des Landes. Dem Ranking der Finanznachrichtenagentur„Bloomberg“ nach besitzt der 44-Jährige ein Vermögen von 48,6 Milliarden Dollar und liegt damit im weltweiten Vergleich der größten Vermögen auf Platz 25.
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