Bayer schiebt Milliardenverlust wegen Glyphosatstreit und Corona-Krise
Die Corona-Pandemie hinterlässt bei Bayer Spuren: Auch wegen der Belastungen in der Pharmasparte durch verschobene Behandlungen blickt der Agrarchemie- und Pharmakonzern vorsichtiger auf das Gesamtjahr.
Die Verschiebung vieler nicht dringend notwendiger Behandlungen und die Angst vieler Menschen vor Arztbesuchen während der Corona-Krise belasteten das Pharmageschäft im zweiten Quartal, was sich besonders beim Augenmedikament Eylea zeigte, das neben dem Gerinnungshemmer Xarelto eigentlich einer der Wachstumstreiber der Sparte ist. Aber auch der Absatz von Verhütungsmitteln für Frauen ging deutlich zurück.
Im Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten hielten sich die Kunden auch ein wenig zurück. Das lag aber vor allem daran, dass sich der Handel im ersten Quartal wegen der Corona-Pandemie schon reichlich eingedeckt hatte und nun erst einmal die Lagerbestände abbauen muss. Insgesamt blieben die Medizingeschäfte von Bayer denn auch hinter den Erwartungen zurück.
Besser lief es hingegen in der Agrarsparte. Das lag an guten Geschäften etwa mit Mais-Saat in Brasilien, an einer Erholung der Sojasamen-Nachfrage in Nordamerika sowie einer robusten Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln. Zudem kommt Bayer bei der Integration des 2018 übernommenen US-Saatgutkonzerns Monsanto schnell voran, was Kosten spart.
Milliardenverluste durch Glyphosatstreit
Zudem brockten die angestrebte Einigung im US-Glyphosatstreit sowie andere Rechtsfälle dem Dax-Konzern im zweiten Quartal einen Milliardenverlust ein, wie Bayer in Leverkusen mitteilte.
Unter dem Strich dürfte 2020 ein dickes Minus stehen, nachdem Sonderaufwendungen von 12,5 Milliarden Euro hauptsächlich für Rechtsstreitigkeiten Bayer im zweiten Quartal einen hohen Verlust von 9,5 Milliarden Euro eingebrockt haben. Vor einem Jahr war es noch ein Plus von rund 400 Millionen Euro gewesen.
Ende Juni hatte Bayer Einigungen in US-Rechtsstreitigkeiten um die Unkrautvernichter Glyphosat, Dicamba sowie PCB angekündigt. Der weitaus teuerste Streit ist dabei derjenige wegen glyphosathaltiger Unkrautvernichter, die mit Krebserkrankungen in Verbindung gebracht werden. Hier wackelt allerdings der angestrebte Vergleich mit der Mehrzahl der Kläger.
Der Konzernumsatz fiel nach Angaben von Bayer im zweiten Quartal um 6,2 Prozent auf rund 10 Milliarden Euro. Aus eigener Kraft – also Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe herausgerechnet – war es ein Minus von 2,5 Prozent. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten stieg auch dank Kostensenkungen im Zusammenhang mit der Monsanto-Integration um 5,6 Prozent auf 2,88 Milliarden Euro.
Angesichts der teils holprigen Entwicklung im Tagesgeschäft peilt das Management nun 2020 vor Wechselkurseffekten sowie dem Zu- und Verkauf von Unternehmensteilen ein Umsatzwachstum von 0 bis 1 Prozent an auf 43 bis 44 Milliarden Euro. Bisher waren 44 bis 45 Milliarden Euro geplant gewesen. (dpa/sua)
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