Bauindustrie: Materialmangel überwunden, doch der Auftragmangel bleibt
Eine leichte Aufhellung der Stimmung, aber immer noch deutliche negative Aussichten kennzeichnen die Lage in der deutschen Baubranche im dritten Quartal des Jahres 2024. Der Saldo der Geschäftserwartungen im Bauhauptgewerbe hat sich Angaben des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e. V. im Juli 2024 leicht von minus 51 auf minus 33 verbessert. Insbesondere im Wohnungsbau sieht man jedoch nach wie vor erhebliche Schwierigkeiten.
Baubranche hat weiter mit geringem Auftragsvolumen zu kämpfen
In einer ausführlichen Lageeinschätzung erläutert der Verband, dass es eine leichte Entspannung an der Preisfront gibt. So hätten im ersten Halbjahr 2024 immerhin die Preise für Stahl, Bauholz und Glas einen leichten Rückgang erlebt. Bei den energieintensiven Produkten wie Zement oder Bitumen schlage jedoch nach wie vor die Teuerung durch, die in den vergangenen Jahren das Gewerbe zunehmend gelähmt hat.
Für das Gesamtjahr 2024 rechnet der Verband mit einem Rückgang der Materialpreise gegenüber 2023. Allerdings ist davon auszugehen, dass das Niveau nach wie vor über jenem vor der Energiekrise liegen wird.
Ein weiteres Sorgenkind bleibt die Zurückhaltung potenzieller privater und öffentlicher Auftraggeber. Weiterhin klagten im Juli 2024 nicht weniger als 36 Prozent der befragten Bauunternehmen über einen Mangel an Aufträgen. Im Januar 2021 waren es trotz Corona-Krise erst 15 Prozent. Immerhin sei die Knappheit von Material weitgehend überwunden, so die Analyse.
Steht sich die Regierung bei ihrer Wohnungsbauoffensive selbst im Weg?
Der Rückgang der Zahl der Baugenehmigungen hat sich im bisherigen Verlauf des Jahres gegenüber dem Vorjahr von real 26 auf acht Prozent abgeschwächt, heißt es in dem Bericht weiter. Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe insgesamt konnte in den ersten fünf Monaten des Jahres um 1,5 Prozent zulegen. Im Vorjahr war ein Rückgang von 4,4 Prozent zu verzeichnen.
Allerdings ist die Reichweite der Auftragsbestände weiter im Sinken begriffen. Waren Bauunternehmen Anfang des Vorjahres im Schnitt noch für 4,4 Monate ausgelastet, waren es im Juni 2021 nur noch 3,7.
Im Wohnungsbau macht der Bauindustrie-Verband darauf aufmerksam, dass die Zielmarke der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr weiterhin klar verfehlt wird. In der Analyse werden weiter verschärfte energetische Standards und Kürzungen bei der Neubauförderung als gewichtige Einflussfaktoren genannt.
Förderprogramme der Bundesregierung bislang ohne nennenswerten Einfluss auf Baubranche
Der Branchenbefragung des Verbandes zufolge erwarten Wohnungsunternehmen auch für 2024 und 2025 keine nennenswerten Impulse, die auf ein Erreichen des Wohnbauziels hindeuten würden. Mehr als zwei Drittel der Befragten erwarten, in diesem Zeitraum keine neuen Wohnungen mehr errichten zu können. Außerdem werde vorwiegend im sozialen Wohnbau ein Drittel der anvisierten Projekte an nicht gegebener Umsetzbarkeit scheitern.
Auch die Finanzierung von Wohnungsbaukrediten bleibt aufgrund der enorm gestiegenen Kreditzinsen eine Herausforderung. Im Vorjahr war das Neugeschäftsvolumen um 44 Prozent gesunken. Eine deutliche Erholung des Marktes zeichnet sich bis dato nicht ab. Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen habe zahlreiche Wohnungsbauprojekte abgesagt, insbesondere im sozialen Segment.
Die von der Bundesregierung ins Treffen geführten Förderprogramme wie „Klimafreundlicher Neubau“ (KFN) und „Jung kauft Alt“ erweisen sich bis dato nicht als Gamechanger. Mittels dieser hatte die Ampel gehofft, vor allem junge Familien dazu motivieren zu können, baufällige Häuser günstig zu kaufen und eigenständig klimafreundlich umzugestalten.
Stabile Beschäftigung im Bauhauptgewerbe, doch Insolvenzen nehmen zu
Einen kleinen Lichtblick in der Entwicklung der Baubranche sieht der Verband der Bauindustrie im Bereich des Wirtschaftsbaus. Dort seien immerhin mehr Aufträge für Fabrik- und Werkstattgebäude zu verzeichnen. Jedoch sind diese bei Büros oder Gebäuden für Verwaltung, Lager und Handel nach wie vor rückläufig.
Die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe sei trotz der angespannten Lage im Vorjahr stabil geblieben, hieß es vonseiten des Bauindustrie-Verbandes. Allerdings zeichne sich für 2024 ein Rückgang der Beschäftigtenzahl um etwa 10.000 ab. Die Entwicklung sei unter anderem auf den Anstieg der Insolvenzen zurückzuführen, welche im Bauhauptgewerbe im Gesamtjahr 2023 um 25,7 Prozent auf 1.409 zugelegt hätten.
Für das Jahr 2024 erwartet man im Bauindustrie-Verband einen weiteren realen Umsatzrückgang von vier Prozent. Immerhin könnten die 2023 um sieben Prozent gestiegenen Baupreise im laufenden Jahr um bis zu ein Prozent nachgeben.
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