Bauern demonstrieren für höhere Milchpreise – Milchindustrie wehrt ab

Es geht einmal mehr ums Geld: Auch Landwirte müssen derzeit höhere Kosten schultern. Da zählt jeder verdiente Cent, um den gerade die Milchviehbetriebe besonders kämpfen.
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Milchbauern demonstrieren vor dem Gebäude vom DKM Deutsches Milchkontor in Edewecht für angemessene Milchpreise.Foto: Sina Schuldt/dpa/dpa
Epoch Times11. Juni 2021

Angesichts stark gestiegener Kosten haben am Freitag in Nord- und Süddeutschland Milchbauern für höhere Milchpreise demonstriert.

Vor Molkereien in den niedersächsischen Orten Edewecht und Zeven sowie im bayerischen Heimenkirch versammelten sich mehr als 100 Landwirte, um in einem symbolischen Akt jeweils eine Mauer zu errichten, die durchbrochen werden sollte.

„Die Molkereien mauern beim Preis“, sagte der niedersächsische Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Ottmar Ilchmann. Protestiert wurde vor Betrieben des Deutschen Milchkontors in Niedersachsen und einem Betrieb von Hochland in Bayern.

Forderung nach höheren Milchpreisen

Zur Aktion hatten außer der AbL auch der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) aufgerufen. „Es ist wichtig, dass sich das Preisniveau allgemein hebt“, sagte der bayerische BDM-Landesvorsitzende Manfred Gilch. Mit dem Hochland-Betrieb in Heimenkirch hatten sich die Landwirte eine Molkerei gesucht, die mit derzeit 36 Cent pro Liter Milch relativ gute Preise zahle, sagte Gilch. „Veränderungen am Markt müssen grundsätzlich bei allen Molkereien Zustimmung finden“, sagte er.

Wegen anderer Betriebsstrukturen im Vergleich zum Norden seien in Süddeutschland auch die Produktionskosten höher. Diese lägen bei rund 50 Cent pro Liter Milch. „Obwohl wir in Bayern und Baden-Württemberg die bestzahlenden Molkereien in Deutschland haben, liegen die Preise immer noch 13, 14 Cent unter den Produktionskosten.“

Milchindustrie wehrt ab

Der Hauptgeschäftsführer des Milchindustrieverbandes, Eckhard Heuser, äußerte zwar Verständnis für die Sorgen und Nöte der Milcherzeuger. Die Kosten seien überall gestiegen, dafür wollten die Unternehmen aber nicht in Haftung genommen werden. Die Milchwirtschaft stecke zwischen den Bauern und dem Handel oder der weiterverarbeitenden Industrie: „Wir können nur das auszahlen, was wir vorne an der Rampe verdienen.“

Nach Angaben der AbL zahlte das Deutsche Milchkontor für einen Liter angelieferte Milch im April 31,2 Cent an die Erzeuger, die Hochland-Molkerei 34,5 Cent. „Es wird noch ein bisschen ansteigen, große Genossenschaften im Norden haben gerade um 1,5 Cent angezogen, und wir haben eine günstige Marktlage“, sagte Heuser. Forderungen nach einer Anhebung um 15 Cent seien aber illusorisch. Es sei damit zu rechnen, dass sich die Zahl der Milchbetriebe weiter verringere – je besser die Kostenstruktur eines Betriebs sei, desto größer die Überlebenschance.

Nach Angaben des niedersächsischen Landesbauernverbandes Landvolk machen den Milchbauern explodierende Futterkosten, Kraftstoffkosten und Kosten für Strom und Gas zu schaffen. Gerade im Frühling und Frühsommer sei für die Landwirte Liquidität besonders wichtig, denn die Flächen müssten gepflegt und gedüngt sowie die Grünlandernte eingefahren werden. (dpa)



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