Bahnstreik vorbei, Lufthansa am Zug: Neuer Tarifkampf im Luftraum

Überraschend hat der Streik der Lokführergewerkschaft GDL am frühen Montagmorgen ein vorzeitiges Ende gefunden. Die Tarifpartner sind zurück am Verhandlungstisch. Trotzdem kommt es noch zu Verzögerungen im Bahnverkehr.
Drei ICE-Fernzüge im Lepziger Hauptbahnhof.
Friedenspflicht bis 3. März. Die Bahn möchte nun wieder den normalen Fahrplan anwenden.Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa
Von 29. Januar 2024

Gute Nachrichten für Pendler zu Beginn ihrer Arbeitswoche: Überraschend haben sich die Deutsche Bahn (DB) und die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) darauf geeinigt, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Eine Friedenspflicht gilt vorerst bis zum 3. März.

Seit Montag, 29. Januar, um 2 Uhr morgens ist der ursprünglich bis Montagabend anberaumte Streik der GDL damit beendet. Dennoch ist nach wie vor mit Verzögerungen zu rechnen. Diese betreffen den Personenverkehr, aber auch den Güterverkehr. Der Bahn zufolge werde es voraussichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen, den „erheblichen Rückstau von Güterzügen in den Rangieranlagen“ abzuarbeiten.

Moderatoren sollen Einhaltung der Friedenspflicht unterstützen

Im Personenverkehr ist ebenfalls zumindest am Montag noch mit vereinzelten Verzögerungen sowohl im Regional- als auch im Fernverkehr zu rechnen. Reisenden steht nach wie vor die kostenfreie Sonderhotline unter der Nummer 08000-996633 zur Verfügung, um sich über die möglichen Auswirkungen auf ihre Züge zu informieren.

Hätte der Streik der GDL wie angekündigt erst um 18 Uhr geendet, wäre dies der längste Ausstand in der Geschichte der Deutschen Bahn gewesen. Am Dienstagabend hatte er im Güterverkehr begonnen. Die Bahn konnte mittels eines Notfahrplans lediglich 20 Prozent ihrer Kapazitäten abdecken.

Nun soll es vom 5. Februar an bis zum Ende der Friedenspflicht weitere Gespräche unter Ausschluss der Öffentlichkeit geben. Um bis dahin mögliche weitere Unwägbarkeiten zu verhindern, sollen zwei Moderatoren den weiteren Verlauf der Tarifverhandlungen unterstützen. Sollte eine der beiden Seiten diesbezüglich Bedarf anmelden, werden diese hinzugezogen.

GDL kann bereits Teilerfolge für sich verbuchen

Bahnsprecherin Anja Bröker sprach in einer ersten Reaktion von einer „konstruktiven Atmosphäre“, in der man an den Verhandlungstisch zurückgekehrt sei. Es kämen „alle Themen auf den Tisch“. Für Bahnkunden im Personen- und Güterverkehr bedeute dies mehr Planungssicherheit, für die Beschäftigten die Aussicht auf eine baldige Lohnerhöhung.

Die Bahn zeigte sich bis dato bereit, im März eine einmalige Prämie von 1.500 Euro zum Inflationsausgleich zu bezahlen. Auch bezüglich der regulären Lohnanpassungen sei man bereit, über Festbeträge zu sprechen statt wie bislang lediglich über Prozentsätze.

Ein schwierigeres Thema werden die Arbeitszeitmodelle sein, die der GDL ein besonderes Anliegen sind. Die GDL forderte eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit ihrer häufig im Schichtbetrieb tätigen Organisierten von 38 auf 35 Stunden. Zudem forderte sie eine Lohnerhöhung von mindestens 555 Euro im Monat und eine Inflationsprämie von 3.000 Euro. Das Jahresbrutto von Lokführern bei der DB bewegt sich im Durchschnitt zwischen 44.500 und 53.400 Euro.

Streik der GDL als Chance für private Anbieter

Die GDL verfügt über 40.000 Mitglieder. Bei der DB gehören ihr 80 Prozent und bei den anderen Wettbewerbern 75 Prozent der Lokführer an. Dazu kommen 40 Prozent der Zugbegleiter, die in der GDL organisiert sind.

Für die Deutsche Bahn bedeutete der Streik bereits jetzt einen erheblichen Verlust. Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge ist pro Streiktag von einem volkswirtschaftlichen Schaden von 100 Millionen Euro auszugehen. Private Anbieter von Gütertransporten sahen darin hingegen eine große Chance. Der Geschäftsführer ihres Dachverbandes Die Güterbahnen, Peter Westenberger, äußerte sich zufrieden über die zusätzlichen Aufträge – und deren ungehinderte Abarbeitung.

DB Cargo habe in Deutschland nur noch einen Marktanteil von 40 Prozent, heißt es vonseiten des Konkurrenzverbandes. Die privaten Anbieter von Gütertransporten auf der Schiene könnten noch wesentlich effektiver arbeiten, würden ihre Züge nicht so oft von anderen verdrängt.

Die Deutsche Bahn weist hingegen darauf hin, dass die privaten Anbieter hauptsächlich Shuttledienste übernähmen. Der europaweite Güterverkehr werde weiterhin vor allem durch DB Cargo erledigt.

Kritik an Ampel: Ausbau des Schienennetzes geht zu langsam vonstatten

Westenberger wirft der Bundesregierung vor, den angekündigten Ausbau des Schienenverkehrs zu zögerlich auszubauen. Es gebe ausreichend Nachfrage vonseiten der Wirtschaft, aber zu wenig an tatsächlicher Rückendeckung. Gegenüber dem „Focus“ äußerte Westenberger:

„Wir haben zwei Themen. Das eine ist Kapazität. Wir brauchen mehr Gleise. Der Bund hat angekündigt, vieles auszubauen, da passiert aber zu wenig. Und Qualität, das ist, dass die Anlagen auch tatsächlich funktionieren.“

Tatsächlich ist der Gütertransport über die Schiene deutlich günstiger als mittels Lkw. Dies war bereits vor der jüngsten Erhöhung der Lkw-Maut der Fall. Die Bahn kann größere Gütermengen befördern. Der Transport über die Straße bindet mehr Mitarbeiter, dazu kommen Kosten für Treibstoff, Maut, Versicherung und Unterhalt der Fahrzeuge. Gleichzeitig ist die Flexibilität beim Lkw jedoch nach wie vor eine deutlich höhere.

Verdi geht mit ambitionierten Forderungen in Verhandlungen mit Lufthansa

Neben der Bahn könnte derweil auch der Flugverkehr in absehbarer Zeit zum Schauplatz von Streiks werden. Seit 18. Januar laufen Verhandlungen der Lufthansa mit Verdi. Bis Mitte März sollen insgesamt fünf Gesprächstermine am Flughafen von Frankfurt am Main stattfinden.

Dem „Münchner Merkur“ zufolge geht die Gewerkschaft jedoch mit den „höchsten Forderungen in laufenden Tarifverhandlungen im Konzern“ in die Gespräche. Dies gelte auch im Vergleich mit dem fliegenden Personal.

Verdi fordert von Lufthansa unter anderem ein Lohnplus von 12,5 Prozent bei einer monatlichen Mindeststeigerung von 500 Euro. Die Laufzeit der angestrebten Vereinbarung soll ein Jahr betragen. Zusätzlich soll es eine Inflationsprämie von 3.000 Euro geben. Verdi fordert zudem ein Plus von 2,80 Euro pro Stunde für Personal der Luftsicherheit und Überstundenzuschläge von 30 Prozent.



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