Bis zu 850 Baustellen am Tag – Bahn-Baustellen sollen Fahrgäste seltener ausbremsen
Verspätungen, Streckensperrungen, Ersatzverkehr in Bussen: Die Bauoffensive der Deutschen Bahn bringt ihre Konkurrenten auf der Schiene ins Schwitzen. Mehrere Bahn-Anbieter dringen nach Branchenangaben auf Schadenersatz.
Die Bundesnetzagentur prüft, ob die Bahn durch die Bauplanung den Zugang zum Netz hemmt. „Wir freuen uns, dass es mehr Geld gibt, aber wir müssen an einigen Stellen besser werden“, sagte Matthias Stoffregen, Geschäftsführer des Bahnkonkurrenten-Verbands Mofair, dpa. „Die Auswirkungen auf den Personen- und Güterverkehr sind schon jetzt immens.“
Der Bundeskonzern investiert in diesem Jahr die Rekordsumme von 7,5 Milliarden Euro in das deutsche Schienennetz – in neue Gleise, Weichen und Signale. Das sind 200 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. In Spitzenzeiten soll es 850 Baustellen pro Tag geben.
Wirtschaftliches Bauen geht am besten mit Totalsperrungen
„Mehrere Unternehmen sagen: Weil ihr eure Baustellen nicht im Griff habt, haben wir über den Baustellenfahrplan hinaus Verspätungen“, berichtete Stoffregen. Das führt dazu, dass Strafzahlungen an die Auftraggeber fällig werden, die Bestellerorganisationen der Länder.
Diese bilden die Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr. Sie sieht die Ursache in der Finanzierungsvereinbarung mit dem Bund. Durch sie sei DB Netz gehalten, möglichst wirtschaftlich zu bauen, erklärte Hauptgeschäftsführer Frank Zerban. Das gehe am besten mit Totalsperrungen.
„Es hat aber den Nachteil, dass dann die Fahrgäste teilweise wochenlang Schienenersatzverkehr nutzen müssen, der meist deutlich längere Fahrzeiten mit sich bringt. Durch diese Beeinträchtigungen verlieren wir viele Fahrgäste langfristig.“
Bauvorhaben bündeln – mehr Mitspracherecht für die Konkurrenz
Damit sie nicht immer wieder Baustellen auf denselben Strecken aufmachen muss, bündelt die Bahn die wichtigsten Bauvorhaben zu 66 Komplexen, sogenannte Korridore. Hier wünscht sich die Konkurrenz mehr Einfluss. „Die Planung muss noch dialogorientierter werden“, sagte Stoffregen.
Die Bahn sieht sich vor einer Herausforderung. „Es gilt, möglichst effizient zu bauen und zugleich den Eisenbahnverkehr möglichst wenig zu beeinträchtigen“, sagte ein Sprecher. Einen Verdacht wies er entschieden zurück: „Der Vorwurf, dass wir so planen, dass es vor allem Dritte trifft, ist falsch.“ Auch die Besteller betonen: „Von den Auswirkungen der Baustellen sind alle Bahnunternehmen gleichermaßen betroffen, es handelt sich also nicht um eine Diskriminierung einzelner Player.“
Verbesserungsmöglichkeiten bespricht die Bahn mit allen Beteiligten bis Jahresende an einem runden Tisch. Die Auswirkungen auf die Fahrgäste sollen so weit wie möglich verringert werden, heißt es aus dem Konzern. Klar sei aber auch: „Am Ende kann es nur ein Kompromiss sein. Es wird nicht ohne Beeinträchtigungen gehen.“ (dpa)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion