BA-Chef: „Die Fachkräftezuwanderung nach Deutschland ist zu gering“
Der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, warnt inmitten der Corona-Krise vor einem verschärften Fachkräftemangel und sieht auch die Politik in der Pflicht.
„Die Fachkräftezuwanderung nach Deutschland ist zu gering und geht weiter zurück“, sagte Scheele den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“. „Wir sind dringend darauf angewiesen, unsere eigenen Arbeitskräfte fortzubilden. Das ist in der Krise ins Hintertreffen geraten. Die Kluft zwischen Arbeitsplatzzuwachs und Arbeitskräftepotenzial wird immer größer.“
Scheele forderte eine Vereinfachung beim „Arbeit-von-morgen-Gesetz“ von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), das die Förderung der beruflichen Weiterbildung im Strukturwandel regelt. „Es gibt 13 verschiedene Fördervarianten“, sagte der BA-Chef. „Das ist sehr schwer umzusetzen und sollte zumindest für die Zeit der Pandemie erleichtert werden.“
Notwendig sei auch ein funktionsfähiges Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Die Hürden für die Zuwanderung von Fachkräften seien „sehr hoch“. Dabei gehe es um die volle Anerkennung von Berufsabschlüssen aus dem Ausland und um Arbeitsplatzzusagen in Deutschland.
Die Lage am Ausbildungsmarkt sieht Scheele recht optimistisch. „Meine Erwartung ist, dass wir am Ende geringfügig mehr Unversorgte haben als vor der Pandemie“, sagte er. „Wir sehen keinen Corona-Jahrgang“. Insgesamt gebe es gut 513.000 Ausbildungsstellen für ungefähr 460.000 Bewerberinnen und Bewerber. 100.000 von ihnen seien noch unversorgt. „Das bedeutet, wir hängen sechs bis acht Wochen hinter dem normalen Ausbildungsgeschehen hinterher. Wir sind uns aber mit den Kammern einig, dass wir bis Januar nachvermitteln wollen“, sagte Scheele. (dpa)
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