Autostandorte und Tourismusregionen stark von Kurzarbeit betroffen
Kurzarbeit durch die Corona-Krise hat vor allem Regionen mit einem hohen Anteil von Unternehmen aus der Metall- und Elektroindustrie sowie Urlaubsgebiete getroffen. Das hat eine Analyse für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung ergeben.
Insbesondere deutschen Städte und Kreise mit starker Autobranche wiesen hohe Quoten bei der angezeigten Kurzarbeit auf, heißt es in der Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Böckler-Stiftung.
So seien im März und April an den VW-Standorten Emden (56,0 Prozent) und Wolfsburg (52,2 Prozent) für mehr als die Hälfte aller dort sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Kurzarbeit angezeigt worden. Der bundesweite Durchschnitt habe im April gut 31 Prozent betragen.
Überdurchschnittlich viel Kurzarbeit sei auch in Fremdenverkehrsregionen angemeldet worden. So wiesen die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald (41,4 Prozent), Oberallgäu (40,4 Prozent) und Garmisch-Partenkirchen (35,1 Prozent) hohe Quoten auf. An der Nord- und Ostseeküste treffe dies unter anderem auf Wittmund (35,6 Prozent), Ostholstein (34,7 Prozent) und Vorpommern-Rügen (35,5 Prozent) zu.
Vergleichsweise wenig Kurzarbeit ist dagegen in Städten mit starken Chemie- und Pharmaunternehmen angemeldet worden. Für den BASF-Standort Ludwigshafen ermittelten die Wissenschaftler eine Kurzarbeitsquote von 11,6 Prozent und für den Bayer-Standort Leverkusen von 16,2 Prozent.
Das seien die niedrigsten Quoten angezeigter Kurzarbeit in Deutschland. Die Chemie- und die Pharmabranche sei weit weniger betroffen von Auftrags- und Produktionsrückgängen als der Maschinen- und Kraftfahrzeugbau.
Krise hat kleinere Betriebe getroffen
Kurzarbeit sei vor allem in Regionen mit unterdurchschnittlichen Beschäftigungsanteilen von Großbetrieben angezeigt worden. Die Krise habe „viele kleinere Betriebe hart getroffen und die haben schnell mit Kurzarbeit reagiert“, betonte WSI-Forscher Helge Emmler. Die Ergebnisse der Untersuchung wiesen damit auf einen bedarfsgerechten Einsatz der Kurzarbeit hin.
Die Forscher hatten Regionaldaten der Bundesagentur für Arbeit (BA) zur angemeldeten Kurzarbeit ausgewertet. Diese Zahlen dürften deutlich höher sein als die der tatsächlich kurzarbeitenden Beschäftigten.
Die Unternehmen hätten oft vorsorglich für größere Gruppen Kurzarbeit angemeldet. Regionale Daten zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit würden erst in einigen Monaten vorliegen.
Trotz des massenhaften Einsatzes der Kurzarbeit sei aber auch die Arbeitslosigkeit gestiegen – ebenfalls mit beachtlichen regionalen Unterschieden.
Besonders starke Corona-bedingte Anstiege der Arbeitslosenquoten hatten nach WSI-Berechnungen in den Tourismusregionen Vorpommern-Rügen (3,2 Prozentpunkte) und Wittmund in Ostfriesland (2,6 Prozentpunkte) zu verkraften.
Aber auch in Berlin (2,5 Prozentpunkte), Garmisch-Partenkirchen (2,4 Prozentpunkte), dem Berchtesgadener Land und in Wilhelmshaven (beide 2,3 Prozentpunkte) sei die Arbeitslosenquote deutlich gestiegen. Im Bundesmittel habe sich die Quote von März bis Mai Corona-bedingt um 1,3 Prozentpunkte erhöht. (dpa)
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