Aus für den „Bonus-Shopper“? Geplante Datenbank über Strom- und Gaskunden stößt auf Kritik
Verbraucherschützer kritisieren Pläne von Wirtschaftsauskunfteien für Datenbanken über Kunden von Strom- und Gasversorgern.
Die Unternehmen könnten die Vertragsangaben nutzen, um Kunden abzulehnen, die häufig den Lieferanten wechselten, um sich günstige Preise zu sichern, sagte Barbara Saerbeck vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) am Dienstag. Die Verbraucherschützer erhielten schon jetzt immer wieder Beschwerden von Kunden, die von Schwierigkeiten beim Wechsel des Lieferanten berichteten.
Branchenweite Speicherung von Vertragsdaten geplant
Der NDR und die „Süddeutsche Zeitung“ hatten berichtet, die Auskunfteien Schufa und Crifbürgel entwickelten Datenbanken, in denen offenbar branchenweit Vertragsdaten möglichst vieler Kunden gespeichert werden sollten.
Ein Schufa-Sprecher betonte, der noch nicht zur Marktreife entwickelte Datenpool habe nicht das Ziel, „Vielwechsler zu identifizieren, um diese an der Möglichkeit des Wechsels ihres Energieversorgers zu hindern“.
Crifbürgel teilte mit, man biete derzeit keinen Datenpool für Energieversorger an. Die Datenschützer von Bund und Ländern wollen sich Anfang November mit den Plänen befassen, wie ein Sprecher der NRW-Behörde bestätigte.
Die Schufa hatte auf einer inzwischen gelöschten Web-Seite über ihren „E-Pool“ geschrieben, die Lieferanten könnten durch die „Informationen zu dem bestehenden Energiekonto und der bisherigen Laufzeit wertvolle Hinweise“ erhalten. Nach Angaben des Schufa-Sprechers sollen die Informationen den Versorgern helfen, auch Verbrauchern ohne ausreichende Bonitätsbewertung einen Vertrag anbieten zu können.
In Deutschland wechselt nur ein geringer Teil der Verbraucher
In Deutschland wechselt nur ein geringer Teil der Verbraucher den Strom- und Gasanbieter. Nach Angaben der Bundesnetzagentur bezogen 2018 noch gut zwei Drittel aller Haushalte Strom vom angestammten örtlichen Versorger. Pro Jahr wechseln nur rund 10 Prozent der Haushalte ihren Stromanbieter.
Einen Wechsel zu erschweren, „scheint nicht nur aus Gründen des Datenschutzes bedenklich, sondern schädigt auch den freien Wettbewerb und führt die verbraucherfreundliche Strommarktliberalisierung ad absurdum“, warnte ein Sprecher des Vergleichsportals Verivox.
Wie viele wechselwillige Verbraucher von einem Versorger keinen Vertrag erhalten, ist nicht bekannt. Die Unternehmen müssen dafür auch keine Gründe nennen. Nach Erfahrungen des Vergleichsportals Check24, das auch neue Stromverträge vermittelt, werden Kunden meist wegen formeller Fehler wie falsch eingetragener Namen oder Zahlendreher in der Zählernummer abgewiesen. (dpa)
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