Audi beendet Produktion in Brüssel – VW in Deutschland droht ein „heißer Winter“
Audi will die Autoproduktion im Werk Brüssel Ende Februar nächsten Jahres einstellen. Das teilte das Unternehmen am Dienstag dem Betriebsrat und den Gewerkschaften mit. Entlassungen seien in den nächsten zwei Monaten nicht vorgesehen.
Audi erwägt schon länger, das Werk Brüssel zu schließen und berät – wie in Belgien gesetzlich vorgeschrieben – mit Betriebsräten und Gewerkschaften seit Monaten darüber. Diesen Informations- und Konsultationsprozess will die Unternehmensleitung in zwei Wochen abschließen.
Die Fabrik mit 3.000 Beschäftigten fertigt nur ein einziges Modell, den Elektro-SUV Q8 e-tron. Dessen Verkaufszahlen schrumpfen. Die Fabrik hat sehr hohe Logistikkosten, weil nur wenige Zulieferer in der Nähe sind. Die Lage zwischen einem Wohngebiet, Bahngleisen und der Autobahn macht Erweiterungen schwierig.
Mit einem potenziellen Investor liefen noch Gespräche, teilte Audi mit. Das Unternehmen hatte schon mit mehr als 20 potenziellen Investoren aus der Autobranche gesprochen, ohne Aussicht auf ein tragfähiges Konzept für den Standort und die Beschäftigten.
Arbeitnehmervertreter warnen vor „heißem Winter“
Der Mutterkonzern Volkswagen steckt selbst in der Krise und will in Brüssel kein neues Modell auflegen. Volkswagen will nach Angaben des Gesamtbetriebsrats mindestens drei Werke in Deutschland schließen und zehntausende Jobs abbauen.
VW-Sachsen-Betriebsratschef Uwe Kunstmann kündigt in Zwickau bereits einen „heißer Winter“ an. Wenn sich an der VW-Linie nichts ändere, würden die Beschäftigten spätestens am 1. Dezember bundesweit vor die Werkstore ziehen und den Konzern lahmlegen, sagte er.
Laut Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo Cavallo plant VW neben den Werkschließungen auch einen Kapazitätsabbau an allen verbleibenden Standorten. Früheren Konzernangaben zufolge fehlen VW rund 500.000 Fahrzeuge pro Jahr, um alle Standorte auszulasten. Zudem plane der Vorstand betriebsbedingte Kündigungen, so Cavallo weiter.
Ganze Abteilungen geschlossen oder verlagert
Ganze Abteilungen sollten geschlossen oder ins Ausland verlagert werden. Für die verbleibenden Mitarbeiter wolle VW den Haustarif pauschal um zehn Prozent kürzen und fordere 2025 und 2026 jeweils Nullrunden. Am Mittwoch kommen Konzern und die Gewerkschaft IG Metall zu ihrer zweiten Verhandlungsrunde über den VW-Haustarif zusammen.
VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter, davon rund die Hälfte in Wolfsburg. Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eins im nordhessischen Baunatal. VW hatte im September die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt.
Ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich. Auch Werkschließungen hatte VW in den Raum gestellt, bisher aber keine Zahl oder Standorte genannt. Als gefährdet gilt etwa das Werk in Osnabrück, das kürzlich einen erhofften Folgeauftrag von Porsche verloren hat. (dpa/afp/red)
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