Auch in der Corona-Krise: Reiche werden immer reicher – 2.775 Milliardäre bei „Forbes“ gelistet
„Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer.“ Dieses alte Sprichwort hat auch in der Corona-Krise nicht an Aktualität verloren. Nach der neuesten Schätzung der Weltbank fielen mehr als 100 Millionen Menschen durch die Pandemie in absolute Armut und müssen von weniger als 1,80 Dollar pro Tag leben.
Demgegenüber ist die Anzahl der reichsten Menschen der Welt explodiert. Laut „Forbes“ wuchs diese um 660 Milliardäre auf 2.755 an. 493 wurden neu in die Liste aufgenommen, davon kamen 210 aus China und Hongkong. 250, die in der Vergangenheit aus der Liste verschwunden waren, schafften es erneut unter die Top-Reichen. 86 Prozent der Milliardäre sind bei genauer Betrachtung sogar reicher als vor einem Jahr.
Die Liste wird angeführt von Amazon-Gründer Jeff Bezos, der mit 177 Milliarden US-Dollar zum vierten Mal der reichste Mann der Welt wurde. Er konnte sein Vermögen im Vergleich zum Vorjahr um 64 Milliarden Dollar mehren. Bezos verwies Tesla-Gründer Elon Musk auf Platz zwei, dessen Vermögen von 24,6 Milliarden US-Dollar auf beträchtliche 151 Milliarden anstieg.
Auf Top 3 der Liste folgt der französische Trendsetter Bernard Arnault mit 150 Milliarden Dollar. Seit 1985 ist er Mehrheitseigner der Christian Dior S.A.; im Januar 2021 schloss sein Unternehmen einen Deal mit dem amerikanischen Juwelier Tiffany & Co für 15,9 Milliarden Euro – laut „Forbes“ vermutlich die größte Luxusmarkenübernahme aller Zeiten.
Auf Platz 4 folgt Bill Gates, dessen Vermögen von 98 auf 124 Milliarden Dollar wuchs. Sein Bild ist mit dem Zitat untertitelt: „Geld hat für mich ab einem bestimmten Punkt keinen Nutzen mehr. Sein Wert liegt einzig und allein darin, eine Organisation aufzubauen und die Ressourcen zu den Ärmsten der Welt zu bringen.“ Der Microsoft-Gründer war in der Vergangenheit nicht nur durch seine weltweiten Bemühungen bezüglich der COVID-19-Impftechnologien in die Schlagzeilen geraten. Am 3. Mai gaben er und seine Frau Melinda ihre Trennung nach 27 Jahren Ehe bekannt. Den Vorsitz der Bill & Melinda Gates Stiftung wollen sie jedoch weiterhin gemeinsam führen. Gates ist zudem mit fast 100.000 Hektar einer der größten Besitzer von Farmland in den USA.
Ab Platz fünf der Forbes-Liste fällt das Vermögen der Milliardäre unter 100 Milliarden US-Dollar – Mark Zuckerberg hat sein Vermögen von 54,7 auf 97 Milliarden Dollar erhöht.
Insgesamt wiegt das Vermögen der Milliardäre 13,1 Billionen Dollar schwer, im Vorjahr waren es noch acht.
Der jüngste Milliardär weltweit kommt aus Deutschland. Der 18-jährige Kevin David Lehmann hat mit seinem hälftigen Anteil an der Drogeriekette „dm“, den ihn seit Vater im Jahr 2017 übertrug, ein Vermögen von 3,3 Milliarden Euro. So wie Lehmann kommen laut „RT“-Bericht die meisten deutschen Milliardäre zu ihrem Vermögen: Zwei Drittel erhalten dieses durch Erbschaft und Schenkung, während beispielsweise in den USA über die Hälfte „neues Vermögen“ generiert wird.
Gründe für Armut und Reichtum
Was der Grund für Armut und Reichtum ist, damit beschäftigte sich auch der 553 Seiten starke Sechsten Armuts- und Reichtumsbericht vom 14. Mai 2021 des Deutschen Bundestages. Darin wird Bezug genommen aus eine Umfrage aus dem Jahr 2018/19. Den Befragten wurden verschiedene Antwortmöglichkeiten vorgelegt, um dann zu erfragen, ob diese als relevant für Armut beziehungsweise Reichtum angesehen werden.
Als wichtige Gründe für Armut wurden jeweils von mehr als der Hälfte der Befragten „unzureichende Ausbildung“, „falscher Umgang mit Geld“, „familiäre Lebensumstände“ und „das auf Profit ausgerichtete Wirtschaftssystem“ eingeschätzt. „Pech“ und „technischen Fortschritt“ sahen hingegen nur wenige Befragte als hauptsächliche Gründe für Armut an.
Als wichtige Gründe für Reichtum sahen die Befragten mehrheitlich vor allem gute familiäre Ausgangsbedingungen, das Wirtschaftssystem, eine ausgezeichnete Ausbildung und das Kennen der richtigen Leute an. Glück und familiäre Umstände wie Partnerwahl wurden hingegen nur von weniger als einem Viertel der Befragten als hauptsächliche Gründe für Reichtum angesehen.
Auch für die Gründe von Reichtum zeigten sich in den verschiedenen sozialen Lagen unterschiedliche Wahrnehmungen. Personen, die sich in der sozialen Lage „Wohlhabenheit“ befanden, und Personen mit Migrationshintergrund sahen die Gründe für Reichtum eher in persönlichen Eigenschaften und Anstrengungen als in externen Faktoren.
„Die Einschätzungen der Befragten des ARB-Survey lassen sich dahingehend zusammenfassen, dass sie unbeeinflussbaren äußeren Faktoren eine wichtige, aber nicht dominierende Rolle zuschreiben“, heißt es in dem Bericht.
Die Gesellschaft in Deutschland könnte somit als bedingt „chancengleich“ eingeordnet werden, mit der Einschränkung, dass aus Sicht der Befragten insbesondere familiäre Voraussetzungen und die Struktur des Wirtschaftssystems Chancen oder Benachteiligungen prägen.
Diese zweigeteilte Bewertung spiegelt sich auch in der Zustimmung zu den Fragen wider, ob jede und jeder in Deutschland „die Möglichkeit hat, reich zu werden“ oder nur die, „die schon selbst reiche Eltern haben“ sowie ob umgekehrt „ein Risiko, arm zu sein“ für jeden oder nur für bestimmte Gruppen besteht. Im Durchschnitt stimmten 67 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass Armut irgendwann im Leben jeden treffen könne. Im Gegensatz dazu gingen 18 Prozent der Befragten davon aus, dass ein jeder die Möglichkeit habe, „reich zu werden“.
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