Argentinien: Gier gegen Chaos, wenn Hedge-Fonds am Werk sind

Titelbild
Der Rechtsanwalt für Argentinien, Carmine Bocuzzi, verlässt das US-Bezirksgericht in New York nach einer Verhandlung am 27. Juni 2014Foto: DON EMMERT/AFP/Getty Images
Von 2. Juli 2014

Argentinien will ein gutes Land sein und seine Anleihegläubiger auszahlen. Nur nicht Paul Singer und andere Verweigerer, die nicht an der nachträglichen standardmäßigen Umschuldung des Jahres 2002 teilgenommen haben.

Das Problem ist, es kann das nicht mehr tun. Am 16. Juni bestätigte der Oberste Gerichtshof ein Urteil von dem 2. Bezirksrichter in New York, Thomas Griesa, der Argentinien Zahlungen verbietet, es sei denn dass jeder ausbezahlt wird.

Dies würde Singer‘s Elliott Management mit einschließen, einen Hedge-Fonds, der Argentiniens Schuldscheine zu jämmerlichen Preisen während der Krise in den frühen 2000er Jahren gekauft hat und sich weigerte, sich an einer Umstrukturierung von 100 Milliarden Dollar Schulden zu beteiligen. 93 Prozent der übrigen Anleger hatten ihre Teilnahme zugesagt. Einige der Anleihegläubiger mussten Abschläge bis 75 Prozent hinnehmen.

Singer und seine Firma sind spezialisiert im Halten von Forderungen und in der Prozessführung für die Rückzahlung von 100 Prozent des Nennwertes zuzüglich Zinsen, die in diesem Fall bis zu 15 Milliarden US-Dollar für alle Anleihen betragen könnten.

In dem darauf folgenden Gerichtsgerangel schaffte das Unternehmen es sogar, ein Segelschulschiff der argentinischen Marine vor der Küste von Ghana beschlagnahmen zu lassen. Schließlich gewann es den Rechtsstreit mit einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, die alle Bonds beeinflusst, weil sie dem Rechtswesen von New York unterstehen.

Chaotisches Land

An der Oberfläche sieht es so aus, als wäre die Disziplinierung Argentiniens eine gute Idee. Das Land ist voll von Unterschlagung und Korruption und leidet im Durchschnitt alle 10 Jahre unter einer Wirtschaftskrise.

Es ging durch die Hyperinflation in den 80er-Jahren und das Schulden-Gelage in den 90er- Jahren, das von der Nichterfüllung von Zahlungen im Jahr 2002 gefolgt wurde.

Im Jahr 2012 verstaatlichte Argentinien die Ölgesellschaft YPF, die der spanischen Firma Repsol gehörte. Obwohl Argentinien Repsol danach entschädigte, verwundert diese grobe Verletzung der Prinzipien des freien Marktes nicht in einem Land, das, um Haushaltsdefizite auszugleichen, die Pensionskassen plündert und weitreichende Kapitalkontrollen verhängt. 

[–Gierige Fonds–]

Dennoch zahlte das Land insgesamt 174 Milliarden Dollar an die Inhaber von umstrukturierten Schuldscheinen und an Institutionen wie den IWF aus, und verpasste nie eine Zahlung von 2003 und 2012.

Argentinische Politiker haben daraufhin Unternehmen wie Singer, als „Geier-Fonds“ betitelt und ließen sie aussehen, als schadeten sie dem Land und anderen Gläubigern.

Trotz Argentiniens Schwächen und seiner Fähigkeit, die Verweigerer auszuzahlen, ist diese Einschätzung im Wesentlichen richtig.

Ja, Argentinien hat zu viel ausgeliehen. Aber es ist Sache der Anleihegläubiger zu bestimmen, ob das Land über das Limit gegangen ist. Wenn das Land in Verzug gerät, hat man eben kein Glück.

Um den vollständigen Verlust des Kapitals zu vermeiden, erfolgt eine Umstrukturierung, um eine gerechte Lösung zu finden. Das Land hat immer noch zu zahlen, aber die Schuldenlast wird auf ein erträgliches Maß reduziert, passend zu den neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Das Ergebnis ist nie zu 100 Prozent fair oder 100 Prozent effizient, aber es ist in der Regel eine praktikable Lösung. Wenn nicht, wird es andere Defaults geben.

Fonds wie Singer tragen nichts Sinnvolles zu diesem Prozess bei, ein Prozess, der so angelegt wird, dass das Land die Chance erhält, sich wieder einzugliedern.

Stattdessen zahlen sie einer Armee von Rechtsanwälten ein Vermögen, um übergroße Renditen für sich selbst zu bekommen. Renditen, die andere Investoren aufgegeben hatten, um eine gerechte Lösung für alle zu erreichen. Am Anfang sind sie es noch nicht einmal selbst, die als Erste Geld verloren haben, weil sie in der Regel erst kaufen, wenn die Anleihen im Default sind, und dann zu sehr niedrigen Preisen.

Dieses unproduktive und gierige Verhalten ist keine unternehmerische Risikobereitschaft oder ein Investieren. Es nutzt die rechtliche Absicherung, um das System auf Kosten anderer Menschen auszuspielen.

Original Artikel auf Englisch: Argentina: Greed Against Chaos



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion