Arbeitgeber weisen Forderung nach „Vier-Tage-Woche“ zurück
Der Geschäftsführer der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter, hat der Forderung der IG Metall nach kürzeren Arbeitszeiten wegen der Coronakrise eine Abfuhr erteilt. „Die deutsche Wirtschaft erleidet gerade einen riesigen Produktivitätsschock. Eine Vier-Tage-Woche mit Lohnausgleich verschärft diesen Schock noch. Wir werden die Krise nur überwinden, wenn wir mit mehr Arbeit Wohlstand und soziale Sicherheit ermöglichen“, sagte Kampeter der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montagsausgabe).
Hüther: „Er wäre nicht anderes als die Verlängerung der Krise“
Auch Michael Hüther, Präsident des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), hält nicht von einem solchen Schritt. „Er wäre nicht anderes als die Verlängerung und damit Kapitulation vor der Krise“, sagte Hüther der FAZ. Im zweiten Quartal sei das BIP um zehn Prozent geschrumpft. „Und da soll das der Gesetzgeber zu steigenden Arbeitskosten und damit höheren Risiken für die Arbeitsplätze verstetigen?“ Der Erste Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, hatte zuvor der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt: „Die Vier-Tage-Woche wäre die Antwort auf den Strukturwandel in Branchen wie der Autoindustrie. Damit lassen sich Industriejobs halten, statt sie abzuschreiben.“ Ohne die Forderung zu präzisieren, sprach Hofmann von „einem gewissen Lohnausgleich für die Beschäftigten, damit es sich die Mitarbeiter leisten können“.
Auf Kritik stößt außerdem SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, der wegen der anhaltenden Krise die Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld auf 24 Monate verlängern will, wie er der „Bild am Sonntag“ gesagt hatte. Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann sagte der FAZ nun: Scholz` Forderung belege „eindrucksvoll, was uns bis zur Bundestagswahl im nächsten Jahr bevorsteht“. Es werde Geld umverteilt, „als ob es kein Morgen gäbe“. Statt immer mehr Transferzahlungen des Staates fordert Linnemann, Vorsitzender der Mittelstandsunion, schnell ein „kluges Verfahren“, welches gefährdete Unternehmen und ihre Gläubiger an einen Tisch bringe. Es sei nötig, Strukturreformen anzupacken statt Stillstand zu konservieren – auch wenn es dafür weniger kurzfristigen Beifall gebe.
Bayerischen Metall- und Elektroindustrie offen für Arbeitszeitverkürzung
Der Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (VBM) hingegen zeigt sich offen für den Vorschlag einer Arbeitszeitverkürzung in der Metallindustrie allerdings nur ohne Lohnausgleich. „Alles, was Beschäftigung sichert, ist gut“, sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt dem „Handelsblatt“ (Montagsausgabe). In der Corona-Zeit kämpften die Unternehmen mit verringertem Auftragsvolumen und zurückgefahrener Produktion, und in dieser schweren Zeit müssten alle ihren Beitrag zur Krisenüberwindung leisten: Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Politik.
„Die entsprechend der Arbeitszeit abgesenkten Löhne helfen den Unternehmen bei der Liquiditätssicherung“, sagte Brossardt. Zuvor hatte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann in der „Süddeutschen Zeitung“ eine Vier-Tage-Woche als mögliches Thema für die kommende Tarifrunde ins Spiel gebracht. Angesichts der volatilen Lage sei es noch zu früh, über Themen der Tarifrunde zu sprechen, so Brossardt. Sicherlich werde die Beschäftigungssicherung derzeit Thema vieler Tarifrunden und Branchen sein. „Und Absenkung der Arbeitszeit ist generell ein sinnvolles Instrument bei gleichzeitiger Absenkung der Lohnkosten.“ (dts)
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