Anlegerjahr 2025 – das Jahr der Volatilität

Die Volatilität an den Finanzmärkten ist gekommen, um zu bleiben. Der Ausblick für die Weltwirtschaft ist genauso unsicher wie der künftige Zinspfad. Die Geopolitik ist eine weitere Risikoquelle. Sturmsichere Häfen sollten angesegelt werden.
NEW YORK, NEW YORK - FEBRUARY 03: Traders work on the floor of the New York Stock Exchange during morning trading on February 03, 2025 in New York City. All three major indexes opened on a downward trajectory to start the month of February after U.S. President Donald Trump signed an executive order enacting 25% tariffs on imports from Canada and Mexico and also placing a 10% levy on imports from China. (Photo by Michael M. Santiago/Getty Images)
Händler arbeiten auf dem Parkett der New Yorker Börse am 3. Februar 2025 in New York City.Foto: Michael M. Santiago/Getty Images
Von 10. Februar 2025

Die Diversifikation auf den Finanzmärkten ist entscheidend, wie der turbulente Jahresbeginn gezeigt hat.

Der Krypto-Markt erlebte den schlimmsten Crash aller Zeiten. Mehr als 2 Milliarden Euro sind verloren. Bitcoin fiel von 104.000 auf 94.000 US-Dollar, Ethereum verlor fast 20 Prozent, und kleinere Coins traf es noch härter. Es war der schwächste Tag in der Geschichte des Krypto-Marktes.

Und es gibt weitere schlechte Nachrichten für den Krypto-Markt. Mit viel Tamtam war Bitcoin als Zahlungsmittel vor vier Jahren in El Salvador gestartet – nun wurde diese Revolution recht still und leise beerdigt: Auf Druck des Internationalen Währungsfonds (IWF) hat das Land die Pflicht für Händler, Bitcoin als Zahlungsmittel zu akzeptieren, wieder abgeschafft. Die entsprechende Gesetzesänderung wurde am 29. Januar vom Parlament des zentralamerikanischen Landes beschlossen. Der IWF hatte dies zur Bedingung gemacht für einen Kredit in Höhe von 1,4 Milliarden US-Dollar (1,35 Milliarden Euro).

Anders als 2017

Die Finanzmärkte sind zu Beginn der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump weit weniger stabil als im Jahr 2017 zu seiner ersten Amtszeit. In den vergangenen acht Jahren haben sich die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere, Devisen und Aktien stark verändert. Das Finanzministerium gibt eine Rekordmenge an Schuldtiteln aus, die sich bereits seit dem Jahr 2017 mehr als verdoppelt hat. In der Zwischenzeit besitzen Ausländer heute doppelt so viele US-Aktien, -Schulden und -Immobilien wie noch 2017, gemessen am BIP. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 liegt heute bei etwa 25, während es im Januar 2017 noch bei 19 lag.

Die Märkte gaben zuletzt stark nach, nachdem Trump mehrere wichtige Handelspartner der USA mit Zöllen belegt und damit Befürchtungen geweckt hatte, dass ein ausgewachsener Handelskrieg die globalen Lieferketten stören, die Inflation wieder anheizen und das Wirtschaftswachstum verlangsamen würde.

DeepSeek gefährdet KI-Blase

In einem Markt, in dem die großen Tech-Werte die Aktienmärkte in einem noch nie da gewesenen Ausmaß dominieren, ist die Angst vor einem Klumpenrisiko ebenso groß wie die Angst, etwas zu verpassen. Der gewaltige US-Anteil von rund 74 Prozent im MSCI World löst bei mir ein mulmiges Gefühl aus. Mehr als 60 Prozent aller bewerteten Vermögenswerte dieser Erde befinden sich in den USA.

DeepSeek ist ein chinesisches KI-Unternehmen, das bis vor wenigen Tagen kaum jemand kannte. Just dieses Start-up düpierte mit der Ankündigung eines Konkurrenzproduktes zu ChatGPT die gesamte US-Hightech-Branche. Die chinesische KI DeepSeek ist der „Schwarze Schwan“, der die amerikanische KI-Blase um Nvidia ernsthaft gefährdet und damit auch weitere Crash-Gefahren für den Tech-Index Nasdaq auslösen kann.

Denn faktisch hat sich die Herangehensweise der Amerikaner nun als falsch und extrem kapitalintensiv erwiesen. Mit anderen Worten: warum überteuerte und überdimensionierte Chips von Nvidia kaufen, wenn man mit der kostenfreien KI DeepSeek diese Rechenleistung gar nicht mehr braucht? Damit hängen viele Geschäftsmodelle in den USA in der Luft. Als Folge hat der US-Chipkonzern Nvidia den größten Tagesverlust in der Geschichte der Wall Street beschert. Knapp 600 Milliarden US-Dollar Börsenwert wurden auf einen Schlag vernichtet. Die Papiere des Nasdaq-Konzerns brachen um 17 Prozent auf 118,42 Dollar ein.

Das aktuelle Schauspiel um DeepSeek zeigt vor allem eines: die Verwundbarkeit von Billionenbewertungen bei Technologie-Aktien und die Anfälligkeit gegenüber Börsenschocks. Der konsequente Schluss aus alledem scheint mir aber zu sein, dass die Silicon-Valley-Vorherrschaft in Sachen KI von den Chinesen zumindest angekratzt ist. Das lässt Raum für weitere Abstürze bei Nvidia & Co.

Volatilität wird bleiben

Inzwischen ist der Euro auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren gefallen – die Angst vor neuen US-Zöllen wächst. Der kanadische Dollar stürzt auf ein 22-Jahres-Tief.

Hohe Volatilität bringt viele Herausforderungen mit sich. Diese lassen sich am besten durch ein diszipliniertes Risikomanagement und eine breite Streuung minimieren. Es spricht einiges dafür, dass eine neue Phase mit stärkeren Schwankungen eingeläutet wurde. Anlegerinnen und Anleger sollten sich wieder auf stärkere Kursschwankungen einstellen. Die Volatilität ist gekommen, um zu bleiben. Sie ist meiner Ansicht nach kein vorübergehendes Phänomen. Die Zukunft birgt vielfältige Risiken. Der Ausblick für die Weltwirtschaft ist genauso unsicher wie der künftige Zinspfad. Die Geopolitik ist eine weitere Risikoquelle. Sturmsichere Häfen sollten angesegelt werden.

Gold als sicherer Hafen

GOLD läuft wie auf Schienen – pünktlich, verlässlich und entspannt! Anders als die Deutsche Bahn. Und mit festen Knotenpunkten – Verunsicherung, Währungen, Inflation, Geopolitik und … Trump. Auch wenn einige Anleger von Gold nicht viel halten, erreicht der Preis seit der Jahrtausendwende immer neue Rekordstände – auch in diesem Jahr schon mehrfach. Sowohl in Dollar als auch in Euro.

Seit vielen Jahren befindet sich der Goldpreis in einer Einbahnstraße nach oben. Gold und die Edelmetalle sind ein sicherer Hafen. Wer der Stabilität des Währungssystems generell misstraut, wird ohnehin weniger auf Geld- und Aktienmärkte setzen und sich eher für Sachwerte entscheiden. Der Euro hat in Kaufkraft mehr als 90 Prozent gegenüber dem Gold seit seiner Einführung eingebüßt.

Trump wirft gerade ein Auge auf die Mineralressourcen der Ukraine. Der US-Präsident will von Kiew Seltene Erden im Tausch für weitere Hilfslieferungen erhalten. Seltene Erden sind Metalle, die für die Herstellung von Smartphones, Elektroautos und anderen Hightech-Produkten benötigt werden. Ein Großteil der Förderung befindet sich in chinesischer Hand. Die Ukraine verfügt über rund 5 Prozent der weltweiten Mineralressourcen. Auch Technologiemetalle und Seltene Erden sollten in einem gut diversifizierten Portfolio einen Platz haben.

Jim Rogers befürchtet Crash

Beim Blick auf die Portfolio-Strategien von Harvard und Yale schaue ich immer wieder gerne näher hin. In der Regel verlieren sie nicht so viel wie der Markt – sie sind weniger volatil! Im Portfolio befinden sich unter anderem Sachwerte, Edelmetalle, Kunst, Rohstoffe und „Natural Recources“ – sie haben auch immer eine Länder- und Währungsdiversifikation.

Das „Finanzmarkt-Urgestein“, Jim Rogers, befürchtet einen Crash von Wirtschaft und Börsen. Er hat seine Aktien weitgehend verkauft und setzt auf Gold, Silber und Rohstoffe. Er rechnet mit einer schweren Rezession in den USA und einem erneuten Comeback der Inflation. «Wir waren Zeugen des historisch längsten Aufschwungs in den USA, dieser dürfte nun zu einem Ende kommen», sagt er.

Des Weiteren macht sich Rogers Sorgen wegen des riesigen Schuldenbergs, den die Staaten angehäuft haben. Dabei nennt er abermals die USA als Negativbeispiel. Dort sind die Bundesschulden per Ende 2024 auf fast 98 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gestiegen. Im Jahr 2008 lagen sie laut der Bank Helaba noch bei weniger als 40 Prozent. Das Budgetdefizit des Bundes betrug im vergangenen Jahr hohe 6,4 Prozent des BIP. Übrigens: Der neue US-Finanzminister Scott Bessent war einst Rogers‘ Praktikant.

Zum Autor:

Rolf B. Pieper ist gelernter Bankkaufmann, Ex-Investmentbanker, Journalist, Autor, Vortragsredner, internationaler Finanzmarktexperte sowie Entwickler der Portfoliotheorie „TRIVERSIFIKATION“ und der „Wahre-Werte-Strategie“.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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