Angst vor Trump-Zöllen? EU-Exporteure bauen erhebliche Lagerbestände in den USA auf
Der bevorstehende Amtsantritt von Donald Trump versetzt Exporteure, zu deren primären Zielmärkten die USA gehören, zunehmend in Alarmbereitschaft. Bis zum 31. März 2025 gilt die Vereinbarung zwischen Washington und Brüssel, die in der ersten Amtszeit des designierten Präsidenten verhängten Zusatzzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte auszusetzen. Bis Oktober 2026 sollen die Zollaufschläge im Zusammenhang mit dem Airbus-Subventionsstreit ruhen.
Trump hat jedoch schon im Wahlkampf angekündigt, dass er von Tag 1 seiner zweiten Präsidentschaft an bereit sei, das Thema zurück auf die Tagesordnung zu bringen. Er sieht eine klare Benachteiligung einer Vielzahl an US-Unternehmen durch Einfuhrzölle in der EU. Dies treffe vor allem auf die Autoindustrie zu, aber auch auf eine Reihe weiterer Branchen, etwa die US-Landwirte.
Exporteure legen Lager für 12 Monate an
Auf Einfuhrzölle zwischen zehn und 20 Prozent müssen sich EU-Unternehmen einstellen, die in die USA exportieren wollen. Hauptsächlich wären voraussichtlich Branchen wie Pharma, Maschinenbau, Elektrotechnik, Datenverarbeitung, optische Geräte, aber auch die Autoindustrie und deren Zulieferer betroffen. Sorgen machen sich jedoch auch Lebensmittelhersteller wie Lieferanten regionaler Delikatessen.
Eineinhalb Monate vor dem Amtsantritt des 47. US-Präsidenten beginnen Unternehmen aus der EU, in den USA erhebliche Lagerbestände aufzubauen. Dafür nehmen sie derzeit erhebliche Aufschläge bei den Transportgebühren in Kauf. John Wegman vom Zolldienstleister Customs Support Group (CSG) äußert sich dazu gegenüber dem „Handelsblatt“:
Ein Drittel unserer europäischen US-Exporteure setzt aktuell auf eine Extra-Lagerhaltung in den USA.“
Es seien die größten Lagerbestände seit den 1980er Jahren zu verzeichnen. Und das in einer Zeit, in der US-Unternehmen selbst ihre Lagerhaltung zurückschrauben. Die meisten EU-Unternehmen, die in den USA Lager aufbauten, legten diese auf einen Zeitraum von etwa 12 Monaten an.
USA sowohl für Deutschland als auch für EU der größte Absatzmarkt
Die USA stellen für Deutschland mit einem Anteil von 9,9 Prozent der Gesamtexporte den größten Exportmarkt dar. Im Vorjahr gingen Güter und Dienstleistungen für fast 158 Milliarden Euro dorthin. Frankreich, die Niederlande und China lagen schon deutlich dahinter.
Was die gesamte EU anbelangt, machen die Exporte in die USA 17 Prozent aus, was ebenfalls Platz 1 bedeutet. China folgt mit 15 Prozent knapp dahinter – und auch mit dem KP-Regime zeichnet sich ein Handelskonflikt ab.
Auf importierte Autos aus den USA erhebt die EU derzeit einen Zoll von zehn Prozent. In der Gegenrichtung werden lediglich 2,5 Prozent fällig. Zwar produzieren viele US-Hersteller in Europa selbst und sind damit von den Zöllen nicht betroffen. Die hohen Produktionskosten in der EU stellen jedoch auch für diese einen Nachteil dar.
Handelskonflikte in der Biden-Ära auf Eis gelegt – vorläufig
Seit Juni 2018 hatten die USA Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium mit EU-Ursprung erhoben. Im Februar 2020 weitete die Regierung Trump diese noch auf weitere Produktgruppen in den genannten Bereichen aus. Brüssel reagierte mit Zöllen auf Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter. Auch einzelne Stahlprodukte waren betroffen. Mit 1. Januar 2022 wurden die wechselseitigen Maßnahmen vorläufig ausgesetzt.
Dazu kam eine auf fünf Jahre anberaumte Aussetzung wechselseitiger Strafzölle im Kontext des Flugzeugstreites. Brüssel und Washington warfen einander unlautere Wettbewerbspraktiken im Zusammenhang mit staatlichen Subventionierungen von Flugzeugbauern vor. In der EU ging es dabei um Airbus, in den USA um Boeing.
Die USA führten im Oktober 2019 Strafzölle zwischen zehn und 20 Prozent auf eine Vielzahl an Produktgruppen ein. Betroffen waren unter anderem Lebensmittel, aber auch Induktionsöfen, Bagger, Objektive oder Handwerkzeuge. Die EU reagierte mit Strafzöllen zwischen 15 und 25 Prozent etwa auf Hubschrauber, Lederwaren, Spielwaren, Chemikalien und landwirtschaftliche Erzeugnisse. Diese traten mit November 2020 in Kraft. Im Oktober 2021 einigte man sich auf eine wechselseitige Aussetzung der Maßnahmen für fünf Jahre.
EU könnte sich auch im Handelsstreit mit China verkalkulieren
Sollte Trump die Gangart der Amerikaner im Zollstreit verschärfen, könnte dies erhebliche Auswirkungen auf das deutsche Exportvolumen haben. Moritz Schularick, Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), rechnet in einem solchen Fall mit einem Minus von etwa 15 Prozent, berichtet das „Handelsblatt“.
Zusätzlich zum Zollstreit mit den USA und dem Bruch mit Russland droht deutschen Exporteuren auch noch ein härterer Stand in China. Ende Oktober hatte die EU Strafzölle von bis zu 35 Prozent gegen E-Autos aus China verhängt, da das KP-Regime chinesischen Herstellern eine Überschwemmung des europäischen Marktes mit Billigangeboten durch Subventionen erleichtere. Es ist damit zu rechnen, dass Peking Gegenmaßnahmen ergreift, die vor allem die deutsche Autoindustrie treffen.
Schon im Vorfeld dieser Entscheidung hatten chinesische Exporteure ihre Lieferungen in die EU deutlich ausgeweitet. Da Donald Trump angekündigt hatte, noch deutlich höhere Zölle auf chinesische Importe zu verhängen, könnte der von Brüssel gewünschte Effekt verpuffen. In die EU zu liefern, wäre für die Hersteller dann immer noch vergleichsweise günstiger.
Hausgemachte Erschwernisse belasten EU-Export
Immerhin schaffen absehbare handelspolitische Erfolge wie das kürzlich abgeschlossene Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten potenzielle Alternativen für den Absatz. Allerdings ist noch nicht absehbar, wann dieses Wirkung entfalten wird. Eine Sperrminorität von Frankreich, Italien, Polen und möglicherweise Österreich gegen dessen Inkrafttreten steht im Raum.
Dazu kommen die schwierigen politischen Rahmenbedingungen für Exporteure. Neben den Nachteilen, die mit hohen Energie- und Produktionskosten verbunden sind, kommen noch weitere Unwägbarkeiten. Steigende Transportkosten infolge von Klimaschutzmaßnahmen zählen ebenso dazu wie bürokratische Vorgaben – etwa durch das Lieferkettengesetz. Zu den drohenden Handelskonflikten kommen damit noch hausgemachte Erschwernisse. Für die Exportwirtschaft schafft das keine guten Aussichten.
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