Massenentlassung, Filialsterben, Aktieneinbruch: Die Bankenkrise ist noch lange nicht vorbei
Amerikanische Banken scheinen sich auf eine Krise vorzubereiten, denn viele Finanzunternehmen entlassen Mitarbeiter und schließen Filialen. Marktanalysten fragen sich nun, wie groß die Rezession oder zumindest Wirtschaftsflaute sein wird.
In diesem Jahr haben die größeren US-Banken ihr Personal reduziert. An der Wall Street geht man davon aus, dass das Schlimmste noch bevorsteht. Abgesehen von JPMorgan Chase, der größten Bank des Landes, bauen viele Banken ihr Personal ab.
Wells Fargo und Goldman Sachs haben ihre Belegschaft in diesem Jahr um etwa 5 Prozent reduziert. Citigroup hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres bereits 7.000 Stellen gestrichen. Morgan Stanley hat seinen Personalbestand seit Anfang 2023 um 2 Prozent reduziert und plant, bis Ende des Jahres weltweit 3.000 weitere Stellen abzubauen.
Nur ein Problem der USA?
Einem Exklusivbericht von „Reuters“ zufolge hat die britische Barclays Bank gerade einen Kostensenkungsplan im Umfang von 1,25 Milliarden US-Dollar eingeleitet und will bis zu 2.000 Stellen abbauen. In den letzten Jahren hatte Barclays bereits versucht, die Kosten durch Boni-Kürzungen und Stellenstreichungen im Privatkundengeschäft und Investmentbanking zu senken.
„Die Banken schließen ihre Filialen schneller, als sie neue eröffnen“, schrieb Marktanalyst Rodrigo Sermeño für den Kiplinger Wirtschaftsverlag. Aus seiner Sicht wird sich der Trend fortsetzen, da viele traditionelle Banken um Einlagen und jüngere Kunden mit Online-Banken, Fintech-Unternehmen und Big Tech konkurrierten.
Allerdings mussten nicht nur große US-Banken Mitarbeiter entlassen. In diesem Jahr haben eine Reihe von Fintech-Firmen, Kreditgebern und Finanzunternehmen wie das in San Francisco ansässige Unternehmen Lending Club Stellen abgebaut.
Laut einem aktuellen Bericht kündigten US-Finanzunternehmen allein im Oktober 3.419 Entlassungen an, womit sich die Gesamtzahl seit Jahresbeginn auf mehr als 47.000 erhöhte. Dies ist ein Anstieg um 189 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum und der höchste Stand seit 2013.
Filialschließungen, Aktien im Minus
Anfang dieses Monats gaben mehrere US-Banken Dutzende Filialschließungen in nur einer einzigen Woche bekannt. Amerikas sechstgrößtes Finanzinstitut PNC Bank kündigte bereits im Februar die Schließung von 19 Filialen an. Mittlerweile hat auch JPMorgan Chase die Schließung von 18 Filialen in Amerika angekündigt. Auch Bank of America, Citibank und Citizens Bank planen Filialschließungen.
Viele Banken haben sich von der Bankenkrise zu Beginn dieses Jahres nicht erholt. In diesem Jahr hatten mehrere Finanzinstitute Mühe, aus den roten Zahlen herauszukommen.
Die Citigroup-Aktie ist im bisherigen Jahresverlauf um mehr als 2 Prozent gefallen. Goldman Sachs ist um fast 3 Prozent eingebrochen. Barclays ist um etwa 8 Prozent gefallen. Morgan Stanley ist um 11 Prozent gesunken. Die Royal Bank of Canada ist um 9 Prozent gefallen. Die Bank of America ist um fast 13 Prozent eingebrochen.
Eine der wenigen Bankaktien, die sich im Jahr 2023 gut entwickelt haben, ist JPMorgan Chase. Sie ist um etwa 13 Prozent gestiegen.
Und was ist der Grund? Die höheren Zinssätze.
In den vergangenen 19 Monaten hat die US-Notenbank (Federal Reserve) den Leitzins um mehr als 500 Basispunkte auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent angehoben. Seitdem ist der Nasdaq-Banken-Aktienindex um etwa 40 Prozent eingebrochen.
Notfallkreditprogramm kaschiert die Probleme
Angesichts der steigenden Zinsen sind die Kreditbedingungen für US-Unternehmen und Verbraucher angespannter. Das wird in der jüngsten Federal-Reserve-Umfrage zur Kreditvergabe der Banken deutlich.
Nach den Zusammenbrüchen der Silicon Valley Bank und der Signature Bank im März führte die Federal Reserve das Bank-Term-Funding-Programm ein, das angeschlagenen Banken Notfallkredite mit einer Laufzeit von einem Jahr ermöglicht. Das Programm wurde ins Leben gerufen, um eine größere Finanzkrise zu verhindern und einen Ansturm auf die Banken zu verhindern.
Nach Daten der US-Zentralbank erreichte das Programm in der Woche bis zum 22. November mit 114 Milliarden US-Dollar einen neuen Höchststand.
Auch wenn das Schlimmste des Bankencrashs vorbei zu sein scheint, sind die Verluste auf dem Papier noch real, so Wirtschaftswissenschaftler Mike Shedlock. Nur seien sie in den Berichten versteckt. „Dies wirkt sich auf die Bereitschaft der Banken aus, in einem Umfeld steigender Zinssätze Kredite zu vergeben“, sagte Shedlock.
Das Notkreditprogramm läuft mindestens bis zum März 2024. Finanzbeobachter sind besorgt darüber, was passieren wird, wenn die Kredite fällig werden.
Finanzexperte
Sind Rezessionsängste berechtigt?
Dies alles wirft die Frage auf, ob sich die US-Banken zurzeit auf eine Rezession vorbereiten. Wirtschaftswissenschaftler hatten für dieses Jahr mit einem Abschwung gerechnet. Allerdings hat sich die US-Wirtschaft als sehr widerstandsfähig erwiesen, was Rezessionsgerüchte in den vergangenen Monaten gedämpft hat.
Nach der Schätzungen der Notenbanken von Georgia und New York wird die amerikanische Wirtschaft im vierten Quartal um etwa 2 Prozent wachsen.
Gleichzeitig deuten wichtige Indikatoren auf eine Rezession hin. Der Wirtschaftsleitindex LEI des Conference Board Wirtschaftsforschungsinstituts sank im Oktober erneut um 0,8 Prozent. In den vergangenen sechs Monaten, zwischen April und Oktober 2023, ist der LEI um insgesamt 3,3 Prozent geschrumpft.
Laut Neil Shearing, Chefvolkswirt von Capital Economics, „besteht ein großer Unterschied zwischen einer Rezession im Stil von 2007/08, deren Auswirkungen mehrere Jahre andauern, und einer Rezession im Stil von 2001, die vorbei ist, bevor man es merkt“.
Zumindest an der Wall Street scheint Einigkeit darüber zu herrschen, dass Amerika nur eine kurze und seichte Rezession bevorsteht.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: “Layoffs, Branch Closures Reveal Banking Crisis May Be Far From Over“ (deutsche Bearbeitung nh).
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