Am Mittwoch: Streik bei Lufthansa trifft Passagiere härter
Die Lufthansa und ihre Kunden stehen vor der nächsten Streikwelle mit zahlreichen Flugausfällen und Verspätungen. Für diesen Mittwoch, 7. Februar, hat die Gewerkschaft Verdi das Bodenpersonal mehrerer Lufthansa-Gesellschaften einschließlich der Technik zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Das Unternehmen rechnet damit, von rund 1.000 geplanten Flügen 100 bis 200 Verbindungen anbieten zu können. Es sprach von mehr als 100.000 betroffenen Passagieren, die ihre Pläne ändern müssen.
Betroffen seien in der Hauptsache die Flüge der Lufthansa-Kernmarke, erklärte ein Sprecher. Stattfinden sollen zehn bis 20 Prozent dieser Flüge von und nach Frankfurt und München, sowohl interkontinentale Verbindungen als auch Europaflüge. Die Details würden in die Datenbank der Website lufthansa.com eingepflegt und die Passagiere entsprechend informiert.
Bestreikt werden am Mittwoch die Lufthansa-Standorte Frankfurt am Main, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf, wie Verdi ankündigte. „Wir gehen davon aus, dass 80, 90 Prozent des Lufthansa-Programms und das der Töchter eingestellt wird“, sagte ein Verdi-Sprecher am Morgen. Allein am Flughafen München sind für Mittwoch rund 400 Flüge der Lufthansa geplant. Beginnen soll der Warnstreik am Mittwoch um 04:00 Uhr morgens und bis Donnerstag um 07:10 Uhr andauern.
Viele Verbindungen fallen aus
Bei der kleineren Lufthansa-Ferienflugtochter Discover Airlines zeigte ein Streik der Piloten schon vorher Wirkung: Am Montag, dem zweiten Streiktag, waren in Frankfurt nur zwei von ursprünglich zwölf geplanten Abflügen möglich, wie aus dem Onlineabflugplan des Flughafens hervorging. Neun Flüge waren gestrichen und eine Verbindung nach Windhoek in Namibia wurde auf Dienstag verspätet. Auch am Sonntag waren zehn von 16 geplanten Abflügen des Ferienfliegers gestrichen worden. Die von München aus geplanten Discover-Flüge im Auftrag der Muttergesellschaft Lufthansa sollten von dieser selbst angeboten werden.
Laut Verdi werden am Mittwoch ausschließlich Lufthansa-Gesellschaften mit zusammen rund 25.000 Beschäftigten bestreikt. Im Einzelnen wurden genannt: Deutsche Lufthansa, Lufthansa Technik, Lufthansa Cargo, Lufthansa Technik Logistik Services sowie Lufthansa Engineering and Operational Services. Insbesondere in München und Frankfurt könne es dazu kommen, dass streikendes Schalterpersonal der Lufthansa auch für Kunden anderer Konzerngesellschaften wie Swiss oder Austrian nicht zur Verfügung steht. Die Technik wartet auch Maschinen anderer LH-Konzerngesellschaften, und die in Düsseldorf bestreikte Gesellschaft Lufthansa-Leos agiert auch als Bodenverkehrsdienstleister anderer Gesellschaften. Lufthansa geht von 20.000 Beschäftigten aus, während Verdi die außertariflichen Kräfte mitzählt.
Die Lufthansa kritisiert den Streik
Das Unternehmen kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaft: „Noch vor Beginn der eigentlichen Verhandlungen ist der Streik auch in Länge und Ausmaß völlig unverständlich“, hieß es. Der Warnstreik belaste Gäste und Mitarbeiter unverhältnismäßig, meinte Personalvorstand Michael Niggemann. Er verwies auf das aktuelle Angebot, das unter anderem Erhöhungen von Vergütung und Zusatzleistungen von insgesamt über 13 Prozent in den nächsten drei Jahren sowie eine signifikante Inflationsausgleichsprämie beinhalte.
Verdi will mit dem Warnstreik den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen. Das Angebot in der zweiten Verhandlungsrunde wurde von der Gewerkschaft zurückgewiesen. Knackpunkte waren laut Verdi etwa die als zu niedrig empfundenen Erhöhungsschritte und die 36-monatige Laufzeit. „Dieser Streik wäre unnötig, wenn Lufthansa den Bodenbeschäftigten die gleichen Erhöhungen zugestehen würde wie anderen Beschäftigtengruppen im Konzern“, sagte Verdis Verhandlungsführer Marvin Reschinsky laut Mitteilung. Auch für einen besseren Service gegenüber den Fluggästen seien bessere Arbeitsbedingungen des Personals nötig. „Sollte die Lufthansa das nach diesem ersten Warnstreik nicht einsehen, dann sind die Beschäftigten auch zu längeren Streiks bereit.“
Im laufenden Tarifkonflikt fordert Verdi 12,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro monatlich bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Außerdem soll es eine konzernweit einheitliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro geben. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 12. Februar in Frankfurt am Main geplant. Drei weitere Runden sind laut Verdi vereinbart.
„Die Reisenden werden zum Spielball“
Im Lufthansa-Konzern ist neben der Tochter Discover auch die jüngste Tochter City Airlines für die verschiedenen Berufsgruppen untarifiert, sodass dort weitere Konflikte drohen. Bei der Stammgesellschaft Lufthansa hat auch die Kabinengewerkschaft UFO bereits mit Warnstreik gedroht.
Die Flughäfen sind derzeit häufiger Schauplatz von Arbeitskämpfen. Erst in der vergangenen Woche hatte Verdi einen Warnstreik der Luftsicherheitskräfte an mehreren Flughäfen organisiert. Hier fielen laut Flughafenverband ADV rund 1.100 Flüge aus und 200.000 Passagiere mussten umplanen. ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel kritisierte das Vorgehen scharf: „Die Auseinandersetzung wird erneut auf dem Rücken Unbeteiligter ausgetragen. Der ohnehin durch hemmende Regulierungen benachteiligte Luftverkehrsstandort Deutschland nimmt Schaden. Reisende werden zum Spielball.“ (dpa)
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