42 Prozent würden bei mangelnder Vereinbarkeit mit Familie Job wechseln
Für erwerbstätige Eltern und Pflegende ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie von großer Bedeutung: 42 Prozent wären bereit, bei mangelnder Rücksichtnahme den Arbeitgeber zu wechseln.
Zu diesem Ergebnis kommt eine am Freitag veröffentlichte Studie der Beratungsgesellschaft Prognos, die das Bundesfamilienministerium in Auftrag gegeben hatte. Repräsentativ befragt wurden dafür mehr als 2500 Beschäftigte mit Kindern oder zu pflegenden Angehörigen.
Flexibilität des Arbeitgebers wichtig
Für etwa 80 Prozent der Befragten gehört demnach mindestens einer der folgenden Aspekte zu den wichtigsten Merkmalen eines Arbeitgebers: Flexibilität für geplante oder spontane Auszeiten und Arbeitszeitunterbrechungen sowie keine Benachteiligung der Karriere.
Sehr wichtig ist dabei für 60 Prozent Flexibilität für Auszeiten und Arbeitsunterbrechungen. Betriebliche Kinderbetreuung oder Ferienprogramme sind hingegen für weniger als 20 Prozent von Bedeutung.
Mütter, Väter und pflegende Angehörige haben in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterschiedliche Erwartungen an ihre Arbeitgeber.
Weil mehrheitlich noch Mütter die Kinder zu Kita und Schule bringen, halten laut Studie 60 Prozent von ihnen eine Rücksichtnahme auf Öffnungszeiten von Betreuungseinrichtungen für sehr wichtig.
Väter wünschen sich Verständnis des Arbeitgebers dafür, dass sie Zeit für ihre Familie einplanen. Dass auch Väter im Unternehmen ermutigt werden, Elternzeit zu nehmen, ist zudem 45 Prozent der Väter sehr wichtig.
Wer Angehörige pflegt will keine Überstunden
Beschäftigte, die Angehörige pflegen, wünschen sich eine Anerkennung ihrer Betreuungssituation. Sie benötigen demnach einerseits Rücksicht auf spontane Betreuungsbedarfe, zugleich sind ihnen zuverlässige Arbeitszeiten ohne Überstunden wichtig.
Den Angaben zufolge sind etwa ein Viertel der Erwerbstätigen in Deutschland Eltern mit Kindern unter 18 Jahren oder pflegende Angehörige – also rund 14 Millionen Menschen.
„Die Studie zeigt: Arbeitgeber riskieren den Verlust von Fachkräften, wenn sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vernachlässigen“, erklärte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne).
„In Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten, dass 42 Prozent der Beschäftigten sich vorstellen können den Arbeitgeber zu wechseln, weil familiäre Belange zu wenig berücksichtigt werden.“
Arbeitskultur ist entscheidend
Das mache deutlich, wie wichtig die Arbeitskultur in den Unternehmen ist, so Paus. „Mütter, Väter und Pflegende brauchen die bestmöglichen Voraussetzungen, um Familie und Beruf in Einklang zu bringen.“
Paus will die Ergebnisse der Studie am Vormittag beim Unternehmenstag der Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) vorstellen.
„Quer durch Branchen und Regionen stufen Betriebe jeder Größe den Fachkräftemangel als eines ihrer zentralen Geschäftsrisiken ein“, erklärte IHK-Präsident Peter Adrian vorab. „Dem müssen wir mit großem Einsatz begegnen.“ Neben dem Engagement der Betriebe sei eine verlässliche, gut ausgebaute und flexible Kinderbetreuung unerlässlich. (afp/red)
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