Wie Zuckerkonsum Autoimmunerkrankungen antreibt

Zucker ist aus der modernen Ernährung nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig leiden immer mehr Menschen unter Autoimmunerkrankungen. Forscher sehen einen Zusammenhang.
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Chips, Smarties, süße Getränke – Zucker ist überall in unserer Ernährung.Foto: Yuliya Apanasenka/iStock
Von 16. Dezember 2023

Autoimmunkrankheiten sind in den westlichen Ländern auf dem Vormarsch. Ein wichtiger Grund dafür ist die Abkehr von der traditionellen Ernährung. Vor allem der übermäßige Zuckerkonsum fordert seinen Tribut.

„Die meisten Menschen in unserer Kultur essen mehr Zucker, als der Körper verkraften kann“, sagte Datis Kharrazian gegenüber der Epoch Times. Er ist klinischer Forscher und außerordentlicher Professor an der Loma Linda University School of Medicine in Kalifornien. 

Übermäßiger Zuckerkonsum verursache über verschiedene Prozesse Entzündungen, die chronisch werden können. Diese wiederum lösen eine verstärkte Immunaktivität aus, die „eine Situation für das Gehirn und den Körper schaffen, die das Risiko für die Entwicklung einer Autoimmunreaktion erhöht“, meinte der Forscher.

Bei Autoimmunerkrankungen kann das Immunsystem nicht zwischen körpereigenem Gewebe und fremden Zellen unterscheiden, was zu einem Angriff auf den eigenen Körper führt. Oder es kann die Intensität der Immunreaktion nicht kontrollieren.

„Bei fast Hundert Autoimmunkrankheiten sehen wir in der Regel eine Person, die sich in einem chronischen Zustand erhöhter Entzündung befindet“, so Kharrazian.

Zucker und Autoimmunkrankheiten

In den vergangenen Jahren untersuchten Forscher immer öfter den Zusammenhang zwischen Entzündungen und zuckerreicher Ernährung. Dabei stellten sie fest, dass ein übermäßiger Zuckerkonsum eng mit schwachen, chronischen Entzündungen und dem Ausbruch von Autoimmunkrankheiten in Verbindung steht.

Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch Nicholas Norwitz, der einen Doktor in Genetik, Anatomie und Physiologie von der Oxford Universität hat. Ihm zufolge kann Zucker Autoimmunkrankheiten verursachen oder verschlimmern. Dies liefere eine stichhaltige biologische Begründung, warum man den Verzehr von Kohlenhydraten bei der Behandlung von Autoimmunkrankheiten einschränken sollte. 

Er wies jedoch auch darauf hin, dass qualitativ hochwertige Studien in diesem Bereich immer noch relativ selten seien. Das liege zum Teil daran, dass die Forschungsgelder für Studien zur Ernährungstherapie deutlich niedriger seien als für Medikamententests, so Norwitz.

„Autoimmunkrankheiten beginnen im Darm“

Doch wie genau verursacht Zucker Entzündungen im Körper? Die Antwort könnte im Darmmikrobiom – die Mikroorganismen, die unseren Darm besiedeln – liegen. „Viele Autoimmunkrankheiten beginnen im Darm“, sagte Aristo Vojdani gegenüber der Epoch Times. Er ist Professor für Präventivmedizin an der Loma Linda University. 

Der Verzehr von raffiniertem Zucker störe das Gleichgewicht des Darmmikrobioms, was zu einer Verringerung von nützlichen und einer Zunahme von schädlichen Bakterien führe. Dieses Ungleichgewicht könne Darmentzündungen verursachen, so der Forscher.

Ferner produzieren die Zucker fressenden schädlichen Bakterien Toxine. Gemeinsam mit Zucker stören diese den Darm und machen ihn durchlässig. Dadurch kommt es zum sogenannten „Leaky Gut“ (durchlässiger Darm), bei dem die Barrierefunktion der Schleimhaut des Darms gestört ist. Diese Veränderungen stehen mit der Entwicklung von Autoimmunkrankheiten in Verbindung.

Da die Darmwand durchlässig wird, würden die von schädlichen Bakterien produzierten Toxine in den Blutkreislauf gelangen, so Vojdani weiter. Dadurch wanderten sie durch den Körper, könnten die Blut-Hirn-Schranke stören und möglicherweise Autoimmunkrankheiten in verschiedenen Teilen des Körpers auslösen.

Zucker bringt das Immunsystem aus dem Gleichgewicht

Ferner können die Toxine, die von schädlichen Bakterien im Körper erzeugt werden, das Gleichgewicht des Immunsystems stören. Sie sorgen dafür, dass der Körper weniger solcher T-Zellen produziert, die helfen, ein stabiles Immunsystem aufrechtzuerhalten. Die T-Zellen, die mit Entzündungen in Verbindung stehen, vermehren sich jedoch stärker.

Zusätzlich zu diesen T-Zell-Mechanismen kann übermäßiger Zuckerkonsum zu Insulinresistenz führen, erklärten Kharrazian und Norwitz, was zur Entwicklung von Autoimmunerkrankungen beitragen kann. Menschen mit Insulinresistenz litten häufig unter chronischen Entzündungen. Außerdem führe ein hoher Zuckerkonsum zur Fettleibigkeit, die naturgemäß entzündungsfördernd sei, so die Forscher.

Zuckerkonsum reduzieren

Deshalb raten die Forscher dazu, den Zuckerkonsum zu reduzieren. „Unabhängig davon, wie viele Kohlenhydrate für eine Person angemessen sind, gibt es keinen Grund, mehr als maximal 25 Gramm Zucker pro Tag zu essen“, so Kharrazian.

„Wenn man den Auslöser [in diesem Beispiel Zucker] entfernt, hat das Immunsystem die Chance, zur Ruhe zu kommen. Die Symptome können abklingen“, ergänzte Norwitz. In der klinischen Praxis habe er beobachtet, dass schwere Autoimmunerkrankungen und Entzündungen nachließen, wenn die Patienten auf eine zuckerfreie beziehungsweise ketogene Ernährung umstiegen.

Weniger Zucker bedeute auch nicht, natürlichen Zucker durch künstliche Süßstoffe zu ersetzen, so Norwitz weiter. Denn sie seien ungesund, krebserregend und könnten das Mikrobiom des Darms schädigen, fügte der Forscher hinzu.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „How Sugar May Be Linked to Autoimmune Diseases“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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