Zahl der Organspender weiterhin niedrig – Intransparenz und mangelhafte Aufklärung bei Organspenden

Die Zahl der Organspender in Deutschland liegt weiter auf relativ niedrigem Niveau. Von Januar bis September zählte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) nach vorläufigem Stand 637 Organspender. Der Verein Kritische Aufklärung über Organtransplantation e.V. (KAO) kritisierte anlässlich des Tages der Organspende die anhaltende Intransparenz und einseitige Aufklärung bei Organspenden durch die zuständigen Stellen.
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Eine Organtransportbox steht in den Räumen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) in Berlin.Foto: Jens Kalaene/dpa
Epoch Times3. November 2016

Die Zahl der Organspender in Deutschland liegt weiter auf relativ niedrigem Niveau. Von Januar bis September zählte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) nach vorläufigem Stand 637 Organspender. Das sind 35 weniger als in den ersten neun Monaten des Vorjahres. In dieser Statistik sind keine Lebendspender berücksichtigt. Mit der zuletzt gesunkenen Bereitschaft zur Organspende beschäftigt sich heute auch der Jahreskongress der DSO in Frankfurt. Dazu wird unter anderem Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) erwartet.

In den ersten neun Monaten des Jahres wurden nach den vorläufigen Zahlen 2256 Organe transplantiert, im Vorjahreszeitraum waren es 2374 gewesen. Das am häufigsten transplantierte Organ ist die Niere.

Kritik an anhaltender Intransparenz und mangelhafter Aufklärung bei Organspenden

Der Verein Kritische Aufklärung über Organtransplantation e.V. (KAO) kritisierte anlässlich des Tages der Organspende am 04.06.16 die anhaltende Intransparenz und einseitige Aufklärung bei Organspenden durch die zuständigen Stellen.

So schreibt die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) in ihrer Ankündigung zum Tag der Organspende 2016, dass im letzten Jahr 3083 Organe transplantiert worden seien. In ihrer Statistik über alle Transplantationen in der BRD und DDR seit 1963 ist von 3776 Organen die Rede – eine nicht unerhebliche Differenz. Erst wenn man genauer nachforscht, erkennt man, dass bei der ersten Zahl die sog. Lebendspenden herausgerechnet worden sind – warum? Möchte man die Gesamtzahl möglichst gering halten, um einen größeren Anreiz zu erzeugen, sich als „Spender“ zur Verfügung zu stellen? Dies ist für KAO nur ein kleines Beispiel für die Undurchschaubarkeit und Manipulierbarkeit des Systems. Skandale im Bereich der Organverteilung, Hirntodfeststellung und Fehldiagnosen erschüttern immer wieder die Öffentlichkeit.

Mit der Veränderung des Transplantationsgesetzes 2012 hin zur „Entscheidungslösung“ wurde ein Transplantationsregister angekündigt, aber noch immer gibt es kein Ausführungsgesetz – darf man da den beteiligten Institutionen vertrauen? Durch unterschiedliche Zahlen ohne amtliche Bestätigung sorgen sie selbst dafür, dass die so oft geforderte Transparenz verhindert wird.

In der erwähnten Presseerklärung steht: „Da gibt es Hoffnung, Freude und Dankbarkeit auf der Empfängerseite…“ Wir empfehlen dazu als Lektüre das neu erschienene Buch „Sterben verboten – die Lüge vom neuen Leben“ von Andrea Sedelmaier (Verlag Fischer & Gann), das auch die andere Seite für Organtransplantierte und deren Angehörigen beleuchtet. Weiter heißt es im DSO-Text: „…aber auch Abschied, Trauer, Hilfsbereitschaft und sehr viel Nächstenliebe bei den Menschen, die sich für eine Organspende entschieden haben.“ Es wird verschwiegen, dass neun von zehn Menschen, denen Organe entnommen wurden, keine eigene Entscheidung getroffen haben. Sie wurden durch Angehörige, die sich in der Regel im Schock befinden, zu „Spendern“ gemacht. Deswegen können wir nicht von einem selbstbestimmten Akt der Nächstenliebe sprechen. Der Nächste ist für die Angehörigen erst einmal ihr Familienmitglied. Mit dem Begriff der Nächstenliebe wird insofern Missbrauch betrieben, als der Blick vom Nächsten, der Hilfe und Zuwendung benötigt, weg auf einen unbekannten Fremden gerichtet wird.

Auch sollten die Menschen wissen, dass man seinen Angehörigen nicht begleiten kann, denn im Sterbeprozess findet ja die Organentnahme statt. Die Gesellschaft hat ein Recht darauf zu wissen, dass der Hirntod als Tod international umstritten ist. Sogar der Deutsche Ethikrat hat 2015 in einem Minderheitenvotum festgestellt, der Hirntod sei nicht der Tod des Menschen.

Wenn jemand geglaubt hätte, mit der Neufassung des Transplantationsgesetzes sei die Tätigkeit von KAO überflüssig geworden – schließlich wird dort gefordert, dass die Aufklärung die gesamte Tragweite zu umfassen habe – wurde schnell eines Besseren belehrt: Die meisten Krankenkassen, die regelmäßig ihre Versicherten zu informieren haben, beziehen sich nach Erfahrung von KAO einfach auf die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, deren Ziel es allerdings ist, die Zahl der Organentnahmen zu erhöhen. „Wir werden unserer Arbeit daher weiter nachgehen wie bislang, und das auch mit relativ großem Erfolg und positiver Resonanz,“ meint Dr. Martin Stahnke, Erster Vorsitzender von Kritische Aufklärung über Organtransplantation e.V. (KAO).

Über den Verein „KAO – Kritische Aufklärung über Organtransplantation e.V.“

KAO ist ein Verein, gegründet von Eltern, die ihre verunglückten Kinder zur Organspende freigegeben haben, ohne die Hintergründe zu diesem Zeitpunkt genau genug zu kennen und ihre Entscheidung bitter bereut haben. „Erst nachdem unsere Kinder beerdigt waren, haben wir begriffen, wozu wir ja gesagt hatten. Wir haben begriffen, dass lebende Organe nicht von Menschen entnommen werden können, die so tot sind, wie wir es uns vorgestellt hatten. Wir haben unsere Entscheidung daher bitter bereut. Durch unsere Zustimmung waren unsere Kinder in ihrem Sterbeprozess, in dem sie unserer besonderen Liebe bedurften, ungeschützt alleingelassen und einer Organentnahme überantwortet, die uns hinterher wie das Ausschlachten eines Autowracks erschien. Wir wollen deshalb durch Aufklärung andere Menschen davor bewahren, unvollständig informiert vorschnell einer Organentnahme zuzustimmen – sei es bei sich selbst oder Angehörigen.“

Auf seiner Internetseite unter www.initiative-kao.de hält KAO ausführliche Hintergrundinformationen und Angehörigenberichte zum Thema Organspende, Transplantation und Hirntod bereit. Diese seien jedem vor Ausfüllen eines Organspenderausweises empfohlen, um sich ein umfassendes Bild über alle Aspekte einer Organentnahme und die Folgen zu machen. Auf der Webseite gibt es unter Materialien auch einen Nicht-Organspenderausweis zum Runterladen und Ausdrucken.

 Nicht-Organspenderausweis zum Runterladen
(dpa/KAO/mh)



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