Weitere Vakzine in der Pipeline und Risiko durch Corona-Mutanten
Die Regierungschefs von Bund und Ländern beraten am Montagnachmittag (01. Februar) über die Lieferverzögerungen bei den Corona-Impfstoffen und das weitere Vorgehen bei der Impfkampagne. Bei der Beurteilung der Lage sind zahlreiche Aspekte zu beachten, die auch einen Blick über die Landesgrenzen hinaus erfordern.
Wie läuft es im internationalen Vergleich mit dem Impfen?
Weltweit wurden bislang mehr als 88 Millionen Dosen an Corona-Impfstoffen verabreicht, davon bis Ende vergangener Woche 26 Millionen in den USA, rund 23 Millionen in China und elf Millionen in der EU.
Von den mehr als 70 Ländern und Territorien, die bislang mit den Corona-Impfungen begonnen haben, ist Israel am weitesten: Mehr als ein Drittel der Bevölkerung hat hier bereits mindestens eine Dosis bekommen.
Großbritannien setzt bereits seit dem 8. Dezember das Vakzin des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer ein und erteilte am 4. Januar als weltweit erstes Land dem Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens Astrazeneca eine Zulassung. In den USA stehen seit Mitte Dezember Impfdosen von Biontech/Pfizer und des US-Unternehmens Moderna bereit.
In China wurde die erste bedingte Zulassung eines Corona-Impfstoffs erst an Silvester für das Vakzin von Sinopharm erteilt. Geimpft wurden verschiedene Risikogruppen in der Volksrepublik aber schon seit dem Sommer. Russland startete seine Impfkampagne mit dem selbst entwickelten Vakzin Sputnik V am 5. Dezember.
In der Europäischen Union begann am 26./27. Dezember der Einsatz des Biontech-Impfstoffs, seit dem 6. Januar wird auch das Moderna-Mittel verimpft. Am Freitag bekam der Impfstoff von Astrazeneca eine Zulassung für die EU.
Wie kommt die Impfstoff-Entwicklung voran?
Die Entwicklung eines Impfstoffs bis zur Marktreife dauert normalerweise im Durchschnitt zehn Jahre. Dank enormer Fördersummen und beschleunigter Forschungs-, Prüf- und Herstellungsverfahren standen gegen Sars-CoV2 aber bereits weniger als ein Jahr nach den ersten bekannten Infektionsfällen Impfstoffe bereit. Und es wird weiter geforscht. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden derzeit weltweit 58 weitere potenzielle Corona-Impfstoffe an Menschen getestet.
Die beteiligten Unternehmen und Institute gehen damit ein Risiko ein. So stoppte der US-Pharmariese MSD-Merck vergangene Woche die Entwicklung von zwei Corona-Vakzinen wegen zu geringer Wirksamkeit.
Welcher ist der beste Impfstoff?
Die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna punkten mit einer sehr hohen Wirksamkeit von 95 beziehungsweise 94,1 Prozent. Beide beruhen auf der neuen m-RNA-Technologie, bei der die Körperzellen Teile der Virus-Erbinformation als Bauplan für Antikörper erhalten.
Der Astrazeneca-Impfstoff ist nach Einschätzung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA im Schnitt zu rund 60 Prozent wirksam. Mit rund 2,50 Euro pro Dosis ist dieser Vektorviren-Impfstoff deutlich günstiger als die Mittel von Biontech und Moderna und außerdem bei normalen Kühlschranktemperaturen haltbar. Das Moderna-Vakzin muss hingegen langfristig bei minus 20 Grad gekühlt werden, das Biontech-Mittel sogar bei minus 70 Grad.
Die EMA empfiehlt den Astrazeneca-Impfstoff für alle ab 18 Jahren, die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts rät wegen zu weniger Testdaten von Senioren von einem Einsatz bei Menschen über 65 Jahren allerdings ab.
Der US-Pharmakonzern Novavax gab die Wirksamkeit seines Impfstoffkandidaten vergangene Woche mit über 89 Prozent an. Der Vakzin-Kandidat von Johnson & Johnson hat nach Angaben des US-Konzerns eine Wirksamkeit von 66 Prozent und vermeidet schwere Covid-19-Erkrankungen zu 85 Prozent.
Wie wirksam sind die Corona-Impfstoffe gegen neue Virus-Varianten?
Ansteckendere Sars-CoV2-Varianten erhöhen den Druck, möglichst schnell zu impfen. Biontech versicherte vergangene Woche, dass sein Impfstoff auch gegen die insbesondere in Großbritannien und Südafrika grassierenden Corona-Mutanten wirksam sei. Auch das Moderna-Mittel wirkt nach Unternehmensangaben gegen sie, allerdings nicht so stark wie gegen das ursprüngliche Virus.
Moderna arbeitet derzeit an Vorgaben für eine Auffrischungsdosis gegen die südafrikanische Variante. Laut mehreren Labor-Studien verringert sich bei dieser Variante nämlich die Wirksamkeit von Corona-Impfstoffen.
Kann der Abstand zwischen erster- und zweiter Impfdosis gestreckt werden?
Biontech und Moderna empfehlen, die beiden notwendigen Dosen ihres Corona-Impfstoffs im Abstand von drei bis vier Wochen zu verabreichen. Um möglichst schnell möglichst vielen Menschen einen Teil-Impfschutz zu geben, strecken manche Länder den Abstand jedoch – etwas das EU-Land Dänemark auf sechs und Großbritannien gar auf zwölf Wochen.
Experten befürchten bei einer solchen Streckung eine geringere Wirksamkeit der Impfstoffe und ein erhöhtes Risiko für das Auftreten neuer Virus-Mutanten. Die WHO erklärte Anfang Januar, der Abstand könne „unter außergewöhnlichen Umständen“ auf maximal sechs Wochen ausgedehnt werden. Die EMA dringt jedoch darauf, sich an die Herstellervorgaben zu halten.
(afp)
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