Warum hetzen wir so durchs Leben?
Fragen Sie sich das auch öfters? Warum bin ich immer dermaßen in Hetze? Und was unternehme ich dagegen? Je mehr wir wollen, je mehr wir uns selbst treiben, umso eher verpassen wir den gegenwärtigen Moment. Was ist es, dass uns so durchs Leben peitscht? Trotz angeblich geregelter Arbeitszeit, Wochenende, Feiertage und Urlaubstage, die auch noch bezahlt werden und einer Rente, so dass wir im hohen Alter nicht mehr arbeiten müssen.
Die meisten von uns hetzen von einem Termin zum nächsten, schlingen in einer viel zu kurzen Mittagspause ihr Essen herunter, lernen durch seltsam abstruse Methoden, wie man noch schneller ein Buch oder Artikel lesen könnte, um sich mit noch mehr Informationen zu füttern, die unser Gehirn aber eigentlich kaum noch aufzunehmen vermag. Irgendein Projekt steht immer an, das möglichst gestern hätte fertig sein müssen. Nicht wenige spüren eine immer mehr steigende Ungeduld, selbst wenn man sich ein bisschen Zeit freischaufelt um zu meditieren. Zur wirklichen Ruhe gelangen viele nicht mehr, so die Klage vieler gestresster Menschen.
Was ist das Problem?
Dabei gibt es viele Bücher, die den Markt überschwemmen, die permanent über die Verlangsamung und das Genießen des Lebens berichten, die das Hier und Jetzt als den glücklichen Augenblick beschreiben. Manchmal fragt man sich zu Recht, ob der oder die Autorin das Buch eigentlich als Therapie für sich selbst geschrieben hat um dann mit dem persönlichen Erfolg uns andere zu therapieren. Natürlich funktionieren all diese Übungen, Lebensratschläge und Tipps, aber das bedeutet nicht, dass der oder diejenige, die das Buch geschrieben hat, perfekt ist. Denn letztendlich geht es doch nur darum, den einen oder anderen Vorschlag in irgendeiner Form in seinen Alltag zu integrieren. Mal wird es gelingen, mal wird man scheitern, das Leben ist nun nicht einmal vorhersehbar.
Von daher, Sie brauchen sich nicht schlecht zu fühlen. Glauben Sie, auch der oder die Autorin wird sich nicht immer an die eigenen tollen Tipps halten können!
Der Mythos des Multitaskings
Also, zurück zum Problem: Warum hetzen wir so durchs Leben? Die Antwort scheint für viele von uns zu sein, dass unser Verstand eine Tendenz zur Gier hat. Es ist nicht gierig in dem Sinne, dass ich viel Reichtum will, aber wenn mein Verstand etwas entdeckt hat, das er mag, will er mehr. Immer mehr.
Hier sind einige Beispiele von Gier, die jeder von uns mit Sicherheit kennt und selbst gespürt und erlebt hat:
Essen: Wenn wir ein Essen bekommen, wie z. B. Schokolade (oder Wein oder Kaffee oder Kekse), dann steigt die Lust und Sucht nach mehr, obwohl wir noch den Mund voll haben!
Produktivität: Wenn man eine Aufgabe erledigt, kommt es nicht selten vor, dass man auch noch 20 weitere Aufgaben machen will, denn oft treibt einem das Gefühl, so viel wie möglich zu erreichen. Der Wunsch, alles auf einmal zu tun, führt zu einem Mangel an Fokussierung auf das Einzelne und endet nicht selten als Kontraproduktiv.
Wissen: Bei vielen Menschen kann auch das Lernen oder das Recherchieren oft manisch werden, weil der Druck vorherrscht, alles über das bestimmte Thema wissen zu wollen. Dann wird sich jedes Buch, jeder Blog-Post oder Artikel, jeder Podcast oder Video angesehen und dann soll möglichst all das angehäufte Wissen angewendet werden. Man kann sich zehn Bücher zu einem Thema kaufen und alle querlesen, ohne eins wirklich durchgelesen zu haben und am Ende ist man mit dem Wissen doch nicht zufrieden. Es scheint nie wirklich genug zu sein.
Erfahrungen: Wenn man in eine neue Stadt reist, möchte man oft alles sehen und erkunden, die besten Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Buchhandlungen und Museen besucht haben. Natürlich ist es nicht wirklich zu schaffen, aber ich werde mein Bestes tun, um alles in meine kurze Reise zu pressen und dafür wird wochenlang alles zu dieser Stadt in diversen Reiseratgebern und Tipps erforscht.
Maximierung: Beobachten Sie mal sich selbst. Gehören Sie zu denen, die möglichst alles in den Tag hineinpressen wollen, nicht nur arbeitsbezogene Aufgaben, sondern auch Zeit mit Familie, Kollegen, Freunde und Bekannten? Natürlich E-Mails checken, meditieren, lesen, und dann noch vielleicht die besten TV-Shows und Filme ansehen und immer mehr, weiter und weiter? Geht Ihnen nicht manchmal da die Luft aus?
Die meisten hetzen durch den Tag, oft auch durch die halbe Nacht und versuchen dabei alles zu erledigen. Möglichst perfekt und gut. Das tut man natürlich immer mit dem Bewusstsein, sich ja auch etwas Gutes zu tun, sich ein gutes Gefühl zu geben. Es ist keine schlechte Sache, mehr vom Leben zu wollen. Aber was ist das Ergebnis von immer mehr wollen, immer mehr Maximierung? Ist es nicht eher so, dass man nie wirklich genug hat, man nie wirklich zufrieden ist, und niemals wirklich genießt oder etwas wirklich wertschätzt?
Sich immer mehr dieser Gier hinzugeben, immer mehr erreichen zu wollen, immer mehr besitzen zu wollen, das ist nicht wirklich ein erfülltes Leben. Es schafft nur immer mehr Lücken, die nicht wirklich gefüllt werden. Was hilfreich wäre, ist auch einmal dem Gefühl mehr haben zu wollen zu widerstehen. Stattdessen sich einmal dem Augenblick hingeben, den Momente genauso zu schätzen, wie vielleicht auch die tolle Aufgabe, die vor einem liegt. Auch mal das Loslassen üben. Sich nicht immer der Gier hingeben.
Die Praxis der Großzügigkeit
Immer wenn Sie eine Tendenz zur Gier spüren, begegnen Sie dieser Gier mit Großzügigkeit. Was hat Großzügigkeit mit dem Rausch unserer modernen Welt zu tun? Einige von uns könnten denken, dass Großzügigkeit bedeutet, Geld oder Besitz an Menschen weiter zu geben, die das vielleicht nötiger haben als wir. Aber das ist nur ein Gefühl der Großzügigkeit. Wirkliche Großzügigkeit wird dadurch gezeigt, wenn wir uns von unserer egozentrischen Ansicht abwenden und uns offen anderen zuwenden. Es könnte so einfach sein, dass man einer anderen Person in unserem Leben unsere volle Aufmerksamkeit schenkt und versucht, diese mal so zu sehen, wie sie ist und was sie vielleicht von uns braucht, anstatt sich darauf zu konzentrieren, was wir aus dem Leben herausholen wollen. Wirklich versuchen, mit einem offenen Herzen anwesend zu sein und zu versuchen, eine andere Person zu verstehen und dieser Person auch zuzuhören. Das ist der Geist der Großzügigkeit. Denn das bedeutet, sich Zeit zu nehmen, und in dem Moment andere Dinge nicht zu tun. Das fördert nicht nur ein zufriedenes Gefühl, sondern dient auch der Gesundheit.
Denn der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln. Das auf dem Antlitz des Gegenübers zu zaubern, das ist ein wundervoller Augenblick.
(Übersetzt und bearbeitet von Jacqueline Roussety)
Quellen:
Why I’m Always in a Hurry and what I’m doing about it
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