Warum Achtsamkeit mehr Freiheit und Klarheit schenkt

Das erste und offensichtlichste Hindernis auf dem Weg zu voller Konzentration bei gleichzeitiger Gelassenheit ist die Ablenkung. Wir befinden uns in einem ständigen Zustand der Bewegung, der Geschäftigkeit und erledigen vielerlei Dinge. Doch wohin führt uns das?
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Weniger Bewertung, weniger Stress, mehr Verbundenheit – dank Achtsamkeit.Foto: francescoch/ iStock
Von 21. September 2024

In unserer zunehmend gesundheitsbewussten Gesellschaft ist Achtsamkeit zum Schlagwort geworden. Doch verbirgt sich dahinter mehr als ein Trend. Achtsamkeit hat sich bereits in vielen Bereichen des modernen Lebens zu einem zentralen Bestandteil entwickelt.

Und dieser Ansatz beschränkt sich längst nicht mehr nur auf den Gesundheitssektor. Auch Bildung, Wirtschaft und Militär haben Achtsamkeit als ein neues Wundermittel entdeckt. Aber was verbirgt sich hinter diesem Konzept?

Was bedeutet Achtsamkeit?

Achtsamkeit, wie sie von Jon Kabat-Zinn, einem der führenden Vertreter dieser Bewegung, definiert wird, bedeutet, die bewusste und wertfreie Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu richten. Einfach gesagt: Es geht darum, voll und ganz im Hier und Jetzt zu sein.

Doch obwohl die Idee simpel erscheint, zeigt sich, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, tatsächlich achtsam zu sein. Studien belegen, dass wir nur etwa die Hälfte unserer Zeit wirklich präsent sind, während unsere Gedanken oft ganz woanders herumwandern. Die Folge? Wir verpassen potenziell die Hälfte unseres Lebens.

Aber warum fällt es uns so schwer, im Moment zu verweilen?

Die Ablenkung als Hauptfeind der Achtsamkeit

Eine der größten Herausforderungen, im gegenwärtigen Moment zu bleiben, ist die ständige Ablenkung. In unserer schnelllebigen Welt sind wir permanent beschäftigt – sei es durch unsere digitalen Geräte, durch Gespräche oder äußere Einflüsse.

Dieses hektische Leben lässt uns selten innehalten, um bewusst den Moment zu erleben. Stattdessen flüchten wir uns in Aktivität, die zu einer Art Verteidigung gegen Achtsamkeit wird.

Jedoch ist die äußere Ablenkung nicht das einzige Hindernis. Eine noch größere Herausforderung stellt unser eigenes Denken dar. Unser Verstand produziert unaufhörlich Gedanken, die uns immer wieder aus dem Hier und Jetzt reißen.

Wir neigen dazu, alles, was wir erleben, zu kommentieren, zu bewerten oder sind dabei, uns auf eine zukünftige Situation vorzubereiten. Oft erfinden wir in Echtzeit Geschichten über das, was gerade passiert, als würden wir uns auf ein späteres Gespräch vorbereiten, statt einfach im Moment zu verweilen.

Typische Denkmuster, die Achtsamkeit erschweren

Neben diesen mentalen Kommentaren gibt es drei Denkmuster, die uns besonders häufig aus der Gegenwart holen:

  • Warum passiert dieser Moment gerade?
  • Was sagt dieser Moment über mich aus?
  • Was muss ich jetzt tun?

Diese Gedanken, die oft versuchen, Kontrolle über das Leben zu erlangen, verhindern, dass wir den Moment in seiner Ganzheit erleben. Wir analysieren, bewerten und planen, anstatt uns einfach dem Fluss des Lebens hinzugeben. Doch unser Verstand traut uns oft nicht zu, dass wir einfach im Moment sein können, ohne ständig die Kontrolle behalten zu müssen.

Der Weg zu einem achtsameren Leben

Wenn wir jedoch den Mut finden, uns ganz dem gegenwärtigen Moment hinzugeben, erwartet uns eine Erfahrung von Verbundenheit und Freiheit.

Anstatt das Leben als etwas zu sehen, das wir kontrollieren müssen, können wir uns selbst als Teil eines größeren Ganzen erfahren, das uns in einen Zustand tiefer Gelassenheit führt. In diesem Prozess finden wir die Möglichkeit, dem alltäglichen Leid zu entkommen und inneren Frieden zu erleben.

Um dies zu erreichen, ist es hilfreich, mit kleinen Schritten zu beginnen. Hier einige Tipps für den Einstieg in ein achtsames Leben:

  • Nehmen Sie sich täglich ein paar Minuten Zeit, um Ihre Umgebung wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten oder zu kommentieren.
  • Setzen Sie sich für 5–10 Minuten in Stille und konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem.
  • Beobachten Sie im Laufe des Tages immer wieder Ihre Gedanken, ohne sich in ihnen zu verlieren. Versuchen Sie, einfach nur zuzuhören, ohne zu bewerten.
  • Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit regelmäßig vom Kopf in den Körper und nehmen Sie bewusst wahr, was Ihre Sinne im Moment erfahren.

Diese einfachen Übungen können einen tiefgreifenden Wandel bewirken. Wenn wir es schaffen, wirklich im Moment zu leben und unsere ständigen Interpretationen loszulassen, entfaltet sich ein tiefer innerer Frieden – ein Zustand, den unser Verstand allein nicht erreichen kann.

Achtsamkeit ist nicht nur eine Modeerscheinung, sondern ein Weg, der uns dabei hilft, ein erfüllteres und friedlicheres Leben zu führen. In einer Welt voller Ablenkungen kann es der Schlüssel zu einem neuen Lebensstil sein, der uns näher zu uns selbst und zu einer tieferen Gelassenheit bringt.

Nancy Colier ist Psychotherapeutin, interreligiöse Seelsorgerin, Autorin, Vortragende und Workshop-Leiterin. Sie schreibt regelmäßig für „Psychology Today“ und „The Huffington Post“. Außerdem veröffentlichte sie mehrere Bücher über Achtsamkeit und persönliches Wachstum.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Mindfulness in Action“. (deutsche Bearbeitung kr)



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