Wunder der Spiritualität: Wie Beten und Meditation das Leben verlängern können

Ein gesunder Lebensstil ist ein wichtiger Faktor für körperliches und geistiges Wohlbefinden. Deswegen achten viele Menschen auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Dabei wird ein anderer wichtiger Faktor oft vergessen: die Spiritualität.
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Spiritualität bringt viele gesundheitliche Vorteile. Das belegen immer mehr wissenschaftliche Studien. Symbolbild.Foto: max-kegfire/iStock
Von 9. Februar 2025

Vor über zwei Jahren hatte Dr. Vipin Mudegowder, aktuell Assistenzarzt für Lungen- und Intensivmedizin, mit den anspruchsvollen Aufgaben seines Praktikums auf der Intensivstation zu kämpfen. Die Konfrontation mit Traumata und der Vergänglichkeit des Lebens fingen an, seine Gesundheit zu belasten. Es fiel ihm schwer, sich selbst aus seinen depressiven Gedanken zu befreien. 

Daraufhin beschloss er, eine spirituelle Routine in sein Leben zu integrieren. Er begann, jeden Tag ein paar Minuten zu meditieren, und hat seitdem nicht mehr damit aufgehört. Diese simple Änderung seines Lebensstils habe ihm dabei geholfen, sein Wohlbefinden zurückzugewinnen, betont er.

Seitdem legte er einen weiten Weg zurück – von einem ängstlichen und deprimierten Praktikanten zu einem optimistischen, einfühlsamen Arzt, der heute Vollzeit in der Notaufnahme arbeitet.

Spiritualität und Gesundheit – die vernachlässigte Verbindung

Dr. Mudegowders Erfahrung ist kein Einzelfall. Immer mehr Studien belegen, dass Spiritualität viele gesundheitliche Vorteile bringt. Sie ist unter anderem mit

verbunden. 

Die weit verbreitete Kultur der „vernachlässigten Spiritualität“ führte jedoch dazu, dass es vielen Menschen schwerfällt, den Zusammenhang zwischen Spiritualität und Gesundheit zu erkennen.

Allerdings würden fast alle Menschen – ob gläubig, agnostisch oder atheistisch – dazu neigen, sich spätestens dann mit dem Thema Spiritualität zu beschäftigen, wenn es gesundheitlich bergab gehe. Das meint Dr. Kyle Gillett, Facharzt für Familien- und Adipositasmedizin.

Religiöse Zeremonien und Langlebigkeit

In diesem Zusammenhang stellten viele Studien fest, dass der Besuch religiöser Veranstaltungen mit einer längeren Lebenserwartung verbunden ist. Laut einer Studie aus dem Jahr 2003 verringert die Teilnahme an wöchentlichen Gottesdiensten das Sterberisiko um sieben Jahre.

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2006 kam zu dem Schluss, dass der praktische Effekt der Teilnahme an religiösen Zeremonien mit dem von Medikamenten wie Statinen (Cholesterinsenker) vergleichbar ist. Diese kommen häufig zum Einsatz, um das Risiko von Herzerkrankungen zu senken. „Der Besuch religiöser Veranstaltungen könnte kostengünstiger sein als Statine“, schrieb der Studienautor.

Darüber hinaus belegte eine Langzeitstudie aus dem Jahr 2022 den Zusammenhang zwischen einer spirituellen Praxis und einem verminderten Risiko für koronare Herzkrankheiten. In einer Nachbeobachtungszeit von drei Jahrzehnten wiesen die Testpersonen im Vergleich zur Gruppe der Agnostiker ein um 32 Prozent geringeres Risiko für einen Tod durch Herzerkrankungen auf – und dies trotz der Prävalenz von Risikofaktoren wie einem niedrigen sozioökonomischen Status und Diabetes.

Laut einer Analyse der Daten aus einer früheren Studie aus dem Jahr 2008 mit fast 93.000 Frauen ist die regelmäßige Teilnahme an Gottesdiensten mit einem um 20 Prozent verringerten Sterberisiko verbunden.

Gebet verbessert körperliche und geistige Gesundheit

Auch das Beten wirkt sich positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit aus. Beispielsweise zeigte eine Studie aus dem Jahr 2024, dass positive Emotionen, die während des Gebets und des gemeinsamen Betens mit der Gruppe erlebt werden, mit einer insgesamt besseren psychischen Gesundheit verbunden sind. Im Gegensatz dazu standen negative Emotionen, die während des Gebets erlebt wurden, mit einem erhöhten Grad an Depressionen und Angstzuständen in Verbindung.

Demnach seien die positiven Wirkungen des Gebets auf die körperliche und geistige Gesundheit messbar, meinte Gillett. „Da ist definitiv etwas dran. Wir wissen noch nicht unbedingt warum, aber die medizinische Wissenschaft veröffentlicht immer mehr klinische Literatur über die Vorteile von Spiritualität und Gebet.“

Laut einer anderen Studie, die im Jahr 2019 in der Fachzeitschrift „Ethnicity and Disease“ erschien, erhält tägliches Beten die neurokognitive Leistungsfähigkeit von Menschen, die einem höheren physiologischen und psychischen Stress ausgesetzt sind.

Darüber hinaus hilft Glaube im Allgemeinen bei Entzündungen. Das zeigte sich in einer Studie aus dem Jahr 2024 mit Erwachsenen mittleren und höheren Alters in den USA. Demnach sanken die Entzündungswerte um bis zu 6,5 Prozent, wenn die Teilnehmer „höhere religiöse Überzeugungen und Werte“ vertraten.

Meditation und Achtsamkeit gegen Stress und Angststörungen

Ferner können spirituelle Praktiken wie Meditation und Achtsamkeit zu beachtlichen strukturellen Veränderungen im Gehirngewebe führen. So führt regelmäßiges Meditieren zu einer deutlich dickeren Hirnrinde in den vorderen Bereichen des Gehirns, die für die kognitive und emotionale Verarbeitung wichtig sind, heißt es in einer Studie aus dem Jahr 2012. Dies könnte damit zusammenhängen, dass während der Meditation Aufmerksamkeit und Emotionen reguliert werden, schreiben die Studienautoren.

Was die Achtsamkeit anbelangt, so zeigte sich, dass sie Angststörungen lindern kann. Allerdings gibt es wenige Untersuchungen, die ihre Wirkung mit der von Standardbehandlungen vergleichen. 

Eine solche Studie erschien im Jahr 2022 in der Fachzeitschrift „JAMA Psychiatry“. Darin verglichen die Forscher die Wirkung einer Achtsamkeitspraxis mit dem des Antidepressivums Escitalopram, das häufig bei der Behandlung von Angststörungen zum Einsatz kommt. Das Ergebnis: Die Achtsamkeitspraxis war genauso wirksam wie das Medikament.

Mitgefühl als Leitfaden für spirituelle Stärke

Dr. Mudegowder zufolge kann jeder „spirituelle Muskeln“ aufbauen. Dazu brauche man auch nicht religiös zu sein. Vielmehr gehe es darum, wie die eigene innere Welt aussieht, so der Assistenzarzt für Lungen- und Intensivmedizin.

Seiner Meinung nach sollte man auf dem Weg zur wahren Spiritualität zunächst eine von Mitgefühl geprägte Haltung entwickeln, indem man freundlich zu anderen und zu sich selbst ist. Er ermutigt Menschen dazu, sich an spontanen guten Taten zu beteiligen. Ein mitfühlender Mensch könne sogar die Herzen von Menschen gewinnen, denen ethische Werte egal sind, so der Arzt. Grobe Umgangsform könnten hingegen selbst diejenigen abschrecken, die eigentlich denselben Glauben teilen.

Tipps, um „spirituell fit“ zu werden

Zudem sei Spiritualität wie ein Muskel, den man Schritt für Schritt aufbauen müsse, meinte dazu der Familien- und Adipositasmediziner Gillett. Ähnlich wie beim Bankdrücken im Kraftsport müsse man allmählich die Belastung erhöhen und die Bewegungen wiederholen. Dies lasse Muskeln wachsen und baue Ausdauer auf. Das Heben von zu schweren Gewichten bewirke jedoch das Gegenteil.

Bei der „geistigen Belastung“ liege der Schlüssel darin, sie so zu wählen, dass sie einen herausfordert, aber nicht überwältigt. Statt beispielsweise ohne jegliche Vorerfahrung mit einer sehr langen Meditation zu beginnen, sollte man lieber ein paar Minuten am Tag meditieren und so seine Kapazität zum Meditieren allmählich steigern.

Spiritualität und Glaube gelten bereits als Faktoren für eine bessere geistige und körperliche Gesundheit; sie steigern zudem die Lebenszufriedenheit. Wer sein Wohlbefinden steigern möchte, sollte deshalb vielleicht einen Gang zurückschalten. Er sollte einen Moment innehalten, über seine gegenwärtige Lebenssituation nachdenken und überlegen, welche sinnvollen Veränderungen er anstoßen könnte.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „The Cost of Neglecting Spirituality“. (redaktionelle Bearbeitung ee)



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