Neues Trainingsgerät für Weltraumreisende wurde beim Mars-500-Experiment ausführlich getestet
Psychischer Druck und soziale Spannungen sind ernste Gefahren für lange Weltraumreisen, daher testet man schon auf der Erde, wie sich Isolation und Eintönigkeit auf verschiedene Personen auswirken. Ein wichtiger Teil des Tagesablaufs ist ein maßgeschneidertes Trainingsprogramm. An der TU Wien wurde daher – in Kooperation mit Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftlern der Universität Wien und Biomedizinerinnen aus Moskau – ein Trainingsgerät entwickelt, das beim Mars-500-Experiment nun ausführlich getestet wurde.
Stärkere Kräfte durch besseres Training
„Trainingsgeräte für Weltraumaufenthalte gibt es schon lange, doch die bisher verfügbaren Geräte können Muskel- und Knochenschwund nicht vollständig aufhalten“, erklärt Professor Thomas Angeli vom Institut für Konstruktionswissenschaften und Technische Logistik der TU Wien. Nach dem aktuellen Stand der Sportwissenschaft und aufgrund von Erfahrungen aus bisherigen Projekten wurde daher nun ein neues Gerät entwickelt. Es soll beim Training ausreichend hohe Reize setzen, um dem Abbau von Muskeln und Knochen in der Schwerelosigkeit erfolgreich entgegenzuwirken. Möglich ist das durch einen kleinen Elektromotor. Kräfte einfach über Gegengewichte aufzubringen, wie das bei den meisten Fitnessgeräten üblich ist, wäre in der Schwerelosigkeit freilich unmöglich.
Training und Diagnose
Mit unterschiedlichen Übungen können verschiedene Muskelpartien trainiert werden. „Unser Krafttraining soll möglichst effizient und zeitsparend sein – schließlich ist die Zeit von Weltraumreisenden wertvoll“, meint Roman Talla (TU Wien). Das Gerät wird nicht nur zum Training, sondern auch zur Diagnose eingesetzt: Mit unterschiedlichen Messungen kann der Zustand und der Kraftverlauf bestimmter Muskelgruppen beobachtet werden.
Auch für Rehabilitation einsetzbar
Ob das Gerät tatsächlich demnächst im Weltraum, bzw. auf dem Weg zum Mars verwendet werden wird, steht noch nicht fest. „Wir würden uns natürlich wünschen, dass unsere Entwicklung auch der Besatzung der Raumstation ISS zugutekommt“, meint Thomas Angeli, „doch die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen.“ In jedem Fall können ähnliche Trainingsgeräte aber für Reha-Patientinnen und -patienten Vorteile bringen: Wer lange Zeit im Bett verbringen muss, leidet ebenfalls unter Muskel- und Knochenschwund – Komapatienten noch drastischer als Weltraumreisende im All. (idw / mcd)
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