Fitness-App für Hartgesottene

Titelbild
Geräte oder eine besondere Ausrüstung braucht man nicht, trainiert wird mit dem eigenen KörpergewichtFoto: Lior Mizrahi/Getty Images
Von 10. März 2015

Felix Schmidt rinnt der Schweiß an den Schläfen herab, beim Atmen stößt er kleine Wolken aus. Seine Beine stehen parallel und hüftbreit auseinander, die Arme hat er nach vorn gestreckt. Mit geradem Rücken setzt er sich auf einen imaginären Stuhl. Immer und immer wieder. Jeder Muskel seines Körpers ist angespannt. Felix ist konzentriert, denn er zählt mit, während er in schnellem Tempo eine Kniebeuge nach der anderen durchführt. 147, 148, 149. Noch ein letztes Mal atmet er scharf ein, zieht seinen Körper nach unten, stößt die Luft aus – 150. Geschafft. Für heute. Morgen geht das eisenharte Training mit der „Freeletics“-App weiter.  

Was hinter „Freeletics“ steckt

In 15 Wochen zur Form des Lebens. Das verspricht die Münchner App „Freeletics“ – ein Ganzkörper-Trainingsprogramm aus fordernden und dynamischen Übungen. Geräte oder eine besondere Ausrüstung braucht man dazu nicht, trainiert wird mit dem eigenen Körpergewicht. Wer sich an das individualisierte Trainingsprogramm hält, soll in kurzer Zeit vom untrainierten Bürohocker zum gestählten Fitnesshelden werden. Doch man muss bereit sein, sich zu quälen. Liegestützen, Kniebeugen und Burpees sind Programm.

Felix studiert Geschichte in München. Seit dem Studium verbringt er zu viel Zeit am Schreibtisch und zu wenig im Fitnessstudio, wie er selbst sagt. „Ich war unzufrieden mit mir und meinem Körper und wollte wieder etwas machen. Dann hat mir eine Freundin von „Freeletics“ erzählt“, sagt der Student. Er kann die Übungen überall machen, Zuhause oder im Garten mit Freunden. Und das Workout dauert maximal 45 Minuten, ein weiterer Pluspunkt. In kürzester Zeit ist Felix begeistert. Die Fortschritte am eigenen Körper spornen ihn an.

„Freeletics“ trifft den Zeitgeist. Es ist zum Trend geworden, ein ausgeglichenes Leben zu führen, auf die eigene Ernährung zu achten und Sport zu treiben. „Unsere Freien Athleten, wie wir sie nennen, sind starke Persönlichkeiten die wissen, dass sie alles erreichen können, wenn sie dafür hart und konsequent arbeiten. Das bewegt auch andere Menschen und motiviert sie, ebenfalls den Weg in ein gesünderes und erfüllteres Leben zu gehen“, erklärt Daniel Sobhani, Geschäftsführer von „Freeletics“.

Das Geschäft mit der Motivation

Ihr Erfolg ist vor allem auf ein ausgeklügeltes Marketing und die richtige Motivation zurückzuführen. Auf der Homepage rufen die Macher dazu auf, sich wöchentlich zu fotografieren, um die Fortschritte zu dokumentieren. Die persönlichen Trainings-Ergebnisse können Nutzer über die App mit anderen „Freeletics“-Mitgliedern teilen, wodurch ein regelrechter Hype um die Fitness-App entstand. Das Internet ist voll von ästhetisierten Vorher-Nachher-Bildern und -Videos in denen Menschen stolz ihren straffen Body präsentieren.

Auch Felix stellte seine Transformation ins Netz. Das vierminütige Video erinnert an einen heroischen Actionfilm und wurde bereits über eine Millionen Mal geklickt. „Anstatt energiegeladen und glücklich zu sein, fühlte ich mich müde, energielos und erschöpft. Alles veränderte sich, als ich begann wieder regelmäßig zu trainieren“, so lautet seine Botschaft, die in dicken Lettern über den Bildschirm läuft. Während einen der pompöse Song „Heart of Courage“ von „Two steps from Hell“ beschallt, kann man im Video dabei zusehen, wie aus dem schmächtigen Kerl ein muskelbepackter Mann wird, der selbstbewusst in die Kamera grinst.

Nach Angaben des Unternehmens gibt es weltweit drei Millionen registrierte User. Mitte Februar wurde „Freeletics“ über 1,5 Millionen Mal im App Store herunter geladen – ein Meilenstein für die Fitness-App, die 2012 von den drei Münchnern Andrej Matijczak, Joshua Cornelius und Mehmet Yilmaz in Zusammenarbeit mit Personal Trainern und Sportwissenschaftlern entwickelt wurde.

Gefahr vor Überanstrengung

Da man bei „Freeletics“ die Muskeln bis zum Versagen beansprucht, ist vor allem für Anfänger die Gefahr groß, sich zu überlasten und zu verletzen. Das passierte Simon Wild. Der 32-jährige Bankkaufmann bekam nach dem ersten Training starke Knieschmerzen. „Die App wies mich an, 50 Kniebeugen zu absolvieren. Danach konnte ich kaum mehr laufen. Ich musste das Training für mehrere Tage unterbrechen aber auch beim zweiten Mal schmerzten meine Knie stark“, sagt der Berliner.

Für Evi Schmitt, Diplom-Sportlehrerin an der Technischen Universität München ist dies keine Überraschung. Gerade bei Übungen wie Burpees oder Kniebeugen ist die korrekte Ausführung wichtig, um Muskeln und Gelenke nicht nachhaltig zu schädigen. „Burpees erfordern eine sehr hohe Rumpfspannung. Wer die nicht hat, hängt durch. Dadurch werden die Bandscheiben gequetscht und die Wirbelsäule gerät in ein starkes Hohlkreuz – nicht gerade gesundheitsförderlich.“ Für Anfänger ist es deshalb empfehlenswert, die Übungen mit einem Trainer durchzuführen, um die korrekte Ausübung zu lernen und so Schädigungen vorzubeugen. Wichtig sind zudem regelmäßige Ruhetage, um Überbelastung zu vermeiden und dem Körper Zeit zur Regeneration zu geben.

Nach den ersten 15 Wochen, dem Basisprogramm von „Freeletics“, war der Sport für Felix zum festen Bestandteil seines Alltags geworden. Er machte weiter. „Ich trainiere zwar nicht mehr so oft wie am Anfang, aber die App hält mich fit und es fühlt sich gut an, was für den eigenen Körper zu tun, gerade wenn man sonst so viel am Schreibtisch sitzt.“



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion