Virologe Streeck: Keine „zweite Welle“, sondern eher eine „Dauerwelle“
Statt von „Corona-Krise“ sollte man nun eher von „Corona-Alltag“ reden, statt von „zweiter Welle“ von „Dauerwelle“, erklärt der Bonner Virologe Hendrick Streeck. Er appelliert an die Politik, pragmatisch an neue Ansätze heranzugehen.

Professor Hendrik Streeck, Direktor des Institut für Virologie an der Uniklinik in Bonn.
Foto: Federico Gambarini/dpa/dpa
„Wie bei anderen Coronaviren auch werden wir immer im Sommer einen Rückgang der Infektionen sehen, im Frühjahr, Herbst und Winter eine Zunahme. Ich kann nicht erkennen, dass wir jetzt in einer zweiten Welle sind. Von einigen plötzlichen Ausreißern abgesehen gibt es gerade keinen deutlichen Anstieg“, erklärt Hendrick Streeck.
Der Bonner Virologe sieht keine zweite Welle an COVID-19-Erkrankungen, die von manchen Politikern (Ullmann, Spahn, Kretschmann) erklärt wurde. Statt „Corona-Krise“ wäre eher von „Corona im Alltag“ zu reden, sagte Streeck am 16. Juli im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ).
Er appelliert an die Politik, pragmatisch an neue Ansätze heranzugehen. „Das Virus ist Teil von unserem Alltag geworden, wir werden es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht loswerden“, so Streeck.
„Dauerwelle“ statt „Zweiter Welle“
Für den Virologen ist es notwendig, Szenarien für den Fall zu entwickeln, dass es vielleicht gar keinen Impfstoff geben werde. Bisher wurde für keines der verschiedenen Coronaviren ein Impfstoff gefunden. Alle Infektionen mit SARS-CoV-2 könnten nicht unterbunden werden. Allerdings sei dies auch nicht notwendig, da die „große Mehrheit einen milden bis asymptomatischen Krankheitsverlauf hat“.
Es wäre sinnvoll, eher die Menschen zu schützen, die einen schweren Verlauf der Krankheit durchmachen.
„Man könne die Pandemie weltweit nicht durch die Unterbrechung der Infektionsketten, Testungen und Quarantäne beenden, lediglich kontrollieren“, zitiert ihn das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Der Virologe sieht den Begriff „zweite Welle“ kritisch. Dieser suggeriere, dass die erste Welle bereits abgeschlossen sei und eine zweite viel schlimmer werde. Streeck sagte gegenüber der „FAZ“: „Wir müssen realisieren, dass das Virus hier ist und nicht mehr weggehen wird, dass wir es gewissermaßen mit einer Dauerwelle zu tun haben.“
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